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WÜRZBURG: Würzburger gingen in Scharen mit: Die Nacht der Fledermaus

WÜRZBURG

Würzburger gingen in Scharen mit: Die Nacht der Fledermaus

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    Der Bat-Detector macht die hohen Frequenzen des Fledermaus-Ultraschalls für Menschen hörbar.
    Der Bat-Detector macht die hohen Frequenzen des Fledermaus-Ultraschalls für Menschen hörbar. Foto: Daniel Peter

    Die Nacht auf Sonntag war internationale Batnight – Nacht der Fledermaus –, und Würzburger gingen in Scharen mit. Auf dem Platz vor der Jugendherberge, halb acht am Samstagabend, sammelten sie sich um den Anästhesisten Wolfgang Otremba.

    33 waren es, als sich der Zug in Bewegung setzte. Da schloss noch eine junge Frau im Sturmschritt von hinten auf: „Ist das die Fledermausführung?“, fragte sie in großer Sorge, etwas zu verpassen. Und das hätte sie beinahe.

    Lokale Fledermausgruppe

    Geladen hatte eine lokale Fledermausgruppe aus Hobbyzoologen, die unterm Dach des Naturwissenschaftlichen Vereins Würzburg arbeitet. In Deutschland verbreitete der Naturschutzbund das Ziel dieser Nacht: „Wir wollen der Bevölkerung die Fledermaus nahebringen“, erklärte Otremba.

    Die Führung ging „zu einem besonderen Ort, der Fledermäusen einiges zu bieten hat“. Dies war der kleine Park, der zwischen Leistenstraßen-Kreuzung und Jugendherberge unter der Burkarder Bastion liegt. Ein Kreisweg umschließt einen Zierteich, Reste des Umlaufkanals erinnern an die Zeit, als es noch keine Schleuse unter der Alten Mainbrücke gab.

    Kleine Kunstlandschaft

    Mauerspalten, Efeuwände, hohle Bäume, Tunnel, Brückenbögen – die kleine Kunstlandschaft bietet einer Fledermaus fast all ihre Lieblingsplätze – „Quartiertypen“, so Otremba –, außer Dachstühlen. Sechs verschiedene Arten des fliegenden Säugetiers hat er hier schon beobachtet. Die Landesgartenschau eröffnet nächstes Jahr einen Fledermauslehrpfad an den dicken Bruchsteinmauern.

    Nix Blutsauger

    Blutsauger flattern nicht einmal im fernen Transsylvanien, wusste der Betäubungsarzt etwaige Skeptiker zu beruhigen. Er konnte das Image des Vampir-Urbilds aufbessern: „In Europa sind alle Fledermäuse reine Insektenfresser.“

    Als Mückenvertilger, die pro Nacht ein Drittel ihres Körpergewichts verputzen, können sie sogar nützlich sein.

    Freilich haben sie spitze Zähne und pieken die in Menschenfinger, auch wenn diese die Maus so fachmännisch halten, wie es ein Fledermausschützer gelernt hat. „Die einzige Gefahr, die von ihnen ausgeht, ist Tollwut“, sagt der Mediziner freundlich lächelnd. Er ist natürlich geimpft wie alle seine Mitstreiter.

    Allerdings hatte er keine Gelegenheit, während des naturkundlichen Spaziergangs ein Exemplar zu streicheln. Das hatte auch niemand erwartet. Mit etwas Glück könne man die Tiere hören, hatte es in der Einladung geheißen.

    Tiere kann man hören

    Wie aber dieses? Obwohl die Würzburger Fledermausinteressenten eine äußerst bunt gemischte Truppe darstellten, vereinte sie eines, nämlich das Grundwissen: Fledermäuse schreien im Ultraschallbereich. Man kann sie also gar nicht hören.

    Hier entnahmen die Mitgänger dem ebenso faktenreichen wie unterhaltsamen und empathischen Vortrag: Kleine Kinder können sehr hohe Töne mit ihren jungen Ohren bisweilen sehr wohl hören.

    Weil nun einige Fledermausarten verhältnismäßig tiefe Echolotrufe ausstoßen – um die 18 Kilohertz, und das sehr laut, bis an die 120 Dezibel –, können Kleinkinder beim Vorbeiflug eines nächtlichen Insektenjägers vor dem Kammerfenster entsprechend heftig erschrecken.

    Bat-Detektoren

    Des Rätsels Lösung für abgenutzte Ohren: Zur Batnight bringt der Veranstalter Bat-Detektoren mit. Diese Kästchen nehmen Ultraschall auf und modulieren die Frequenz herunter auf die Tontiefe eines normalen Vogelzwitscherns oder Spechtehackens.

    Und, kaum schritt die Dämmerung am Samstagabend fort, begann der Flederfunk aufgeregt zu tschilpen. Gut 30 Augenpaare richteten sich auf das längliche Schächtelchen.

    Wenige – vor allem natürlich die Mitglieder des Naturwissenschaftlichen Vereins - warfen ihre Köpfe hingegen in den Nacken und starrten ins Graublau des Himmels. Durch den flederte es tatsächlich eine gute Sekunde lang. Man hätte es für einen Vogel halten können, aber die Bewegung war denn doch zu hippelig – auch für den Laien erkennbar eben typisch Fledermaus.

    Minuten später, beim nächsten Anschlagen des Detektors, war denn auch jedermann gewarnt genug für die Fledermausbeobachtung.

    Warum jagen die Tiere nur in der Nacht?

    Das Publikum interessierte sich auch für tiefere Zusammenhänge. „Warum jagen die eigentlich nachts, wo doch tagsüber mindestens genau so viele Insekten rumfliegen?“ Otremba hatte es vorher schon erklärt: Fledermäuse können zwar Hell-Dunkel-Kontraste sehen, sonst aber wenig.

    Durch ihr Echolot orientieren sie sich aber sogar in völliger Dunkelheit so gut, dass sie selbst Spinnweben aus dem Weg fliegen können. Bei Tag gebe es nun Fresskonkurrenz durch die Vögel, daher womöglich die Nachtaktivität.

    Feinde: Altbausanierer und Katzen

    Der größte natürliche Feind der Fledermaus ist der Altbausanierer, der alle Mauern glatt verputzen lässt und alle Raumöffnungen abdichtet, erfuhren die Neugierigen, darunter amerikanische Studenten, junge Familien und ein Ornithologe in Hawaiihemd und schlangenbissfesten Stiefeln.

    Dann kommt lange nichts an natürlichen Feinden der Fledermaus. Dann Katzen. Die lauern gern vor den Ausfluglöchern und schlagen zu. Wer eine gute Fledermausmahlzeit auch zu schätzen weiß, zumindest theoretisch, erzählte Otremba, sei die Schleiereule. Aber die kriege ihr scheinbar so flapsig flatterndes Opfer dann meistens doch nicht: „Eulen fliegen einfach viel ungeschickter als eine Fledermaus“.

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