Der Beschluss des Stadtrats, den bislang kostenfreien Würzburger Parkplatz Talavera ab Juni zu bewirtschaften, hat Jasmin Puhl-Brandt, Florian Wilbald und Hans Staschek sehr geärgert. Deshalb haben die Würzburgerin und die beiden Würzburger Ende Januar das Bürgerbegehren "Kostenfreies Parken auf der Talavera" initiiert. "In 80 Geschäften in der Stadt liegen Unterschriftenlisten aus", sagt Sprecher Wilbald.
Was ist die Motivation der Initiatoren des Bürgerbegehrens?
Die drei Initatoren sind von der beschlossenen Einführung einer Parkgebühr von 30 Cent pro halbe Stunde selbst nicht betroffen. "Uns geht es um die Menschen, die das bezahlen müssten", antwortet der 40-Jährige auf die Frage nach seiner Motivation. "Ich bin früher jahrelang von Sommerhausen nach Würzburg gependelt und habe damals auch ab und zu auf der Talavera geparkt. Dass das Parken dort jetzt Geld kosten soll, ist nicht sozialverträglich."

Wilbald betont, dass er und seine Mitstreiter nicht grundsätzlich gegen das von den Fraktionen von Grünen, Linken, FW-FWG und FDP/Bürgerforum sowie Stadträtinnen und Stadträten von ÖDP, WL und ZfW beschlossene Verkehrskonzept seien, mit dem der Individualverkehr in der Innenstadt verringert und neue Parkmöglichkeiten an deren Rand geschaffen werden sollen. "Wir sind ja nicht gegen Klimaschutz", sagt der Vertriebsleiter eines IT-Unternehmens. "Aber der Parkplatz Talavera muss kostenlos bleiben."

Während Wilbald erklärt, dass er keiner Partei angehört, haben Jasmin Puhl-Brandt und Hans Staschek bei der Kommunalwahl 2020 auf der Liste der Freien Wähler Würzburg (FWG) kandidiert. Staschek arbeitet als Physiotherapeut.
Jasmin Puhl-Brandt ist Mitglied der Freien Wähler Würzburg
Die Würzburgerin Puhl-Brandt ist Mitglied der FWG, ihr Mann Andy Puhl ist FWG-Stadtrat. Er stimmte im Januar gegen die Einführung der Bewirtschaftung.

Auf die Frage, ob ihr Einsatz, die Talavera-Gebühren zu kippen, mit ihrem Ehemann abgestimmt ist, sagt die 47-Jährige: "Ich bin eigenständig genug, um das selbst zu entscheiden". Ihr Engagement habe nichts mit der politischen Haltung ihres Mannes zu tun. Neben sozialer Gerechtigkeit geht es der Betreiberin der Bilder- und Rahmenmanufaktur Arte in der Sedanstraße vor allem um die Zellerau. "Wenn die Talavera nicht mehr kostenlos wäre, würde der Stadtteil im Verkehr ersticken."

FWG-Chef Josef Hofmann, dessen Fraktion dem Verkehrsbündnis um die Grünen angehört, hat mit unterschiedlichen Meinungen innerhalb seiner Gruppierung kein Problem. "Bei uns gibt es keine Einheitsmeinung und keinen Fraktionszwang", sagt Hofmann. Allen anderen Punkten des gemeinsam erarbeiteten Verkehrskonzepts habe seine Fraktion geschlossen zugestimmt.
Text des Bürgerbegehrens "Kostenfreies Parken auf der Talavera""Ich unterstütze mit meiner Unterschrift die Initiative, die einen Bürgerentscheid mit folgender Frage herbeiführen will: Soll das Parken auf der Talavera weiterhin kostenfrei sein? Begründung: Eine Bewirtschaftung der Talavera ist für Anwohner, Pendler, Auszubildende und wirtschaftlich schwache Personen, weder sozialverträglich noch vertretbar. Der Stadtrat hat am 20.01.2022 einen Tageshöchstsatz, inkl. kostenfreien ÖPNV, für 9 Euro als Einführungspreis beschlossen. Die Mehrzahl der Betroffenen geht jedoch zu Fuß von der Talavera zu ihrer Arbeitsstelle. Circa 12 000 Bürger beziehen in unserer Stadt Sozialtransferleistungen, bei denen ein KfZ unter einem Wert von 7000 Euro in der Antragstellung nicht berücksichtigt wird. Sie können sich keinen Parkplatz leisten. Ebenso pendeln Fachkräfte aus dem Landkreis nach Würzburg. Für den Großteil stellt der ÖPNV keine Alternative dar, sondern ein kostenfreier Parkplatz. Die Folge kann eine Abwanderung von Fachkräften bedeuten."Quelle: Bürgerbegehren "Kostenfreies Parken auf der Talavera"