Zugigen Schrittes, mit vollbeladenen Tellern und schweren Bierkrügen in der Hand flitzen sie durch das Festzelt. Ihre Arbeitskleidung: Lederhose und Dirndl. Ihre Namen: Andrea und Mario Keding. Wer schon einmal im Kiliani-Festzelt war, der kennt das Ehepaar wohl. Seit vielen Jahren kellnern sie gemeinsam auf den Volksfesten in Würzburg und der Region. Doch außerhalb der Festzelt-Saison, zwischen Januar und März, führen die beiden ein ganz anderes Leben.
Sobald der Würzburger Weihnachtsmarkt vorbei ist, hängen die Kedings ihre bayerische Volkstracht an den Nagel und steigen ins Flugzeug. Ihr Ziel: Thailand. "Erst machen wir ein bisschen Urlaub und dann geht's weiter an unseren Stammort." Der liegt knapp 11.450 Kilometer entfernt von Würzburg auf Koh Phangan.

Besuch aus Würzburg ist gar nicht selten in Thailand
Doch statt Urlaub tritt Mario Keding dort zu seinem Zweitjob an: Er ist seit 2016 Tauchlehrer in einem deutschen Tauchzentrum. "Ich unterrichte gern und finde, es ist ein schönes Gefühl, anderen Menschen etwas beibringen zu können." Die Ruhe unter Wasser sei etwas ganz anderes als der hektische Alltag im Festzelt - der perfekte Ausgleich. Doch manchmal holt die Kedings ihr Festzelt-Leben sogar in Thailand wieder ein.

Nämlich immer dann, wenn plötzlich Besucherinnen und Besucher vom Volksfest vor ihnen stehen. "Das passiert schon öfter mal, dass unsere Stammkunden uns besuchen", sagt Keding. Erst im vergangenen Jahr hatte er zwei junge Menschen aus dem Würzburger Festzelt zum Schnupperkurs auf Koh Phangan.

Ihr Leben auf Thailand liebt das Ehepaar vor allem wegen des guten Essens und "dem Lifestyle auf der Insel". Und die langen Sandstrände sowie das gute Wetter wirken sich auch positiv auf die Arbeit im Festzelt aus: "Durch diese Art zu leben, nehmen wir immer eine innere Ausgeglichenheit zurück mit nach Deutschland", erklärt der 54-Jährige.
Kedings brauchen die Möglichkeit, aus dem Alltag ausbrechen zu können
Den Job im Festzelt deshalb an den Nagel zu hängen, kommt für die beiden Würzburger aber nicht in Frage: "Das wollen wir gar nicht. Der Kontrast zu Deutschland macht es ja gerade erst richtig schön." Auch die Möglichkeit, immer wieder aus dem Alltag in Unterfranken ausbrechen zu können und sich dann wenige Monate später wieder richtig auf die Arbeit im Festzelt zu freuen, ist etwas, dass sie in ihrem Leben nicht missen möchten, sagt Keding.

Was sich die beiden aber schon vorstellen können: Irgendwann die Festzelt-Saison zu verkürzen und dafür längere Zeit in Thailand zu verbringen. Bis es aber soweit ist, nutzen die beiden ihre Arbeit auf den Volksfesten, um "sich die Zeit in Thailand zu finanzieren. Von irgendwas muss man ja leben", sagt Keding.
Und dann hat er noch einen Tipp für alle jungen Menschen: "Reist und schaut euch die Welt an. Die Leute sollten sowas nicht aufschieben, sondern direkt ausprobieren."