Viel Zeit bleibt nicht: Bis zur Sommerpause will die Stadt zusammen mit dem Landkreis und weiteren Partnern einen „Green-City-Plan“ aufgestellt haben, um die Mobilität nachhaltiger zu gestalten und damit die Schadstoffbelastung in der Luft zu verringern. Am Donnerstag kamen knapp 80 Bürger in die Aula des Friedrich-König-Gymnasiums, um ihre Ideen und Vorschläge zu den zahlreichen Teilaspekten einzubringen, aus denen Experten in den kommenden Monaten ein Gesamtkonzept stricken.
Car-Sharing und mehr Radverkehr
Die Vorschläge und Forderungen sind nicht neu: Verbesserungen beim ÖPNV, Förderung von Car-Sharing und Elektro-Mobilität, massiver Ausbau des Wegenetzes für den Radverkehr. Das steht alles unter anderem im Luftreinhalteplan der Stadt oder in den Zielen für „Würzburg 2030“. Im Unterschied zu diesen Konzepten gibt es für den Green-City-Plan allerdings Geld vom Staat: 354.000 Euro zahlt der Bund für die Erstellung des Konzepts, das allerdings innerhalb von sechs Monaten vorliegen muss. Für die zügige Umsetzung der Maßnahmen stehen dann Fördermittel in Millionenhöhe in Aussicht.
„Es wird ein konsistenter und maßgeschneiderter Masterplan für Würzburg entwickelt. Es war mir ein Anliegen, dass sich die Bürger daran beteiligen können“, sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt zur Begrüßung beim Bürger-Workshop. Dass der Stickoxid-Grenzwert im Stadtgebiet im vergangenen Jahr nach vorläufigem Stand eingehalten wurde, dürfe kein Grund sein sich auszuruhen: „Die Einhaltung des Grenzwertes bedeutet ja nur, dass es nicht richtig schlimm ist“, so der OB. Ziele seien eine nachhaltige Mobilität, saubere Luft und gleichzeitig die gute Erreichbarkeit der Stadt.
Die Bürger machen mit
Schon bei einer Online-Befragung bis Ende Februar war die Beteiligung mit 866 einzelnen Beiträgen enorm. „Das hat uns wirklich umgehauen“, sagte Marianne Pfaffinger von der Green City Projekt GmbH, die den Masterplan zusammen mit der TU München, der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (FHWS) und der Siemens AG entwickelt. „Hier kann innerhalb von sechs Monaten mehr entstehen als bei so manchem Verkehrsentwicklungsplan über drei Jahre“, betonte Professor Gebhard Wulfhorst von der TU München.
Dabei lassen sich Verkehrsprobleme nicht nur durch einzelne Verkehrsprojekte wie zum Beispiel den Bau einer neuen Straßenbahnlinie vom Hauptbahnhof zum Hubland lösen. Für Wulfhorst ist die intelligente Vernetzung der einzelnen Verkehrsträger ein wichtiger Schlüssel – denn auch in Zukunft werden sich Autos und Straßenbahnen, Radfahrer und Fußgänger „an Knotenpunkten treffen“. Deshalb ist auch die Firma Siemens mit im Boot: Sie beschäftigt sich mit intelligenter Verkehrssteuerung.
Wie kommen Waren ins Geschäft?
Neue Lösungen sind nicht nur für den Individualverkehr, sondern auch beim Warentransport gefragt. Unter dem Titel „Wie kommt die Ware ins Geschäft?“ führt Professor Ulrich Müller-Steinfahrt vom Institut für Angewandte Logistik der FHWS derzeit eine Online-Umfrage unter Gewerbetreibenden in der Stadt durch.
Für Müller-Steinfahrt ist es ein Vorteil, dass Würzburg bei diesem Thema relativ spät dran ist: „Dadurch können wir etwas Neues machen, was andere vielleicht noch nicht tun.“ Zum Konzept für einen umweltverträglichen Lieferverkehr könnte zum Beispiel gehören, dass Privatleute Pakete in ihren Autos transportieren oder freie Kapazitäten in Bussen oder Straßenbahnen dafür genutzt werden. „Wir werden prüfen, was für Würzburg wirklich Sinn macht“, so Müller-Steinfahrt.
Fünf Themen-Klassenzimmer
In fünf Themen-Klassenzimmern entwickelten sich anschließend intensive Diskussionen zwischen den Experten und den interessierten Bürgern. Die gesammelten Vorschläge werden ebenso in den Green-City-Plan einfließen wie der Inhalt von Fach-Workshops in den kommenden Wochen.
Bei einem „Klima-Markt“ am 28. April sollen die Ergebnisse zum ersten Mal öffentlich präsentiert werden, der Abschlussbericht mit einem konkreten Maßnahmenkatalog soll Ende Juni vorliegen.