Die privaten Immobiliengeschäfte von Würzburgs Finanzreferent Robert Scheller, über die diese Redaktion berichtet hat, waren am Donnerstag rund anderthalb Stunden Thema im Würzburger Stadtrat. Scheller nutzte die Sitzung zu einer längeren persönlichen Erklärung, in dem er Verflechtungen von privaten Geschäften und seiner Tätigkeit im Rathaus zurückwies.
Wie berichtet, ist Scheller als Mitgesellschafter der DGS Projektentwicklung GbR (Düll-Gerhard-Scheller Gesellschaft des bürgerlichen Rechts) privat an Immobiliengeschäften in Würzburg beteiligt. Zugleich ist der Kauf und Verkauf von Immobilien auch Teil seiner Tätigkeit als Finanzreferent und Beamter der Stadt. Der Würzburger Compliance-Fachmann Prof. Hansrudi Lenz sieht hierin "einen begründeten Verdacht auf Interessenskollisionen". Scheller selbst bezeichnet sein Engagement in der DGS als "Privatsache", Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt hält es für unproblematisch.
DGS-Mitgesellschafter Scheller: Wir sind weder Makler noch Bauträger
Bei den in den Berichten der Redaktion genannten Projekten war es unter anderem um die Erweiterung des Tegut-Standortes in der Zeppelinstraße und den Kauf eines städtischen Grundstückes im Jahr 2022 durch die DGS gegangen, außerdem um den Kauf eines Mehrfamilienhauses am Hubland. Die Immobilie hatte die Stadt 2016 an einen Investor verkauft, von dem es Schellers DGS wiederum ein Jahr später erworben hatte.
Diese und weitere Sachverhalte "taugen nicht zur Skandalisierung", sagte Scheller. Die DGS diene als private Gesellschaft lediglich der Verwaltung des familiären Vermögens ihrer Gesellschafter. "Wir sind weder Makler noch Bauträger", so Scheller in seiner Erklärung, "wir sind reine Bestandshalter". Auch beim Ankauf des alten Lidl-Marktes in Versbach im Jahr 2018, der zu einem Getränkemarkt mit Wohnungen und einem Hausarztzentrum umgebaut wurde, habe es sich "ausschließlich um die Nutzung und Verwaltung eigenen Vermögens" gehandelt.
Finanzreferent will Fälle einer Compliance-Prüfung unterziehen lassen
Er habe offensichtlich "gegenüber Dritten Raum für Nachfragen" entstehen lassen. "Offensichtlich hat sich durch mein Verhalten ein Anschein ergeben, von dem ich meinte, dass ich ihn erst gar nicht habe entstehen lassen", sagte Scheller. "Ich habe mir selbst nichts vorzuwerfen." Dennoch wolle er in Zukunft "bei den meine Person und die Stadt betreffenden Vorgängen" frühzeitig die städtischen Compliance-Beauftragen einbinden. Für die "bereits abgeschlossenen Fälle" wolle er eine Compliance-Prüfung veranlassen.
Zugleich pochte der Referent darauf, dass ihm privates Engagement in Würzburg nicht untersagt werden könne: "Ich darf aus meiner beruflichen Tätigkeit keinen Vorteil ziehen, aber auch keinen Nachteil haben."
Wie der Würzburger Stadtrat auf die Erklärung reagierte
Im Stadtrat gab es unterschiedliche Reaktionen. Während sich einige Stadtratsmitglieder für Schellers Erklärung bedankten, gab es auch kritische Stimmen. Ein Thema war der Wissensvorsprung zum Würzburger Immobilienmarkt, den Scheller durch sein Referentenamt habe. "Wenn man als Kämmerer die ersten und umfangreichsten Informationen zu allen bevorstehenden Grundstücksgeschäften hat, wie kann man gegenüber den anderen Mitgliedern der Gesellschaft und gegenüber sich selbst als Mitglied der Gesellschaft Informationen geheim halten?", fragte Karin Miethaner-Vent von den Grünen. Scheller sieht darin kein Problem: "Natürlich kann die Verschwiegenheit gegenüber anderen Gesellschaftern bewahrt werden, die bewahre ich sogar gegenüber meiner Frau."