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Würzburg: Würzburger Arzt mahnt: Ernste Symptome nicht zu schnell als Impf-Folge abtun

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Würzburger Arzt mahnt: Ernste Symptome nicht zu schnell als Impf-Folge abtun

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    Befürchtet, dass manche Symptome zu schnell als Folge der Corona-Impfung abgetan werden und Krankheiten unbehandelt bleiben: Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte.
    Befürchtet, dass manche Symptome zu schnell als Folge der Corona-Impfung abgetan werden und Krankheiten unbehandelt bleiben: Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Foto: Thomas Obermeier

    Schmerzen an der Einstichstelle, Müdigkeit, vielleicht auch grippeähnliche Beschwerden. Solche Reaktionen können laut Robert Koch-Institut (RKI) in den ersten Tagen nach einer Corona-Impfung auftreten. Aber Luftnot oder ein starkes Druckgefühl im Brustkorb? Bei solchen Symptomen sollten Betroffene und Mediziner hellhörig werden, sagt Dr. Matthias Held, Ärztlicher Direktor am Klinikum Würzburg Mitte. Denn: "Wir hatten in letzter Zeit mehrfach Patientinnen und Patienten, deren Beschwerden leichtfertig und fälschlicherweise als Folgen einer Corona-Impfung abgetan wurden." Schwere andere Erkrankungen könnten so verspätet diagnostiziert werden, warnt der Lungenspezialist. "Das kann gefährlich werden."

    Held nennt ein Beispiel: "Wir behandeln bei uns im Klinikum eine 38-jährige Frau, die immer schwerer Luft bekam und vor allem bei Belastung kaum atmen konnte." Sie sei im Mai gegen Covid-19 geimpft worden. Nach der Impfung hätten sich ihre Probleme beim Atmen und ihr Zustand verschlechtert. "Ihre Beschwerden hat man schnell auf die Impfung geschoben – das war voreilig."

    Rechtzeitige Diagnosen sind bei schweren Erkrankungen oft wichtig

    Tatsächlich sei bei der Patientin dann eine Lungenhochdruck-Erkrankung festgestellt worden, sagt Held, eine sogenannte pulmonale arterielle Hypertonie. Die Erkrankung ist bis heute nicht heilbar, könne jedoch mit Medikamenten gut behandelt werden. Das Problem: "Wird die Erkrankung nicht rechtzeitig erkannt, wird die rechte Herzkammer überlastet und das kann zum Rechtherzversagen führen", sagt Held. Wichtig sei es deshalb, die Diagnose früh zu stellen.

    Die Patientin mit Lungenhochdruck sei kein Einzelfall. In der Notaufnahme des Klinikums Würzburg Mitte hätten sich zuletzt "eine Reihe von Patienten vorgestellt, denen zuvor auswärts unkritisch gesagt wurde, sie seien geimpft und ihre Beschwerden kämen von der Impfung". Vorsicht sei etwa auch beim sogenannten Fatigue-Syndrom geboten, sagt Held. Die Müdigkeit werde häufig in Zusammenhang mit einer Corona-Impfung oder mit Post-Covid diskutiert – sie sei aber beispielsweise auch ein typisches Symptom bei manchen Autoimmunerkrankungen und bei Systemerkrankungen wie der Sarkoidose.

    Typische Corona-Impfreaktionen sind Schmerzen an der Einstichstelle und Müdigkeit

    Generell gilt laut Held, dass Reaktionen auf eine Impfung möglich sind - in der Regel in der ersten Woche nach der Immunisierung. "Impfreaktionen lassen sich zeitlich der Impfung zuordnen", sagt auch Dr. Christian Pfeiffer, unterfränkischer Vorsitzender des bayerischen Hausärzteverbandes. Nach drei bis vier Tagen seien solche Reaktionen normalerweise wieder verschwunden.

    Sollten Probleme nach einer Impfung länger anhalten, müssten Patienten "gründlich untersucht werden, um eine andere organische Ursache auszuschließen", sagt Pfeiffer. In seiner Hausarztpraxis in Giebelstadt (Lkr. Würzburg) habe er jedoch noch keine Fälle gehabt, bei denen Beschwerden fälschlicherweise als Nebenwirkungen einer Covid-Impfung eingestuft wurden.

    Impfreaktion oder Impfkomplikation oder Impfnebenwirkung?

    Laut bayerischem Gesundheitsministerium sind die bislang am häufigsten berichteten Reaktionennach der Corona-Impfung Schmerzen, Schwellungen, Rötung oder Juckreiz an der Einstichstelle sowie Abgeschlagenheit, Übelkeit, Kopfschmerzen, Gelenk- oder Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Fieber. Insgesamt treten Impfreaktionen bei jüngeren Menschen etwas häufiger auf als bei älteren.

    Als Impfkomplikationen oder -nebenwirkungen gelten seltene, über eine Impfreaktion hinausgehende Folgen einer Immunisierung. Bei Corona könnten das allergische Reaktionen bis hin zum Schock sein, heißt es auf der Informationsseite des Ministeriums. Zudem seien bei den mRNA-Impfstoffen vorübergehende Gesichtslähmungen beschrieben worden.

    Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden außerdem "sehr selten Fälle von Herzmuskel- und Herzbeutelentzündungen" beobachtet. Nach Impfungen mit Vektor-Impfstoffen seien selten Blutgerinnsel, teilweise auch schwere Blutungen aufgetreten – meist zwei bis drei Wochen nach der Impfung und uberwiegend bei Personen unter 60 Jahren.

    Verschlechterung von Beschwerden nicht leichtfertig auf Impfung schieben

    "Das Entscheidende ist: Wenn ein Geimpfter Nebenwirkungen feststellt, die über Müdigkeit, Grippesymptome oder Gliederschmerzen hinausgehen, dann muss er sich ärztlich untersuchen lassen", sagt Held. Dann sei es wichtig, "dass man nicht denkt, das kommt sowieso von der Impfung". Ebenso sollten weder Betroffene noch Mediziner eine Verschlechterung von bereits lange anhaltenden Beschwerden leichtfertig auf die Impfung schieben. 

    Bei der Lungenhochdruck-Patientin habe es leider "eine ganze Weile gedauert", bis sie in die Spezialambulanz geschickt wurde, sagt Held. Mittlerweile werde sie mit Medikamenten behandelt und "es geht ihr wieder deutlich besser".

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