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Würzburg: Würzburger Adventskalender: Der Nikolaus, der am Türstock hängen blieb

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Würzburger Adventskalender: Der Nikolaus, der am Türstock hängen blieb

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    Würzburger Adventskalender: Der Nikolaus, der am Türstock hängen blieb
    Würzburger Adventskalender: Der Nikolaus, der am Türstock hängen blieb

    Wie in vielen Familien mit Kindern kam auch bei Schliers alljährlich am 6. Dezember der Nikolaus. Das Wohnzimmer war stets vorweihnachtlich geschmückt und mit sanftem Kerzenlicht beleuchtet. Ich erinnere mich, dass es zuhause nicht nur festlich aussah, sondern es roch sogar vorweihnachtlich. Und es lag immer eine ganz besondere Spannung in der Luft.

    Was ich erst viele Jahre später erfahren sollte: In einem Jahr fiel der für den Nikolaus-Auftritt gebuchte Student wegen Krankheit aus und spontan erklärte sich der damalige Leiter der Schlier-Deko-Abteilung, Herr Müller (Name geändert), bereit, als Nikolaus einzuspringen.

    Nun muss man wissen, dass Herr Müller mit fast zwei Metern ein sehr großer Mann war. Am diesem besagten Nikolaus-Abend saßen im Kreise der Erwachsenen meine Schwester, ich sowie zwei weitere Kinder von Freunden unserer Eltern gespannt im Wohnzimmer. Wir taten das, was alle am Nikolausabend tun: Wir sangen Lieder, meine Schwester spielte Blockflöte, wir naschten die von meiner Mutter selbstgebackenen Weihnachtsplätzchen – und wir warteten. Und warteten.

    Dann endlich kam er – der heiß ersehnte Nikolaus. Wir Kinder waren von der stattlichen Figur sehr beeindruckt – und vielleicht auch etwas eingeschüchtert. Denn mit seiner Mitra sah der Nikolaus wie ein Riese aus. Der Aushilfs-Nikolaus, der sich mit den Örtlichkeiten leider nicht ganz so gut auskannte, blieb beim Betreten des Wohnzimmers mit seiner Mitra am Türstock hängen und – es kam wie es kommen musste – die Mitra fiel mitsamt dem Rauschebart zu Boden. So kam das wahre Gesicht des Nikolauses zum Vorschein.

    Da rief meine Schwester voller Erstaunen: "Das ist doch der Herr Müller aus dem Geschäft?!". Unsere Eltern verneinten natürlich die Frage sofort, halfen dem armen Herrn Müller wieder zu Amt und Würden, also zu Mitra und Vollbart. Und alles war, wie es sein sollte. Der Abend verlief erwartungsgemäß mit Vortreten, Gedicht aufsagen, wir bekamen unsere kleineren und/oder größeren Fehltritte zu hören, wir versprachen artig Besserung und erhielten ein kleines Geschenk.

    Am Ende leerte der Nikolaus einen großen braunen Jutesack auf einem großen Tuch auf dem Boden aus mit Nüssen, Mandarinen und kleinen Schokolade-Teilchen, auf die wir Kinder uns begeistert stürzten. Alle waren glücklich, bis auf meine Schwester. Sie murmelte den ganzen Abend immer wieder vor sich hin:  "Ich bin mir ganz sicher, das war der Herr…".

    Text: Carl Schlier

    Foto: Ulises Ruiz/Montage: Anne Schmidhuber

    Carl Schlier ist Geschäftsführender Gesellschafter der Schlier GmbH in Würzburg.

    In der Kolumne "Würzburger Adventskalender" schreiben Menschen aus der Region Würzburg Anekdoten und Gedanken rund um Advent und Weihnachtsfest.

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