Den gebürtigen Würzburger Philipp Franz Siebold (1796-1866) kennt in Japan jedes Kind – kein Wunder, dass die 200. Wiederkehr von dessen Ankunft in Nagasaki 1823 mit zahlreichen Ausstellungen, Tagungen und Events gefeiert wurde. In Deutschland wird das Jubiläumsjahr dagegen nur in Würzburg besonders begangen: Das Siebold-Museum hat eine sehenswerte Sonderausstellung zusammengestellt, die sich Siebolds Hauptwerk "Nippon" widmet. Die folgenden Informationen sind einer Pressemitteilung der Siebold-Gesellschaft entnommen.
Die Erkenntnisse aus seiner sechsjährigen Forschungs- und Sammeltätigkeit publizierte der in niederländischen Diensten stehende Japanforscher zwischen 1833 und 1858 in einem monumentalen Werk: "Nippon" erschien in zahlreichen Lieferungen mit kostspieligen, großformatigen Tafeln und prägte das Japan-Bild des 19. Jahrhunderts in Europa nachhaltig.
Noch nie gezeigte Zeichnungen aus Privatbesitz
Im Jubiläumsjahr ist es der Siebold-Gesellschaft gelungen, die bisher noch nie gezeigten Vorzeichnungen aus Privatbesitz erstmals der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dazu gehören kunstvoll aquarellierte Tuscheskizzen japanischer, aber auch europäischer Künstler. Ein Vergleich mit den fertigen Drucktafeln zeigt, wie diese Vorlagen bei der Umsetzung für den Zeitgeschmack mehr oder weniger verändert wurden.
Nicht weniger aufschlussreich ist der Vergleich dieser Abbildungen mit zeitgenössischen Holzstich-Abbildungen in Zeitschriften, illustrierten Zeitungen, Büchern und Lexika. Nicht alles wurde originalgetreu kopiert, sondern für die Bedürfnisse des jeweiligen Zweckes angepasst und dabei manchmal auch missverstanden. Die Fülle der "abgekupferten" Motive und die Bandbreite der Variationen zeigen den Einfluss, den Texte wie auch Bilder auf das damalige Japan-Bild in Europa hatten.
Dies macht auch der Vergleich mit den vielen Abbildungen in Büchern früherer Zeit deutlich: Denn kaum ein europäischer Künstler hatte jemals einen leibhaftigen Japaner zu Gesicht bekommen oder eine verlässliche Vorlage für seine Illustration erhalten können. Siebolds Teillieferungen erschienen zunächst in niederländischer und deutscher, später nur noch in deutscher Sprache. Eine französische Ausgabe wurde schon bald eingestellt. Englischsprachigen Lesern standen lediglich „Nacherzählungen“ zur Verfügung.
Wertvolle Bildvorlagen im Original zu sehen
Erst 1897 ließen Siebolds Söhne Alexander und Heinrich in Würzburg eine illustrierte, aber erschwingliche "Volksausgabe" drucken. Siebolds "Nippon" war damals freilich schon ein historischer Text, denn ab der Jahrhundertmitte hatte sich das Land für die Außenwelt öffnen müssen und ab den 1870er Jahren eine rasante kulturelle Aufholjagd begonnen.
Die Würzburger Ausstellung mit ihren vielen, vielfach farbigen Bildtafeln lädt zum Vergleichen der vielen Bildmotive ein. Zugleich können Besucherinnen und Besucher die wertvollen Bildvorlagen in einer umfassenden Darstellung im Original in Augenschein nehmen. Dazu besteht bis zum 28. Januar Gelegenheit.
Das Siebold-Palais (Frankfurter Straße 87) ist täglich außer montags von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr geöffnet. Führungen für Gruppen sind auf Anfrage nach Anmeldung möglich unter Tel. (0931) 41 35 41. Am 5. Januar um 15 Uhr ist eine Sonderführung angekündigt.