Während nun ein Corona-Impfstoff zur Verfügung steht, ist ein wirkungsvolles Medikament gegen Covid-19 noch nicht auf dem Markt. Hoffnung, dass sich das ändern könnte, geben nun Forscher aus Würzburg und Cambridge (USA). Den Wissenschaftlern des Helmholtz-Instituts, der Julius-Maximilians-Universität (JMU) und des amerikanischen Broad Institutes ist es gelungen, herauszufinden, wie das Virus und die befallene Zelle interagieren. Im Zentrum stand die Frage: Welche Faktoren begünstigen eine Vermehrung des Virus, welche aktivieren Abwehrmechanismen?
Entscheidend für die Entwicklung neuer therapeutischer Strategien
Verantwortlich für die Studie waren Dr. Mathias Munschauer vom Helmholtz-Institut für RNA-basierte Infektionsforschung und Professor Jochen Bodem vom Institut für Virologie und Immunbiologie der JMU. Um sich zu vermehren nutze SARS-CoV-2 Proteine der menschlichen Wirtszelle, heißt es in einer Pressemitteilung der Uni Würzburg. Bislang habe es jedoch keine detaillierten Informationen gegeben, "welcher Teil des menschlichen Proteoms – sprich: der Gesamtheit aller in menschlichen Zellen vorkommenden Proteine – im direkten Kontakt mit der viralen RNA steht".
Die nun durch die Studie erstellte Übersicht "der RNA-Protein-Interaktionen bietet einzigartige Einsichten in SARS-CoV-2-Infektionen und ermöglicht die systematische Aufschlüsselung von zentralen Faktoren und Abwehrstrategien, eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung neuer therapeutischer Strategien", erklärt Bodem. Insgesamt identifizierten die Wissenschaftler 18 Wirtsproteine, die während einer SARS-CoV-2-Infektion eine wichtige Rolle spielen.
20 Corona-Hemmstoffe gefunden
Außerdem wurden 20 niedermolekulare Inhibitoren von Wirtsproteinen, also Hemmstoffe, identifiziert, die SARS-CoV-2-RNA binden. Laut Pressemitteilung konnten die Autoren zeigen, dass drei von vier getesteten Inhibitoren tatsächlich die virale Vermehrung in verschiedenen menschlichen Zelltypen hemmen.
Ist das ein Durchbruch auf dem Weg zu einem Medikament gegen Covid-19? "Die in der Studie getesteten Inhibitoren könnte man sich in der Tat zur medikamentösen Behandlung vorstellen, zumal diese ja auch schon für andere Indikationen zugelassen wurden", heißt es auf Nachfrage beim Helmholtz-Institut. Das bedeute, "dass die Verträglichkeit und Sicherheit für den Menschen bereits gezeigt wurden" – allerdings im Rahmen einer anderen Krankheit. Daher "müsste für eine etwaige Behandlung von Covid-19 mit der klinischen Entwicklung wieder von vorne" begonnen werden.
Die Versuchsreihen könnten zwar "der Biotech- und Pharmaindustrie potentielle Wege zur Behandlung von Krankheiten aufzeigen". Da eine klinische Entwicklung aber sehr zeitaufwendig und teuer ist, bedeute das aber nicht "dass ein neues Präparat kurz vor der Zulassung steht".