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Würzburg: Würzburger Verkehr: Beginnt jetzt die radikale Autos-Raus-Politik?

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Würzburger Verkehr: Beginnt jetzt die radikale Autos-Raus-Politik?

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    Normaler Feierabendverkehr in der Dreikronenstraße in Würzburg. 
    Normaler Feierabendverkehr in der Dreikronenstraße in Würzburg.  Foto: Daniel Peter

    Vor kurzem hat der Stadtrat mit breiter Mehrheit beschlossen, dass es im Dom-Umfeld künftig weniger Platz für Autos und mehr für Fußgänger und Grün geben soll. 130 Stellplätze an Parade- und Kardinal-Döpfner-Platz sollen – bis auf einige Behindertenparkplätze – verschwinden. Ist das der Auftakt zu einer radikalen Autos-Raus-Politik?

    Die CSU sieht durch die Entscheidung die "Erreichbarkeit der Innenstadt" gefährdet. Dass die Marktgarage mit 520 Stellplätzen nur 250 Meter entfernt ist und dort zwei Stunden Parken sogar 20 Cent günstiger ist als auf dem Paradeplatz, ist für die Christsozialen kein Argument: Für Menschen mit Behinderung oder Ängsten seien unterirdische Stellplätze keine Alternative. Grüne, SPD, ZfW und Linke wollten mit "brachialer Gewalt den Wegfall von Parkplätzen ohne Rücksicht auf Verluste“, beklagt Fraktionsvorsitzender Wolfgang Roth in einer Pressemitteilung.

    Besonders überrascht sei er, dass jetzt auch die Stadträte von FWG, Bürgerforum und FDP "für den Wegfall von Parkplätzen" sind. Tatsächlich haben neben den Stadträten der CSU nur die der AfD gegen die Anträge zur Umgestaltung des Areals gestimmt.

    Warum stimmte Charlotte Schloßareck mit den Grünen?

    Bislang hatte vor allem Charlotte Schloßareck (Bürgerforum) um jeden Auto-Stellplatz in der Stadt gekämpft. Was ist passiert? "So wie es am Dom ist, kann es ja nicht bleiben", erklärt Schloßareck  gegenüber der Redaktion. Die Stadträtin, seit fast 20 Jahren in der Kommunalpolitik, hat das erkannt und will diese Veränderung mitgestalten. Im übrigen sei sie schon immer zur Reduzierung von Oberflächenparkplätzen bereit gewesen, "wenn gleichzeitig Alternativen geschaffen werden". 

    Dass diese Alternativen – zum Beispiel neue Tiefgaragenplätze oder Parkplätze mit ÖPNV-Anbindung am Stadtrand – jetzt angegangen werden, verbindet auch Fraktionskollege Joachim Spatz (FDP) mit seiner Zustimmung zur Umgestaltung des Dom-Umfeldes. "Es ist noch keine Entscheidung am Paradeplatz gefallen", betont Spatz. Die Verwaltung sei lediglich mit der Planung eines autofreien Platzes beauftragt, aber der Stadtrat entscheide erst darüber, wenn diese im Laufe des Sommers  vorgestellt werden. "Dann erwarte ich ein schlüssiges Mobilitätskonzept."         

    Die Grünen brauchen Unterstützer 

    Für Grünen-Fraktionsvorsitzende Karin Miethaner-Vent ist die Parkplatz-Entscheidung ein "wichtiger Durchbruch". Zum einen, weil sie von einem interfraktionellen Bündnis getragen wird. Zum anderen, weil sie glaubt, dass sich Veränderungen nur durch einzelne Schritte und nicht als große Gesamtlösung erreichen lassen. "Wenn man mit der Einführung der ersten Fußgängerzone in Würzburg gewartet hätte, bis es ein Gesamtkonzept dafür gegeben hätte, gebe es heute noch keine," argumentiert Miethaner-Vent. 

    So verbuchen die Grünen besagte Park-Entscheidung als ersten Schritt für die von ihnen angestrebte Verkehrswende. Damit ihre Politik allerdings dauerhaft erfolgreich wird, brauchen sie Unterstützer. Denn mit 16 Stimmen sind die Grünen im Stadtrat zwar die stärkste Kraft, aber noch weit von der Mehrheit im 50-köpfigen Gremium entfernt.     

    "Wenn man die erste Fußgängerzone in Würzburg erst beschlossen hätte, bis es ein Gesamtkonzept dafür gegeben hätte, gebe es heute noch keine."

    Karin Miethaner-Vent, Fraktionsvorsitzende der Grünen

    Die CSU hat in der aktuellen Debatte die Rolle des Verhinderers und Gegenspielers grüner Verkehrspolitik eingenommen. WL/ÖDP, Linke, ZfW und teilweise auch die SPD haben die Umgestaltungspläne dagegen unterstützt.  Auch Josef Hofmann, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler Würzburg (FWG), hält Veränderungen in der Innenstadt für notwendig.

    Er hatte mit seiner Fraktion bereits 2013 für die damals gescheiterte Umgestaltung von Hofstraße und Dom gestimmt. Wie FPD/Bürgerforum fordert die FWG-Fraktion, dass die Wegnahme von Parkplätzen mit Park&Ride-Angeboten und ÖPNV-Verbesserungen verknüpft ist.

    Die Rolle seiner Fraktion beim wichtigen Thema Verkehrspolitik sieht Hofmann so: "Wir suchen die pragmatischen Wege." Die Erreichbarkeit der Würzburger Innenstadt hält er auch nach der jüngsten Entscheidung für nicht gefährdet, da die Verwaltung in den nächsten Monaten erst einmal prüft, was am Paradeplatz und Dom machbar ist. "Da bin ich ganz entspannt. Eine radikale Auto-Raus-Politik ohne Perspektive wird mit der FWG nicht umsetzbar sein."  

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