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Würzburg/Iphofen: Würzburgs Landrat zum Konflikt Knauf-Bergwerk und Trinkwasser: Wieso dauert es mit dem Wasserschutzgebiet so lange?

Würzburg/Iphofen

Würzburgs Landrat zum Konflikt Knauf-Bergwerk und Trinkwasser: Wieso dauert es mit dem Wasserschutzgebiet so lange?

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    Der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) sagt: "Natürlich muss das Thema der Kosten beim Trinkwasserschutz auch eine Rolle spielen. Ein Schutzgebiet würde uns einschränken."
    Der Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) sagt: "Natürlich muss das Thema der Kosten beim Trinkwasserschutz auch eine Rolle spielen. Ein Schutzgebiet würde uns einschränken." Foto: Johannes Kiefer

    Es ist ein Wettlauf mit der Zeit: Wird zuerst Bayerns größtes Bergwerk im Landkreis Würzburg genehmigt? Oder wird Bayerns zweitgrößtes Trinkwasserschutzgebiet im selben Gebiet vorher ausgewiesen?

    Gipsweltmarktführer Knauf aus Iphofen (Lkr. Kitzingen) will Ende des Jahres mit dem Bau seines geplanten Bergwerks bei Altertheim beginnen. Auch die Erweiterung des Wasserschutzgebiets für die Würzburger Trinkwasserversorgung (TWV) ist auf der Zielgeraden

    Bringt das den Würzburger Landrat Thomas Eberth (CSU) in einen Interessenkonflikt? 

    Als Politiker und oberster Repräsentant des Landkreises will der Landrat die wirtschaftliche Entwicklung der Gemeinden fördern. Dazu wäre Rohstoffabbau dieser Größenordnung durchaus geeignet. Als Behördenleiter im staatlichen Auftrag ist der Landrat dazu verpflichtet, die Trinkwasserversorgung Würzburgs zu sichern. Denn das Trinkwassereinzugsgebiet der Stadt liegt im selben Gebiet.

    Die Leiterin des Umweltamts des Landkreises, Edith Schulz, muss die Verordnung zum neuen Wasserschutzgebiet rechtlich prüfen und am Ende erlassen. Sie sagt, sollte eine Verordnung aufgrund von Fehlern - gleich, ob beim förmlichen Verfahren oder bei der rechtlichen Würdigung - unwirksam sein, gelte sie nicht. Deshalb würde das Umweltamt jetzt besonders darauf achten, dass keine Fehler passieren. Weil das Schutzgebiet "eine immense Dimension" habe, sei das Verfahren mit "enormem Verwaltungsaufwand" verbunden.

    Dauert die Erweiterung des Wasserschutzgebiets "Zeller Quellen" deshalb so lange? Und wie geht Thomas Eberth mit seiner Doppelfunktion als staatlicher und politischer Landrat um? Im Interview spricht der 49-Jährige aus Kürnach über "die zwei Herzen", die beim Thema Wasserschutzgebiet und Knauf-Bergwerk in seiner Brust schlagen.

    Frage: Herr Eberth, warum dauert die Erweiterung des Wasserschutzgebiets so lange?

    Thomas Eberth: Unsere Behörde gibt beim Wasserschutz nur den rechtlichen Rahmen vor. Der Inhalt wird von der Trinkwasserversorgung Würzburg geliefert und vom Wasserwirtschaftsamt Aschaffenburg überprüft. Hunderte Bürgerinnen und Bürger, ein Dutzend Gemeinden und zahlreiche Träger öffentlicher Belange haben Stellung genommen. Das macht das Verfahren so komplex.

    Mischen Sie sich in die Arbeit der Leiterin des Umweltamts, Edith Schulz, ein?

    Eberth: Ja und nein. Als staatlicher Landrat werde ich dafür sorgen, dass das Verfahren rechtstaatlich, ordnungsgemäß und fehlerfrei abgearbeitet wird. Seit 100 Jahren ist beim Thema Trinkwasserschutz Zeller Quellen nicht so viel passiert. Deshalb kommt es mir jetzt auch nicht auf ein paar Monate mehr an. Wir müssen mit dem nötigen Nachdruck, aber auch mit der nötigen Sauberkeit arbeiten, damit das Ganze für die Bürgerinnen und Bürger plausibel ist und vor Gericht standhält - sollte jemand dagegen klagen.

    Und als politischer Landrat?

    Eberth: Als politischer Landrat und Vertreter der Bürgerinnen und Bürger sehe ich schon zwei Herzen in meiner Brust schlagen: Trinkwasserschutz ist wichtig, die wirtschaftliche Entwicklung aber auch. Dazu gehören die geplante Deponie der Firma Beuerlein und das geplante Gipsbergwerk der Firma Knauf. Wir als Landkreis tragen in der Energie- und der Nahrungsmittelversorgung, der Holzproduktion, der Naherholung oder dem Trinkwasserschutz die Last der Stadtbevölkerung mit. Das tun wir gerne. Da ergänzen wir uns. Aber natürlich muss das Thema der Kosten beim Trinkwasserschutz auch eine Rolle spielen. Ein Schutzgebiet würde die Gemeinden und die Bürger dort erheblich einschränken. Und die meisten Landkreisgemeinden beziehen ihr Trinkwasser nicht einmal aus dem eigenen Gebiet, sondern von der Fernwasserversorgung Mittelmain aus dem Landkreis Main-Spessart oder von der Fernwasserversorgung Franken aus verschiedenen Grundwassergewinnungsanlagen aus weiten Teilen Bayerns.

    Sie werben für einen finanziellen Ausgleich, den der Landkreis von der Stadt bekommen sollte. Bekommt denn der Landkreis Main-Spessart einen finanziellen Ausgleich vom Landkreis Würzburg für den Trinkwasserschutz?

    Eberth: Nein, aber im Landkreis Main-Spessart fallen die Trinkwasserschutzgebiete auch wesentlich kleiner aus. Die Einschränkungen sind derzeit wesentlich geringer, doch die Landwirte bekommen zum Beispiel kleine Entschädigungen für die Einschränkungen auf ihren Flächen. Wir reden im Landkreis Würzburg von 66 Quadratkilometern, dem zweitgrößten Trinkwasserschutzgebiet in Bayern. Deshalb schaue ich als politischer Landrat sehr kritisch auf die Wasserschutzgebietsverordnung und hinterfrage: Welches Verbot macht Sinn, welches macht keinen Sinn?

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