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Würzburg: Würzburger Werk steht vor dem Aus, IG Metall appelliert an Brose-Chef: "Eigentum verpflichtet, Herr Stoschek!"

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Würzburger Werk steht vor dem Aus, IG Metall appelliert an Brose-Chef: "Eigentum verpflichtet, Herr Stoschek!"

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    Hunderte von Brose-Mitarbeitenden kamen am Donnerstag zur Betriebsversammlung:  Dem Werk in Würzburg droht die Schließung.
    Hunderte von Brose-Mitarbeitenden kamen am Donnerstag zur Betriebsversammlung:  Dem Werk in Würzburg droht die Schließung. Foto: Daniel Peter

    Drei Grad Celsius und Nebel - genauso trüb wie das Wetter ist am Donnerstagmorgen die Stimmung am Werkstor des Automobilzulieferers Brose in Würzburg. Vor 24 Stunden wurde öffentlich, dass der weltweit tätige Konzern aus Coburg erwägt, das Werk am Standort Würzburg zu schließen. Der Betrieb ist der zweitgrößte industrielle Arbeitgeber der Stadt. Rund 1400 Menschen sind hier beschäftigt.

    "Es sieht nicht rosig aus", sagt Thomas Fester aus Gemünden. Seit 16 Jahren ist er bei Brose in Würzburg. Dass er seine Arbeit Ende 2026 verlieren könnte, macht ihm Sorgen. Auch Jens Bönewitz hat Angst um seine Zukunft. "Aber wir hoffen noch auf eine Rettung", sagt der 40-Jährige.     

    Angst und Hoffnung - außer diesen beiden Gefühlen spürt man in der Belegschaft auch noch Wut. Mitarbeiter erzählen, sie hätten auf Lohn verzichtet und sehr flexibel gearbeitet. "Wir haben viel Einsatz gezeigt und auch Werke im Ausland mit unserem Fachpersonal aus Würzburg unterstützt", sagt Karahoc Ertugral, der seit 24 Jahren im Würzburger Werk ist und als Teamleiter arbeitet. "Unsere Loyalität und Engagement für diesen Laden sind anscheinend nichts wert", sagt ein anderer langjähriger Mitarbeiter. 

    Betriebsratsvorsitzender will für den Erhalt des Würzburger Brose-Werks kämpfen

    Im Sommer 2024 hatte der Coburger Konzern mit weltweit etwa 32.000 Beschäftigten noch angekündigt, in Würzburg lediglich 120 Stellen in der Verwaltung abbauen zu wollen. Im Dezember wurde dann von weitergehenden Sparplänen gesprochen, nachdem der Umsatz mit 7,7 Milliarden Euro drei Prozent unter dem des Vorjahres gelegen hatte. Doch mit der Schließung des Würzburger Werks rechnete kaum jemand. 

    Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Firma Brose versammeln sich am Donnerstag (13.02.25) im Bereich der Ostpforte zu einer Betriebsversammlung. Anlass ist die angekündigte Schließung des Standorts Würzburgs, von der etwa 1400 Beschäftigte betroffen sind.
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    Wie man dessen Schließung noch verhindern will, erklärt an diesem Donnerstagmorgen Betriebsratsvorsitzender Yves Weinberger.  "Wir müssen jetzt kämpfen", ruft Weinberger ins Mikro. Hunderte Mitarbeiter haben sich auf dem Brose-Gelände zur Betriebsversammlung unter freiem Himmel versammelt.           

    Betriebsratsvorsitzender: Aus für den Standort wäre Katastrophe

    Laut Weinberger hat die Belegschaft in den vergangenen Jahren "Höchstleistungen erbracht und Innovationskraft bewiesen". Das Ende des Standorts wäre ein katastrophales Signal für alle Brosianer und eine Katastrophe für die gesamte Region, sagt der Betriebsratschef. Er setzt darauf, dass alle Beschäftigten an diesem Samstag zur Demonstration durch die Würzburger Innenstadt kommen, zu der die IG Metall aufruft. Das Motto: "Brose-Aus? Wir lassen das nicht zu!"  

    Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter IG Metall Würzburg, spricht am Rande der Betriebsversammlung bei Brose mit Medienvertretern.
    Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter IG Metall Würzburg, spricht am Rande der Betriebsversammlung bei Brose mit Medienvertretern. Foto: Daniel Peter

    Auch der Gewerkschaft sei klar, dass der Autozulieferer aktuell mit großen Herausforderungen zu kämpfen habe, erklärt Sabine Witt von der IG Metall. Aber: "Wir haben die Zahlen analysiert, sie sagen nicht, dass Würzburg defizitär ist." Sie frage sich deshalb: "Warum vertraut Herr Stoschek nicht mehr in Würzburg?" 

    Das Unternehmen hatte am Mittwoch auf Anfrage mitgeteilt, "der zunehmend defizitäre Standort Würzburg" stehe auf dem Prüfstand.

    Appell der IG Metall an Konzernchef Michael Stoschek

    Direkt an Konzernchef Michael Stoschek wendet sich auch Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter IG Metall Würzburg, in seiner Rede auf der Betriebsversammlung. Er kündigt an, in die Offensive zu gehen. Man werde das Unternehmen auffordern, einen Sozialtarifvertrag mit langfristigen Beschäftigungsgarantien abzuschließen, über 2030 hinaus. Dann befände man sich in Tarifverhandlungen und könne streiken: "Wir werden Betrieb stilllegen, wenn es sein muss", ruft Zirnsak. Die Zuhörer klatschen.      

    Weil die Arbeitsplätze bei Brose für 1400 Beschäftigte und deren Familien sowie für die gesamte Region Würzburg bedeutsam sei, appellierte Zirnsak an den Firmenpatriarch: "Herr Stoschek, Sie haben viel für die Region getan, jetzt tragen Sie Verantwortung, übernehmen Sie sie, denn Eigentum verpflichtet." 

    Das Unternehmen äußert sich am Donnerstag nicht. Ein Brose-Sprecher kam zwar zum Werkstor, sagte aber nur, dass es nichts Neues zu sagen gebe.

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