"Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg." Unter dieses Motto hatte der Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge in diesem Jahr den Volkstrauertag gestellt, der immer am vorletzten Sonntag vor dem ersten Adventswochenende begangen wird. "Wir erinnern uns heute an Zeiten, in denen die Menschen in Europa von einem Kontinent des Friedens nicht zu träumen wagten", sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der zentralen Gedenkveranstaltung am Krieger-Mahnmal im Husarenwäldchen am Rennweg.
Gedenkfeiern zum Volkstrauertag fanden am Samstag und Sonntag in zahlreichen Stadtteilen statt. Am Krieger-Mahnmal wurden am Sonntag um kurz nach zwölf Uhr insgesamt fünf Kränze für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft niedergelegt; zuvor hatte der OB bereits an einer Gedenkfeier am Israelitischen Friedhof in Lengfeld teilgenommen.

Schuchardt appelliert, "wachsam" zu bleiben
Schuchardt erinnerte in seiner Rede unter anderem daran, dass der seit dem Ende des 2. Weltkriegs herrschende Frieden zwischen den Staaten der Europäischen Union schnell in Gefahr geraten kann: "Wir dürfen nicht den Fehler machen, uns auf den Jahrzehnten des Friedens auszuruhen. (…) Angesichts der neuen Konflikte um uns herum müssen wir wachsam bleiben."
Der OB sprach auch über den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, der seit Februar 2022 unbeschreibliches Leid über die ukrainische Bevölkerung gebracht habe. Am Vorabend des Jahrestags des Kriegsausbruchs hatte er an einer Gedenkfeier in Lemberg teilgenommen. Der Hauptfriedhof von Würzburgs ukrainischer Partnerstadt wurde am 23. Februar 2023 um 285 Gräber von Soldatinnen und Soldaten erweitert: "An jedem einzelnen Grab der frisch Gefallenen lagen mehr Kränze, als wir heute hier niederlegen."

Wechselvolle Geschichte des Volkstrauertags
Schuchardt ging auch auf die wechselvolle Geschichte des Volkstrauertags ein, der 1919 auf Initiative des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge zum ersten Mal abgehalten wurde, um der Opfer des 1. Weltkriegs zu gedenken. Nach 1933 wurde er von den Nationalsozialisten in einen Heldengedenktag mit Militärparaden verwandelt. 1952 wurde er neu eingeführt und gilt heute als bundesweiter Gedenktag für alle Opfer von Krieg, Terror und Gewaltherrschaft.
Gerade angesichts der jüngsten Konflikte dürfe die Bedeutung des Volkstrauertags nicht unterschätzt werden, sagte Schuchardt. Das Gedenken sei heute noch genauso aktuell wie früher: "Es ist ein Aufruf an uns alle, als Zivilgesellschaft gegen Hass, Hetze, Diskriminierung und Missachtung von Menschenrechten zusammenzustehen", betonte Schuchardt. Die täglichen Meldungen von antisemitischen Parolen und Angriffen auf Jüdinnen und Juden in Deutschland seit dem Terrorangriff der Hamas Anfang Oktober bezeichnete er als gefährliche Entwicklung, "die uns zutiefst beunruhigen sollte."
