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WÜRZBURG: Würzburger Student unter Terrorverdacht vor Gericht

WÜRZBURG

Würzburger Student unter Terrorverdacht vor Gericht

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    Abdulhadi Bakari, unter Terrorismusverdacht stehender Medizinstudent aus Syrien in Würzburg (rechts) mit Anwalt Wolfgang Kunkel
    Abdulhadi Bakari, unter Terrorismusverdacht stehender Medizinstudent aus Syrien in Würzburg (rechts) mit Anwalt Wolfgang Kunkel Foto: Manfred Schweidler

    Offiziell war Abdulhadi B. aus Syrien in Würzburg als Medizinstudent eingeschrieben. Doch der heute 30-Jährige soll als „Schläfer“ der islamistischen Terrorgruppe IS auf seine Chance gewartet haben.

    Prozess beginnt

    Vor dem Oberlandesgericht München beginnt am 20. Februar unter hohen Sicherheitsvorkehrungen der Prozess gegen den seit 17 Monaten in Haft sitzenden Verdächtigen. Die Anklage lautet auf Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung im Ausland, Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, gefährliche Körperverletzung und Misshandlung von Schutzbefohlenen.

    Zunächst schien der Medizinstudent B. in Würzburg vor allem eine Gefahr für seine Lebensgefährtin zu sein. Um sie von einer Trennung abzubringen, hatte der Mann sie 2016 in ihrer Wohnung überfallen, geschlagen, getreten und mit einem Messer mit dem Tod bedroht. Der Fall von häuslicher Gewalt wäre vielleicht mit einem Strafbefehl ausgegangen. Das hätte ihm trotz Bestrafung das Weiterstudieren ermöglicht, bestätigt der damalige Richter am Amtsgericht Würzburg, Thomas Behl. Dann wäre B. inzwischen fast schon fertiger Mediziner. Doch einen Strafbefehl wollte er nicht akzeptieren.

    Doch kein „harmloser Student mit großer Klappe“?

    In der folgenden Gerichtsverhandlung in Würzburg bestätigte sich im Oktober 2016 die Beschuldigung aus der Anklageschrift. Der Angeklagte kassierte fünf Monate Gefängnis ohne Bewährung. Doch dann hörten bayerische Terrorfahnder Äußerungen, die den Verdacht nährten, hinter dem Mann stecke mehr als ein „harmloser Student mit großer Klappe“.

    Dies ist nicht der einzige aktuelle Fall von Terrorverdacht in Franken. Seit Anfang Februar steht in Bayreuth ein 19-jähriger Syrer vor Gericht. Er soll einen Terroranschlag in Deutschland oder Syrien geplant haben, bei dem möglichst viele Menschen sterben sollten.

    Anleitung zum Bombenbau

    Bei der Festnahme des Bayreuther Verdächtigen im Sommer 2017 fand die Polizei auf seinem Handy Anleitungen zum Bau von Bomben, Tipps, wie man sich einen Lkw für einen Terroranschlag beschafft, welche Ziele für einen Anschlag ideal sind sowie Propagandamaterial des Islamischen Staats (IS).

    Außerdem soll er bereits ein Bekennervideo gedreht haben, das nach einem möglichen Anschlag veröffentlicht werden sollte. Auf seinem Smartphone soll auch ein kinderpornografisches Video gespeichert gewesen sein – und Gewaltvideos, die zeigen, wie man Menschen brutal hinrichtet.

    Prahlerei alarmierte Ohrenzeugen

    Bei Abdulhadi B. in Würzburg war zunächst weder Sprengstoff noch ein konkreter Anschlagsplan gefunden worden. Doch nach Informationen aus Ermittlerkreisen soll er sich an Plänen für einen Anschlag auf eine Synagoge in Berlin beteiligt haben. Als er gegen seine Lebensgefährtin handgreiflich wurde, erinnerten sich Ohrenzeugen an entsprechende vollmundige Drohungen und informierten die Strafverfolger. Laut Staatsanwaltschaft soll B. auch dem siebenjährigen Sohn seiner Lebensgefährtin Propaganda-Videos des IS gezeigt und ihn geprügelt haben. Diese Methode wendet die Terrororganisation IS an, um minderjährigen Nachwuchs zu generieren.

    Terrorfahnder hatten auch in Aschaffenburg im vorigen Frühjahr einen 14-jährigen Deutschen festgenommen: Er drohte zusammen mit einem 16-Jährigen aus Mannheim, bis zu 400 Menschen in Aschaffenburg mit Schnellfeuergewehren zu erschießen. Ein abgehörtes Telefonat alarmierte die Ermittler. Waffen fanden sie nicht bei dem heranwachsenden Verdächtigen. So standen sie vor der Frage: echter Terrornachwuchs oder nur dumme Teenagersprüche?

    Zwölfjähriger als Terrorist

    Nicht immer bleibt das harmlos: Ende 2016 versuchte ein Zwölfjähriger zweimal, einen Bombenanschlag auf den Ludwigshafener Weihnachtsmarkt zu verüben. Der selbst gebaute Sprengsatz detonierte jedoch nicht. In Deutschland sind nach Angaben von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere seit dem Jahr 2000 insgesamt 16 Terroranschläge verhindert worden – drei allein im Jahr 2017.

    Für den Prozess gegen den Würzburger Medizinstudenten sind 16 Verhandlungstage bis in den März hinein angesetzt.

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