Kai Fraass und Gunther Schunk haben Grund zu feiern: Ihr aktueller Band "Asterix un di Schbessarträuber" (Asterix und die Spessarträuber) steht auf Platz eins der deutschen Comic-Charts. "Das macht uns natürlich super stolz. Für eine vermeintlich kleine Region wie Mainfranken ist das bemerkenswert", sagt Gunther Schunk. Ein Werk in fränkischer Mundart ganz oben in der bundesweiten Rangliste? "Wir scheinen auch in Berlin und München unsere Leser zu haben."
Anfang April ist der sechste Band der seit 18 Jahren bestehenden Reihe "Asterix uff Meefränggisch" im Egmont-Verlag erschienen. Darin geht es um den 100 Jahre alten Konflikt zwischen Städtern und Landbevölkerung, zwischen "den schlauen Würzburgern und den Hinterwäldlern aus dem Spessart". wie Fraass berichtet. "Aber natürlich geht der Wettkampf unentschieden aus. Alle sind Mainfranken, alle sind unbeugsam und stellen sich gegen die Besatzer." Auch wenn der neue Band in der Corona-Zeit entstand, ist die Pandemie kein Thema in der Geschichte, sagt der Texter: "Das haben wir bewusst außen vor gelassen. Corona ist nichts Lustiges."
Der Einsatz für den sechsten Band hat sich gelohnt
Fraass, der sich selbst als absoluten Comic-Nerd bezeichnet, hätte es "nicht im Traum erwartet", dass sein Werk mal auf Platz eins im Ranking liegen würde - vor Lucky Luke und vor Mickey Mouse. "Das ist für mich mit keinem Geld der Welt aufzuwiegeln." Dabei sei nach dem fünften Band der Mundart-Reihe noch nicht mal klar gewesen, ob es einen weiteren Band geben würde. "Doch dann kam mir die richtig gute Idee, und ich konnte Gunther überzeugen", sagt Fraass. Wie sich jetzt zeigt, hat sich der Einsatz gelohnt.

Ob die Autoren selbst eine Vermutung haben, warum genau Band sechs die Charts eroberte? Ein Punkt ist, vermutet Schunk, "dass die Menschen froh sind, wenn es in dieser harten Corona-Zeit etwas zu lachen gibt". Das komme gut an. Und auch die Anspielung auf den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder als "Magnus Södrus Maximus", Chef der Besatzer aus München, sei gut aufgenommen worden. Söder selbst habe sich jedenfalls geschmeichelt gefühlt, berichtet Fraass. In einer Videobotschaft habe der Ministerpräsident erklärt, dass er selbst seit der Kindheit Asterix-Fan sei und als gebürtiger Franke mit der Mundart überhaupt kein Problem habe.
Hinzu kam die Fügung: "Als wir den sechsten Band schrieben, wussten wir noch nichts über Markus Söder als potenziellen Kanzlerkandidaten. Das hat uns dann natürlich in die Karten gespielt", sagt Fraass. In der Presse sei der Asterix-Band vielfach aufgegriffen worden. Zeitungen, Rundfunk und auch mehrere Fernsehsender hätten darüber berichtet. "Die Resonanz war fast so groß wie bei unserem allerersten Band im Jahr 2003." Sicherlich habe auch dies zu höheren Verkaufszahlen beigetragen.
Karoline Westermeyer-Benz, Product Manager beim Egmont Verlag, bringt den Erfolg auch mit den Übersetzern selbst in Verbindung: "Die Autoren verstehen es, regionale Bezüge einzubinden und erzeugen so ein Heimatgefühl." Der aktuelle Band habe sich seit April bereits etwa 8000 Mal verkauft. "Die erste Auflage ist damit fast ausverkauft, und es wird nachgedruckt", so Westermeyer-Benz. Insgesamt liefe die mainfränkische Mundart-Asterix-Reihe außerordentlich gut und habe sich schon über 100 000 Mal verkauft.
Das Würzburger Autoren-Duo bedauert nur, dass wegen Corona noch keine Lesungen stattfinden konnten. "Wenn es die Zahlen zulassen, haben wir im Herbst eine kleinere Tour geplant", kündigt Fraass an. Der Kontakt zu den Veranstaltern sei da, Nachfragen gebe es viele. Ob es angestachelt vom Erfolg einen siebten Band geben wird? Dialektologe Gunther Schunk sagt: "Eigentlich war der Plan dann aufzuhören, außer es gibt eine besonders tolle Idee." Kai Fraas hingegen scheint diese Idee bereits im Kopf auszubrüten, aber verraten will er noch nichts. "Erstmal wird jetzt bei einem 'magic Schoppen' in der Außengastronomie unser Chart-Erfolg gefeiert, dann sehen wir weiter."