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Würzburg: Würzburger Studie zu Alltagsfitness: Wie weit können Sie in sechs Minuten gehen? Probieren Sie es aus!

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Würzburger Studie zu Alltagsfitness: Wie weit können Sie in sechs Minuten gehen? Probieren Sie es aus!

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    Forscher der Uniklinik wollten wissen: Wie fit sind die Würzburger? Im Bild testen Susanne Emmerling, medizinische Fachangestellte (links) und Studienärztin Dr. Dora Pelin die markierte Gehstrecke im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI).
    Forscher der Uniklinik wollten wissen: Wie fit sind die Würzburger? Im Bild testen Susanne Emmerling, medizinische Fachangestellte (links) und Studienärztin Dr. Dora Pelin die markierte Gehstrecke im Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI). Foto: Johannes Kiefer

    Es klingt simpel: Sechs Minuten gehen und wissen, wie fit man ist. In der Medizin ist dieser Test ein Klassiker, um die körperliche Leistungsfähigkeit eines Menschen zu beurteilen. Ein Team der Uniklinik Würzburg hat nun erstmals Normwerte dazu erstellt: "Wir wollten wissen: Wie fit ist die Allgemeinbevölkerung? Wie weit kann ein gesunder Mensch normalerweise in sechs Minuten gehen?", sagt PD Dr. Caroline Morbach, Kardiologin am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI).

    Anhand der festgelegten Werte könnten nun alle ihre eigene Leistung im Vergleich zur Normalbevölkerung einordnen, sagt die Ärztin. Im Interview erklärt sie, wie fit die Würzburger sind - und welchen Einfluss das Geschlecht hat. 

    Frage: Frau Dr. Morbach, wie weit kommen Sie in sechs Minuten?

    Dr. Caroline Morbach: Ich habe knapp 700 Meter geschafft. Im Vergleich mit meiner Altersgruppe war das ganz in Ordnung.

    Sie haben bei etwa 4000 Würzburgerinnen und Würzburgern im Alter von 30 bis 80 Jahren gemessen, wie weit sie in sechs Minuten gehen können. Wie wurden aus den Ergebnissen Normwerte für die Bevölkerung?

    Morbach: Unsere Teilnehmer stammen aus der sogenannten Staab-Studie, einem Kooperationsprojekt zwischen DZHI und dem Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie. Sie bilden eine repräsentative Stichprobe der Einwohner Würzburgs. Wir haben zunächst eine Subgruppe von gesunden Menschen definiert: Studienteilnehmer, die keine Herz-Kreislauf-Erkrankung hatten und keine Risikofaktoren. Also keinen hohen Blutdruck, kein Übergewicht, keinen Diabetes, keine erhöhten Blutfette, Nichtraucher. Von der Leistung dieser "Gesunden" haben wir für jede Altersgruppe die Normwerte abgeleitet und darauf basierend einen Online-Rechner erstellt.

    Überraschenderweise habe das Geschlecht allein keinen Einfluss auf die Gehstrecke gehabt, sagt Dr. Caroline Morbach, Kardiologin am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) der Uniklinik Würzburg.
    Überraschenderweise habe das Geschlecht allein keinen Einfluss auf die Gehstrecke gehabt, sagt Dr. Caroline Morbach, Kardiologin am Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) der Uniklinik Würzburg. Foto: Johannes Kiefer

    Was bringt dieser Online-Rechner?

    Morbach: In diesen Rechner kann man sein Alter, seine Körpergröße und seine gelaufene Gehstrecke eingeben und bekommt die eigene Leistung in Relation zu den Normwerten angezeigt. Es lässt sich also ablesen, ob man so weit gelaufen ist, wie ein gesunder Mensch in dieser Altersgruppe laufen sollte – oder ob man schlechter oder besser war. Kurz gesagt, man erhält eine objektive Einschätzung, wie gut man körperlich belastbar ist. Wer keine 100 Prozent erreicht, könnte das als Anlass nehmen und seine körperliche Leistungsfähigkeit trainieren. Und wer in der Norm liegt oder sogar etwas besser ist, bekommt eine Bestätigung.

    Wovon hängt das Ergebnis ab? Was sind Einflussfaktoren auf die Geh-Leistung?

    Morbach: Ein Einflussfaktor ist natürlich das Alter. Jüngere Menschen können in sechs Minuten weiter laufen als ältere. Daneben ist die Körpergröße entscheidend: Größere Menschen mit längeren Beinen schaffen in dieser Zeit eine längere Gehstrecke als kleine Menschen.

    Gab es Unterschiede zwischen Männern und Frauen?

    Morbach: Das war für mich eine der Überraschungen: Das Geschlecht allein hatte keinen Einfluss auf die Gehstrecke. Trotzdem haben Männer im Schnitt eine weitere Distanz als Frauen zurückgelegt – aber das lag schlicht an der Körpergröße. Was wir noch gesehen haben: Wer einen höheren Blutdruck oder höheres Gewicht hat, schafft in der Regel nur eine kürzere Gehstrecke. Und es gibt einen Knick in der Altersbelastbarkeit, ab 55 Jahren geht die Leistungsfähigkeit etwas zurück. Vielleicht ist das ein Hinweis darauf, dass man ab diesem Alter mehr auf seine körperliche Fitness achten sollte.

    Warum hat das Geschlecht, anders als sonst oft im Sport, keinen Einfluss auf die Leistung?

    Morbach: Das liegt vermutlich daran, was man misst. Wenn man an die Leistungsgrenze geht, dann hat das Geschlecht wahrscheinlich einen Einfluss. Der Sechs-Minuten-Gehtest misst aber eben nicht die absolute Leistungsgrenze – sondern er spiegelt eher die Alltagsfitness wider.

    Was genau heißt das?

    Morbach: Beim Test sollen die Teilnehmer sechs Minuten lang so schnell gehen, wie sie können – also nicht rennen. Anders als Joggen oder Radfahren, ist das den meisten Menschen gut möglich. Man kommt dabei ins Schwitzen und atmet schneller, es ist körperlich anstrengend, aber man verausgabt sich nicht maximal. In der Regel befindet man sich beim zügigen Gehen im sogenannten aeroben Trainingsbereich. Wichtig ist, dass man sich bei unserem Test die Kraft einteilt und nicht schon in der ersten Minute zu schnell loslegt. Sonst können sechs Minuten lang werden.

    Im Online-Rechner kann man sein Alter, seine Größe sowie die zurückgelegte Strecke eingegeben und anschließend die eigene Leistungsfähigkeit im Verhältnis zur Normalbevölkerung ablesen.
    Im Online-Rechner kann man sein Alter, seine Größe sowie die zurückgelegte Strecke eingegeben und anschließend die eigene Leistungsfähigkeit im Verhältnis zur Normalbevölkerung ablesen. Foto: Screenshot/Uni Würzburg

    Wie fit waren die Würzburger Teilnehmer? Wie weit ist der beste gelaufen und was war das Minimum?

    Morbach: Die Gehstrecke der Teilnehmer lag im Mittel bei 549 Meter - mit einer Spanne von 306 bis 834 Meter.

    Wie fit sollte man als gesunder Mensch sein – zum Beispiel mit 40, mit 60 oder mit 80 Jahren?

    Morbach: Entsprechend unserer Ergebnisse sollte eine 1,70 Meter große Person in den sechs Minuten mit 40 Jahren 593 Meter, mit 60 Jahren 570 Meter und mit 80 Jahren 469 Meter weit laufen. 

    Was passiert jetzt mit Ihren Studien-Ergebnissen?

    Morbach: Wir wollen den Online-Rechner leichter nutzbar machen, indem wir ihn mit Kollegen vom Institut für Klinische Epidemiologie und Biometrie in eine App bringen. Damit könnten zum Beispiel Patienten mit Herzinsuffizienz regelmäßig selbstständig ihre Leistungsfähigkeit messen und die Daten im Idealfall an ein telemedizinisches Zentrum melden. So ließe sich möglicherweise die Versorgung von chronisch kranken Menschen verbessern. Und niedergelassene Mediziner können den Test nutzen, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie gut ihr Patient im Alltag belastbar ist.

    Und wenn man mit seinem Testergebnis nicht zufrieden ist: Wie lässt sich der eigene Wert in sechs Wochen steigern?

    Morbach: Sicher hilft es, die körperliche Belastung zu erhöhen und das Ausdauertraining zu intensivieren. Für den Anfang lohnt es sich, jeden Tag eine halbe Stunde zügig zu gehen, eventuell das Körpergewicht zu optimieren und auf eine gesunde Ernährung zu achten. Übrigens: Es gibt bei dem Test einen gewissen Lerneffekt, beim zweiten oder dritten Mal schafft man mehr. Und die Motivation spielt eine Rolle. Wenn Freunde am Streckenrand anfeuern, kommt man weiter.

    Der Sechs-Minuten-GehtestDer Sechs-Minuten-Gehtest ist eine einfache Methode, um die körperliche Leistungsfähigkeit von Menschen zu beurteilen. In der Medizin wird er laut der Kardiologin PD Dr. Caroline Morbach z. B. bei Patienten mit chronischen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Atemwegssystems genutzt. Anhand des Tests lässt sich erkennen, ob die Erkrankung voranschreitet und die Leistungsfähigkeit abnimmt – oder ob sich in der Rehabilitation die Leistung verbessert.So funktioniert der Test:  In sechs Minuten geht man auf einer ebenen Strecke so schnell wie möglich. Die Uniklinik Würzburg hat dafür eine Teststrecke von 15 Metern Länge markiert, die absolvierten Runden pro Teilnehmer gezählt und daraus die insgesamt erreichte Distanz errechnet.Der Online-Rechner des DZHI ist kostenlos nutzbar: Unter www.6mwt.org kann man Alter,  Körpergröße und zurückgelegte Strecke eingegeben und dann seine individuelle Leistungsfähigkeit im Verhältnis zur Normalbevölkerung ablesen.UKW/sp

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