Die Gesamtleistung von Solaranlagen in Deutschland soll bis 2024 auf 400 Gigawatt steigen - so steht es in der aktuellen Fassung des Gesetztes für den Ausbau erneuerbarer Energien (EEG). Gelingen kann das nur, wenn auch auf Gebäuden und Anlagen innerhalb von Stadtgrenzen so viele Photovoltaikanlagen wie möglich entstehen. Die Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH (TWV) hat auf ihrem Hochbehälter am Galgenberg im Frauenland den ersten Schritt gemacht: Hier produzieren 1650 Solarmodule auf rund 3300 Quadratmetern Fläche seit einem guten halben Jahr bis zu 750.000 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Jahr.
Entstanden ist die bisher größte innerstädtische PV-Anlage in Würzburg – und sie soll nicht die letzte sein. Das Unternehmen betreibt zusammen mit den Stadtwerken insgesamt elf Hochbehälter für die Trinkwasserversorgung in und um Würzburg, eine Machbarkeitsstudie der Prognos AG aus Berlin hat Potenziale für die Solarnutzung aufgezeigt.
Die Tochtergesellschaft der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) hatte kürzlich die Nachbarn zur Besichtigung der Anlage eingeladen. Leonard Krampe von der Prognos AG zitierte dabei aus der aktuellen Monitoring-Studie des Unternehmens zur Energiewende: Demnach komme der Ausbau der Photovoltaik in Deutschland voran, bei der Windkraft werden die Ziele bisher aber nicht erreicht.
Kritik der Nachbarn: Renaturierung nicht im angekündigten Ausmaß
Vor Ort gab es von den Anliegern einige Anmerkungen, aber keine öffentlich geäußerte Kritik an dem Projekt. Am Tag danach meldete sich ein Nachbar bei der Redaktion und äußerte Kritik an den vor Ort vorgenommenen Ausgleichsmaßnahmen. Demnach seien die Renaturierungsmaßnahmen bisher nicht so erfolgt, wie sie angekündigt wurden. Der Mann und weitere Nachbarn hätten die Kritikpunkte bereits persönlich bei den Verantwortlichen der Stadt und der WVV vorgebracht, seinen Namen möchte er trotzdem nicht in der Zeitung lesen.

Auf dem Areal habe ein Biotop mit Gehölzen bestanden, das Lebensraum von geschützten Arten gewesen sei. Die abgeholzten Bäume seien nicht adäquat ersetzt worden, so der Vorwurf an die TWV. Die Kritiker schlagen eine zusätzliche Begrünung mit Hecken und die Aufstellung von Brut- und Nistkästen vor.
Antwort der WVV: Kein geschütztes Biotop, Entfernung sei notwendig gewesen
"Ein gesetzlich geschütztes Biotop hat auf dem Grundstück nicht bestanden", lautet die Antwort auf Nachfrage der Redaktion bei der WVV-Pressestelle. Die Entfernung der Gehölze sei notwendig gewesen, weil die Decken der beiden unterirdischen Hochbehälter undicht geworden waren und abgedichtet werden mussten, um die Trinkwasserqualität sicherzustellen.
Die vorhandenen Bäume seien mit Erlaubnis der städtischen Fachabteilung Naturschutz und Landschaftspflege entfernt und entsprechende Ersatzpflanzungen im Randbereich des Grundstücks vorgenommen worden. Bei einer Begehung mit dem Büro Flora Fauna Management hätten sich laut TWV "keine Hinweise auf eine artenschutzrelevante Besiedelung der Bäume ergeben".
Dass sich die neue Dachbegrünung mit Sedum-Pflanzen bisher nur langsam entwickelt habe, hatten die WVV-Verantwortlichen bereits vor Ort mitgeteilt. Im Bereich der Böschungen wurde eine Gras-Kräuter-Mischung angesät, die sich nach Auskunft der TWV nicht erwartungsgemäß entwickelt hat und daher eine Nachsaat erforderlich macht. Weitere Naturschutzmaßnahmen sollen ebenso geprüft werden wie die Vorschläge der Nachbarn: "Wir werden dafür ein qualifiziertes Fachbüro einschalten."
Der Hochbehälter Galgenberg besteht aus zwei 1894 und 1965 gebauten Speichern, die rund 25.000 Kubikmeter Wasser fassen. Etwa zwei Drittel des durch die neue PV-Anlage produzierten Stroms wird ins Netz eingespeist, der Rest treibt die Pumpen des Hochbehälters an, der damit als klimaneutral gilt.