Spitzentanz und Steppgeklacker, Handlungsballett und Modern Dance, Poesie und Heiterkeit: Die Festspielmatinee des Ballett-Zentrums Röttingen begeisterte bei den Röttinger Festspielen selbst erklärte Ballett-Abstinenzler.
Für „Die Puppenfee“ hatte Heike Lechler, Leiterin der von der Roayl Academie of Dance anerkannten Ballettschule, eigens Maria Juliane Paschen, Ballerina und Tanzpädagogin aus Güstrow, engagiert. Nur in ganz wenigen gemeinsamen Proben konnten sich die Lechler-Eleven auf die Zusammenarbeit mit der Profitänzerin einstellen, die als Puppenfee im Handlungsballett zauberhaften Spitzentanz bot und als Clown in der fast schon poetischen Schlussnummer das Publikum glücklich machte.
In drei Akten präsentierten 40 junge Tänzerinnen und Tänzer, was sie zu bieten haben: Klassisch als heiteres Handlungsballett in „Die Puppenfee“, modern in tänzerischen Impressionen nach der Musik von Andrew Lloyd Webber aus dem Musical „Jesus Christ Superstar“, und bunt gemischt im dritten Teil der Matinee, die unter dem Titel „The Show goes on“ eine kleine Revue nach Art der alten MGM-Musicals auf die Bühne brachte.
Heike Lechler hatte nicht nur Choreographie entwickelt, die Einstudierung geleitet und die Komplettregie geführt, sondern auch die opulenten, fantasievollen 250 Kostüme entworfen und genäht.
Dabei führt die Puppenfee (Maria Juliane Paschen) die Feenkinder fast schwerelos durch die Auftritte, da tanzen die jüngsten gemeinsam mit etwas älteren Solisten als Chinesen- und Tiroler-Püppchen, da folgen dem jugendlichen Bauernpaar und der Gouvernante die jüngeren als Kinderschar. Wie sich die so breit gestreuten Altersgruppen so aufeinander einstellen, dass ein hochmodernes Ganzes aus einem Guss entsteht, das ist erstaunlich.
Komisches Talent hatte Kevin Kopanitsak bereits in der etwa 45-minütigen „Puppenfee“ unter Beweis gestellt, in „!JCS!“ zeigte er sich als Modern Dance-Talent. Minimalistisch in gaze-weiße, durchschimmernde Tuniken hatte Lechler die Truppe gekleidet, so Raum geschaffen für große Gesten, intensive Bilder zu Andrew Lloyd Webbers mitreißenden, teilweise dramatischen, teilweise bizarren Jesus Christ-Songs. Charleston zum spottenden Massenauflauf beim Pilatus-Song, das Weiß ergänzt mit Federboa, blauer Perücke: Perfekt.
Tanzfreude und stellenweise umwerfende Perfektion kennzeichnete auch den dritten Teil der Matinee: Perfekter Stepptanz in der Gruppe, ein bezauberndes, kesses Solo, ein schlechthin köstlicher „Pas des trois“, das hochpoetische Schlussstück „Send in the Clowns“: Einfach schön.
Einziger Punkt, der zu bedauern ist: Weitere Aufführungen sind einstweilen nicht in Sicht.