Für die Würzburger Julius-Maximilians-Universität (JMU) war es eine Jahrhundertchance, die genutzt wurde: Die Ausdehnung des Hubland-Campus auf das Gebiet der früheren US-Kaserne Leighton Barracks und damit eine Verdopplung des Geländes. Den Ankauf von 39 Hektar Fläche hat der Freistaat für den neuen Campus Nord im Jahr 2008 auf den Weg gebracht und ein Jahr später abgewickelt.

Dass dies möglich wurde - dafür bedankte sich die Uni am Montag bei drei maßgeblichen Landespolitikern und ernannte sie beim Stiftungsfest in der Neubaukirche zu Ehrensenatoren: die damalige Landtagspräsidentin Barbara Stamm, den früheren Wissenschaftsminister und JMU-Ehemaligen Thomas Goppel und Ex-Staatskanzleichef Eberhard Sinner (alle CSU). Sie hatten sich in den entscheidenden Monaten 2008 für die millionenschwere Zukunftsinvestition stark gemacht.
Campus Nord hat sich in zehn Jahren rasch entwickelt
Wie sehr sie sich gelohnt hat, machte Uni-Präsident Alfred Forchel in seiner Laudatio deutlich. Das neue Hubland Nord habe sich in zehn Jahren bereits zu einem wichtigen Teil der JMU entwickelt - "mit zahlreichen Instituten, Hörsälen, Labors und Seminarräumen, aber auch mit studentischem Wohnen, Kinderbetreuung und vielem mehr". Aus einem Konversionsgelände sei ein lebendiger Uni-Campus "mit architektonischen Glanzlichtern" geworden. Er bringe der Uni enormes Potenzial für weiteren Fortschritt im weltweiten Wettbewerb.

Luftbilder, die bei der Verleihung gezeigt wurden, dokumentieren die Veränderung. An einem Runden Tisch der beteiligten Ministerien hatte man damals um den Ankauf der Flächen gerungen. Neben den drei Ehrensenatoren hatten sich laut Forchel weitere Mitstreiter wie die früheren Abgeordneten Manfred Ach, Walter Eykmann und Oliver Jörg eingeschaltet.
Barbara Stamm kämpft um eine Erweiterung
Den größten Anteil hatte allerdings Barbara Stamm. Der Uni-Präsident erinnerte daran, dass die Würzburgerin über die Jahre an vielen Stellen die Entwicklung der Uni vorangetrieben habe - was in besonderer Weise für die Uni-Medizin gilt. Hier kämpft Stamm aktuell um den dringend benötigten Grundstücksankauf für die Erweiterung der Uniklinik Richtung Norden. Wie vor zehn Jahren bei der Uni soll der Freistaat in die Zukunft investieren. Eine mögliche Lösung zeichnet sich nach Monaten der Verhandlungen mit dem Juliusspital offenbar ab. Ohne das Projekt konkret zu nennen, sagte Bayerns Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU): "Ich hoffe, dass wir bald einen Haken dahinter machen können. Ich wünsche es mir ebenso wie Barbara Stamm."

Sibler unterstrich in seiner Rede die wissenschaftlichen Erfolge der Julius-Maximilians-Universität. Sie soll auch auf dem wichtigen Feld der Künstlichen Intelligenz ein wichtiges Zentrum in Bayern werden. Der Freistaat fördere die Entwicklung mit vielen Millionen Euro für Neubauten wie das Institut für Topologische Isolatoren und das erst vergangene Woche vom Wissenschaftsrat auf den Weg gebrachte Zentrum für Polymere.
Sibler: Fehlende Exzellenzgelder durch Freistaat ausgleichen
Der Minister sicherte auch zu, fehlende Mittel in der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern über den Freistaat auszugleichen. Wie berichtet, hatte die JMU mit einem Exzellenzcluster zu Quantenmaterialien Erfolg - gemeinsam mit der TU Dresden. Weil aber die Vergabekommission mehr Projekte bei gleichem Etat auswählte, wurden die Budgets für alle Exzellenz-Projekte pauschal gekürzt.

Der Titel eines Ehrensenators ist die höchste Auszeichnung, die die Universität vergibt. Stamm, Goppel und Sinner reihen sich als 50., 51. und 52. Ehrenträger ein. Der Mikrobiologe Prof. Jörg Hacker wurde damit vor zehn Jahren bedacht. An diesem Montag nun erhielt der renommierte Wissenschaftler - seit 2010 Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina - die Röntgenmedaille der JMU als Wissenschaftspreis. Laudator Hermann Einsele bezeichnete ihn als "Pionier der molekularen Infektionsforschung".
Ganze Reihe von Wissenschaftlern ausgezeichnet
Als weitere Preise wurden die Medaille "Bene Merenti" in Gold an den Chemiker Prof. Gerhard Bringmann, den Silicat-Chemiker Prof. Gerd Müller und in Silber an den Biologen Dr. Dieter Mahsberg verliehen. Der Gleichstellungspreis ging an das Projekt "Women@WiWi". Ferner zeichnete die Unterfränkische Gedenkjahrstiftung für Wissenschaft zusammen mit der Uni wieder 20 Doktoranden für hervorragende Dissertationen aus.
