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Würzburg/Aschaffenburg: Würzburger Pastoralreferent beim Synodalen Weg dabei: "Fordern, dass regelmäßig über Machtgefälle geredet wird"

Würzburg/Aschaffenburg

Würzburger Pastoralreferent beim Synodalen Weg dabei: "Fordern, dass regelmäßig über Machtgefälle geredet wird"

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    Marcus Schuck aus dem Bistum Würzburg ist Delegierter beim Synodalen Weg. Seit 2022 ist er Vorsitzender des "Berufsverbandes der Pastoralreferent*innen Deutschlands".
    Marcus Schuck aus dem Bistum Würzburg ist Delegierter beim Synodalen Weg. Seit 2022 ist er Vorsitzender des "Berufsverbandes der Pastoralreferent*innen Deutschlands". Foto: Thomas Obermeier

    Die erste Versammlung des Reformdialogs Synodaler Weg, der 2019 angesichts des Ausmaßes des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche ins Leben gerufen worden war, fand im Januar 2020 statt.  An diesem Donnerstag treffen sich die Delegierten und beratenden Teilnehmer nun ein fünftes und letztes Mal in Frankfurt. Bis Samstag wird zu zehn Texten aus den vier Synodalforen abschließend beraten - etwa zur Lockerung des Pflichtzölibats, zu Segensfeiern für Paare, die sich lieben, oder zu Frauen in sakramentalen Ämtern.

    Marcus Schuck, Pastoralreferent im Bistum Würzburg und Betriebsseelsorger am Untermain, diskutierte beim Synodalen Weg von Beginn an über die Zukunft kirchlichen Lebens mit. Für den 54-Jährigen aus Rimpar (Lkr. Würzburg) ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch  wichtig. Sein Augenmerk liegt auf dem Handlungstext "Prävention sexualisierter Gewalt, Intervention und Umgang mit Tätern in der katholischen Kirche". Schuck ist Mitglied im Vorstand beim "Berufsverband der Pastoralreferent*innen Deutschlands" - was erwartet er jetzt?

    Frage: Mit welchen Erwartungen fahren Sie nach Frankfurt, zur letzten Synodalversammlung?

    Marcus Schuck: Ich hoffe, dass die von unserer Arbeitsgruppe "AG Verantwortung" konzipierte Performance im Frankfurter Dom am Donnerstagabend ein deutliches Zeichen setzen wird. Sie hat den Titel "Verantwort:ich". Darin geht es um die Auseinandersetzung mit der sexualisierten Gewalt und ihrer Vertuschung in der katholischen Kirche. Das erschreckende Ausmaß des Missbrauchs war der Anlass den Synodalen Weg ins Leben zu rufen. Deshalb wollten wir dies auch auf einem künstlerischen Weg thematisieren.

    Abstimmung auf der zweiten Synodalversammlung des Synodalen Weges im September 2021 mit Handzeichen. 
    Abstimmung auf der zweiten Synodalversammlung des Synodalen Weges im September 2021 mit Handzeichen.  Foto: Synodaler Weg, Maximilian von Lachner

    Ist das Thema Missbrauch in den vier bisherigen Treffen des Synodalen Wegs etwa zu wenig thematisiert worden?

    Schuck: Wir haben dazu gute Texte geschrieben, aber das reicht nicht. Es geht darum, sich bewusst zu machen, dass wir alle, die in der Kirche engagiert sind, mit dem Thema Missbrauch und der Vertuschung verstrickt sind. Zudem geht es darum, daraus Konsequenzen zu ziehen und Verantwortung zu übernehmen. Alle sollten sich fragen: Was mache ich persönlich jetzt anders als vorher? Wie komme ich meiner Verantwortung als Mitglied dieser Kirche nach, dass Missbrauch keinen Platz mehr hat?

    "Es gibt nicht nur Betroffene, sondern womöglich Täter unter den Teilnehmern des Synodalen Wegs."

    Pastoralreferent und Synodaler Marcus Schuck

    Was passiert bei der Performance?

    Schuck: Unsere Arbeitsgruppe hat mit der Münchner Künstlerin Elisabeth Lutz die Performance konzipiert. Lutz hat mit Betroffenen sexuellen Missbrauchs bereits zusammengearbeitet. Wichtig ist, dass sie zu Wort kommen. Es gibt einen Tanz, der darstellt, dass es viele Blinde, Taube und Stumme gibt beim Thema Missbrauch. Viele wollten nicht hinschauen. Zu viele haben geschwiegen. Klar ist auch: Es gibt nicht nur Betroffene, sondern womöglich Täter unter den Teilnehmern des Synodalen Wegs. Und solche, die ihrer Verantwortung nicht nachgekommen sind und Taten vertuscht haben.  Zudem wird es eine Wort-Collage geben mit Statements, die wir bei Bischöfen, Priestern und Laien in der Synodalversammlung eingeholt haben zu der Frage: Wie werde ich Verantwortung übernehmen? Der Synodale Weg ist als Weg der Umkehr und Erneuerung gedacht. Dies soll noch einmal deutlich werden.

    Was darf man denn jetzt überhaupt von der letzten Vollversammlung erwarten?

    Schuck: Es stehen dieses Mal Themen auf der Agenda, die wirklich konkrete Auswirkungen haben können. Ich meine die Texte zur Prävention sexualisierter Gewalt sowie zum Umgang mit Tätern. Sie könnten die Kultur der Kirche verändern. Denn sie fordern, dass regelmäßig über Machtgefälle geredet wird. Wie übe ich Macht aus? Wie gehe ich mit Menschen um? Wo gibt es Gefahren, auch im spirituellen Bereich. Werden diese Texte angenommen und auch in den Bistümern umgesetzt, dann könnte man dem Missbrauch wirksam entgegenwirken – was der Auftrag des Synodalen Wegs ist.

    Was ist mit der Forderung nach Segensfeiern für alle Menschen? Das Thema Sexualmoral hat auf der vierten Synodalversammlung zum Eklat geführt.

    Schuck: Segensfeiern für alle Menschen, die sich lieben, könnten jetzt ebenfalls auf den Weg gebracht werden. Also für Menschen, die eine zweite Ehe eingehen, für gleichgeschlechtliche Paare, für alle, die nicht unbedingt das Sakramente der Ehe empfangen wollen, aber ihre Partnerschaft unter den Segen Gottes stellen wollen. Es wird sehr spannend, inwieweit die Bischöfe bei diesem Thema mitgehen. Ich hoffe, dass bei der Lesung und Abstimmung der Text nicht so verwässert wird, dass es nicht weiterhin vom Zufall abhängt, ob ich eine Seelsorgerin oder einen Seelsorger kenne, der zum Beispiel gleichgeschlechtliche Paare segnet. Diese Segnung sollte eine diözesane Liturgie werden.

    Blick in die vierte Synodalversammlung des Synodalen Wegs im September 2022 in Frankfurt. 
    Blick in die vierte Synodalversammlung des Synodalen Wegs im September 2022 in Frankfurt.  Foto: Synodaler Weg, Maximilian von Lachner

    Es braucht dazu aber auch hier die Zwei-Drittel-Mehrheit der Bischöfe.

    Schuck: Wenn die Bischöfe dem Segnungstext mit der erforderlichen Mehrheit zustimmen, dann werden voraussichtlich viele diesen auch in ihrem Bistum umsetzen. Hoffentlich zeitnah.

    Und die Themen wie Frauenweihe – zur Priesterin oder Diakonin – oder die Lockerung des Zölibats: Was kann der Synodale Weg diesbezüglich auf den Weg bringen?

    Schuck: Diese Themen betreffen das katholische Lehramt. Sie können nicht von der deutschen katholischen Kirche entschieden werden, außer man will eine Kirchenspaltung. Das ist aber nicht der Fall. Diese Themen werden aber in den weltweiten synodalen Prozess eingespielt werden und in den anstehenden Weltsynoden beraten. Es sind keine deutschen Sonderthemen. Und der Synodale Weg ist kein deutscher Sonderweg. Aber er ist etwas Besonderes.

    "Die Texte werden in Rom und weltweit beachtet. Das ist ein großer Erfolg."

    Marcus Schuck

    Inwiefern?

    Schuck: Rom reagiert immer deshalb mit mahnenden Briefen an die deutschen Bischöfe, weil man im Vatikan merkt, dass das, was wir hier diskutieren, eine hohe Relevanz hat. Die Texte werden weltweit beachtet. Das ist ein großer Erfolg. Denn anfangs hieß es: Lass den deutschen Katholiken mal ihre Spielwiese, die Beschlüsse des Synodalen Wegs haben ja keine Rechtskraft. Aber durch das Wie - also wie wir im Synodalen Weg die Themen angehen, so tiefgründig und theologisch fundiert - erlangen sie Autorität und Relevanz. Unsere Arbeit hat sich also gelohnt. Und es wäre wünschenswert, wenn die Weltkirche von unseren Erfahrungen profitieren würde, etwa, dass überall Laien an Reformprozessen beteiligt werden.

    Wenn Sie zurückschauen: Was hat Sie am meisten verwundert?

    Schuck: Vor der ersten Synodalversammlung hätte ich mir nicht vorstellen können, wie sehr sich die Bischöfe bewegen und auch bereit sind für Reformen. Sicher kann man sagen: Noch immer nicht weit genug. Aber es hat sich viel entwickelt. Etwa beim Thema "Diakonat der Frau".

    Wie geht es nach dieser letzten Vollversammlung weiter? Aus Rom hieß es, dass kein Synodaler Rat installiert werden soll, der künftig die Themen weiterdiskutiert.

    Schuck: Wir werden sicher für den synodalen Ausschuss Menschen wählen, die diesen Rat vorbereiten. Und ich bin zuversichtlich, dass ein Kompromiss gefunden wird, der in Rom akzeptiert werden kann. Damit meine ich eine Machtbegrenzung für Bischöfe, ohne dass ihre Autorität verloren geht. Der Synodale Weg geht weiter – auf anderen Pfaden.

    Die fünfte Synodalversammlung kann von  9. bis 11. März per Livestream mitverfolgt werden. Ebenso die Performance "Verantwort:ich" am Donnerstagabend, 9. März, um 21 Uhr im Frankfurter Dom. Infos unter www.synodalerweg.de

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