Knapp hundert Jahre lang haben die Ritaschwestern das kirchliche Leben in der Pfarreiengemeinschaft Heiligkreuz und St. Elisabeth im Würzburger Stadtteil Zellerau sowie St. Burkard im Mainviertel mitgestaltet und maßgeblich geprägt. Seit 1925 waren sie unter anderem in der Kranken- und Familienpflege, später in den Kindergärten Heiligkreuz und St. Elisabeth sowie in der Seelsorge tätig.
In dem flachen Backsteingebäude neben der Heiligkreuz-Kirche in der Sedanstraße haben in den vergangenen Jahren viele Schwestern gelebt. Jetzt verlassen die letzten drei Ritaschwestern, Scholastika Dietrich, Gerlinde Schraut und Carmen Fuchs, die Pfarreiengemeinschaft. Sie werden zukünftig im Mutterhaus in der Friedrich-Spee-Straße im Würzburger Stadtteil Sanderau leben. Ihrem Abschied aus der Gemeinde Heiligkreuz blicken sie mit gemischten Gefühlen entgegen.
Corona hat das Leben in der Pfarrei verändert
"Vermissen werde ich vor allem die Begegnungen", sagt Schwester Gerlinde. Die seien für die Schwestern neben ihren liturgischen Aufgaben wie dem Halten von Lesungen, dem Ausgeben der Kommunion oder der Leitung von Wortgottesdiensten immer das Wichtigste gewesen. "Wir wollten einfach präsent sein", sagt die 72-Jährige rückblickend über ihre Zeit in der Gemeinde. "Uns war es wichtig, zu zeigen: Wir sind da. Wir wollen eine aktive, betende Gemeinschaft sein hier im Stadtteil und mit den betenden Leuten in Kontakt kommen."

Seit drei Jahren sind Schwester Gerlinde und Schwester Carmen in der Gemeinde tätig. Vorher lebten und wirkten sie in einem Erholungsheim am Dallenberg, das ehemals vor allem von Mitschwestern für Urlaub und Auszeiten genutzt wurde.

Corona habe ihnen die Verwurzelung in der Heiligkreuz-Gemeinde jedoch erschwert. "Vieles, was vorher ging, war auf einmal nicht mehr möglich", sagt Schwester Gerlinde. So konnten etwa Hausgottesdienste und Kaffeestunden mit Menschen aus der Gemeinde plötzlich kaum noch stattfinden.
Rund 50 Schwestern leben im Mutterhaus in der Sanderau
Dennoch sei die Präsenz der Schwestern für viele Zellerauerinnen und Zellerauer wichtig gewesen. "Wir waren so ein gewisser Halt für die Leute hier", sagt Schwester Scholastika, "für viele ist es schwierig, nachzuvollziehen, dass immer mehr von dem Gewohnten wegbröckelt, wenn wir jetzt gehen."
Die 81-Jährige ist bereits seit über 15 Jahren in der Pfarrei Heiligkreuz tätig. Zu den Ritaschwestern kam sie 1957 als 17-jähriges Mädchen, machte dort ihre Ausbildung zur Gemeindereferentin und betreut heute das Archiv und die Bibliothek im Mutterhaus.

"Ich habe hier sehr viel miterlebt", sagt Schwester Scholastika über ihre Zeit in der Pfarrei. Der Abschied falle ihr deshalb besonders schwer. "Ich war hier sehr verwurzelt", sagt sie, "die Gemeinde ist für mich ein Lebensmittelpunkt, von dem her werde ich das sehr vermissen."

Ihrem Umzug in das Mutterhaus können die drei Schwestern aber auch Gutes abgewinnen. So werden sie noch engeren Kontakt zu ihren rund 50 dort lebenden Mitschwestern pflegen. Schwester Gerlinde und Schwester Carmen werden in einen kleinen Konvent auf dem Gelände des Mutterhauses ziehen. "Ich freue mich sehr darauf, vor Ort zu sein", sagt Gerlinde Schraut, "der kleine Konvent ist sehr reizvoll."
Festlicher Abschiedsgottesdienst am 20. Februar
Die 72-Jährige ist seit 1966 Teil der Ritaschwestern. Nach ihrer Ausbildung zur Erzieherin war sie lange Jahre Ausbildungsleiterin für junge Frauen, die in den Orden der Ritaschwestern aufgenommen werden wollten. Im Mutterhaus übernimmt sie bereits seit einiger Zeit Pförtnerdienste und pflegt Kontakt zu den dort lebenden Studentinnen.

Schwester Carmen wird im Mutterhaus weiterhin geistliche Seminare und Gesprächstermine anbieten, meditative Tanzabende und die jährliche Jahreswendefeier zu Silvester veranstalten und seelsorgerische Aufgaben im Hospiz übernehmen.
Verabschiedet werden die drei Schwestern am Sonntag, 20. Februar, um 10 Uhr mit einem festlichen Gottesdienst in der katholischen Pfarrkirche Heiligkreuz.
Doch auch danach möchten sie noch das ein oder andere Mal in die Pfarrei zurückkehren. "Wir haben eine sehr gute Kirchenmusikerin hier", sagt Schwester Scholastika, "zu den Konzerten werde ich auf jeden Fall wiederkommen."