Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Würzburg
Icon Pfeil nach unten
Stadt Würzburg
Icon Pfeil nach unten

Würzburg: Würzburger Neonazi-Demo: Bundes-Grüne kündigen Strafanzeige an

Würzburg

Würzburger Neonazi-Demo: Bundes-Grüne kündigen Strafanzeige an

    • |
    • |
    Ein großes Polizeiaufgebot sicherte die Demonstration der Neonazi-Partei "Der III. Weg" am Samstag in Würzburg.
    Ein großes Polizeiaufgebot sicherte die Demonstration der Neonazi-Partei "Der III. Weg" am Samstag in Würzburg. Foto: Fabian Gebert

    Der Auftritt der rechtsextremen Kleinstpartei "Der III. Weg" am vergangenen Samstag in Würzburg sorgt für ein politisches und juristisches Nachspiel. "Das ist ein Angriff auf unsere Demokratie", sagte der Wahlkampf-Chef der Grünen, Bundesgeschäftsführer Michael Kellner, am Montag in Berlin. Er kündigte eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft in Würzburg an und forderte die anderen demokratischen Parteien auf, es den Grünen gleichzutun.

    Die SPD hatte da schon reagiert: Florian Ritter, der Extremismus-Experte der Landtagsfraktion, richtete bereits am Montagvormittag eine Anfrage an die bayerische Staatsregierung, mit der Bitte, sich zu dem Vorfall zu äußern.

     15 bis 20 Aktivisten der Neonazi-Partei hatten am Würzburger Barbarossaplatz, dem Tatort der Messerattacke, bei der ein Somalier am 25. Juni drei Frauen getötet hatte, drei mit Kunstblut verschmierte Puppen auf die Straße gelegt. Dahinter drapierten sie Bilder der drei Kanzlerkandidaten Annalena Baerbock (Grüne), Armin Laschet (CDU/CSU) und Olaf Scholz (SPD) sowie ein Schild "Schön bunt hier". 

    SPD-Mann sieht sich an Hinrichtung erinnert

    Passanten und die rund 300 Gegendemonstranten sahen in der Aktion zuallererst die pietätlose Instrumentalisierung der Opfer des Messerangriffs, viele interpretierten sie aber auch als eine Aufforderung zum Mord an den drei Kanzlerkandidaten. Die Szenerie mit den Puppen im Vordergrund und den Bildern dahinter habe ihn an ein Grab auf dem Friedhof erinnert, sagte ein Zeuge. Im Hintergrund sei zudem auf einem Kleinlaster auch noch ein Plakat mit der Aufschrift "Reserviert für Volksverräter" zu sehen gewesen. Bei unvoreingenommenen Betrachtern habe so der Eindruck entstehen müssen, "hier handele es sich um die Hinrichtung dreier Politiker als Volksverräter", sagt SPD-Mann Ritter. 

    Mehrere Strafanzeigen eingegangen

    Die Staatsanwaltschaft Würzburg, die vor Ort am Samstag keine Straftatbestände erkennen konnte,  bestätigte am Montagmittag den Eingang mehrerer Strafanzeigen im Zusammenhang mit der Demo. Eine genaue Zahl nannte die Behörde nicht. Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach kündigte an, die Vorwürfe nun einer "umfassenden strafrechtlichen Würdigung" zu unterziehen. In Betracht komme insbesondere der Tatbestand der Volksverhetzung sowie der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten.

    Mitglieder der Kleinstpartei "Der III. Weg" demonstrierten am vergangenen Samstag in Würzburg.  Der Auftritt sorgt nun bundesweit für Empörung.
    Mitglieder der Kleinstpartei "Der III. Weg" demonstrierten am vergangenen Samstag in Würzburg.  Der Auftritt sorgt nun bundesweit für Empörung. Foto: Fabian Gebert

    Dass Staatsanwaltschaft und Polizei nicht gleich vor Ort am Samstag eingegriffen haben, sorgt vielerorts für Unverständnis. Es sei eine "Schande", dass "völlig unverhohlene Mordphantasien bei der Kundgebung dargestellt werden durften", sagt Sebastian Hansen, der Bundestagskandidat der Grünen im Wahlkreis Würzburg. "Zwei Jahre nach dem Mord an Walther Lübcke" habe man bei den Behörden "wohl immer noch nicht verstanden", dass solcher Hass die Stimmung befördere, in der rechtsextreme Morde begangen werden, so Hansen.

    Auf die Frage dieser Redaktion, aus welchen konkreten Gründen die Staatsanwaltschaft keine Notwendigkeit zum Einschreiten gesehen habe, antwortete Sprecher Thorsten Seebach nicht. Er verwies stattdessen auf die Stadt Würzburg, die die Demonstration des III. Weges erlaubt habe.

    Stadt: "Öffentliche Sicherheit und Ordnung nicht gefährdet"

    So geschmacklos und "in höchstem Maße pietätlos" wie der Auftritt der Neonazis auch gewesen sei, eine Möglichkeit die Versammlung zu untersagen, habe man im Rathaus nicht gesehen, schreibt Pressesprecher Christian Weiß. Die Inszenierung sei bei der Anmeldung beschrieben worden, in Absprache mit Polizei und Staatsanwaltschaft sei man aber zu der Überzeugung gekommen, dass ein eventuelles Verbot der Demonstration vom Verwaltungsgericht gekippt worden wäre. Öffentliche Sicherheit und Ordnung seien nicht unmittelbar gefährdet gewesen, so die Einschätzung der Stadt im Vorfeld der Versammlung. 

    Rathaus-Sprecher Weiß betont aber auch, dass dem III. Weg im Genehmigungsbescheid die Auflage mitgegeben wurde, die Redner dürften nicht zum Hass gegen Bevölkerungsteile aufrufen oder die Menschenwürde anderer verletzen, "indem Teile der Bevölkerung beschimpft, böswillig verächtlich gemacht oder verleumdet werden".

    Warum das Geschehen am Samstag den Ermittlern nicht gereicht hat, einen Verstoß zu erkennen, wird derweil auch Thema der politischen Debatte. SPD-Landtagsabgeordneter Ritter will genau dies von der Staatsregierung wissen. Auf Nachfrage dieser Redaktion verwiesen die Pressestellen sowohl im Justiz- als auch im Innenministerium auf die Staatsanwaltschaft in Würzburg. Diese ermittle unabhängig von politischen Vorgaben, so eine Sprecherin.

    Unterdessen befeuern die Provokationen des III. Weges , wie zuletzt auch die Plakat-Aktion "Hängt die Grünen", die Debatte, ob die rechtsextreme Kleinstpartei, die sich laut Verfassungsschutz in Bayern auf rund 160 Mitglieder und Sympathisanten stützen kann, nicht verboten werden müsste. Der III. Weg sei weniger eine Partei als vielmehr eine "kriminelle Vereinigung", sagt Sebastian Hansen von den Grünen. SPD-Mann Florian Ritter fordert von der Staatsregierung, einen Verbotsantrag zumindest ernsthaft zu überprüfen.

    Während das CSU-geführte Innenministerium für so eine Initiative aufgrund der Erfahrungen mit dem gescheiterten NPD-Verbotsverfahren keinerlei Erfolgsaussicht sieht, äußert sich der Würzburger Terrorismus-Experte Peter Neumann eindeutig. Bei Twitter schreibt der Berater von Unionskanzlerkandidat Armin Laschet: "Wenn diese verrückte, menschenverachtende, klar faschistische Partei nicht bald verboten wird, welchen Sinn haben dann Parteiverbote?"   

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden