Eröffnet wurde der Abend vom Zweiten Bürgermeister Sebastian Rüthlein (SPD/Junge Liste Zell), der krankheitsbedingt Bürgermeister Joachim Kipke vertrat. Das erste große Thema: Der geplante Homepage-Relaunch. Die Verwaltung plant, die Website der Gemeinde zu modernisieren. Hierfür wurde unter anderem die Firma Cosmema kontaktiert – bekannt durch die Zell-am-Main-App. Der 23-jährige Geschäftsführer Johannes Vollnhals präsentierte per Videokonferenz ein Konzept, das Zell in die digitale Zukunft katapultieren könnte.
Sein Vorschlag: eine neue Website, die nicht nur nutzerfreundlicher ist, sondern auch mit einem virtuellen Assistenten auf Basis künstlicher Intelligenz (KI) ausgestattet wird. "Wann tritt ein Bürger in Kontakt mit der Kommune? Wenn er etwas braucht", so Vollnhals. Genau hier setzt die KI an: Sie soll Bürgeranfragen direkt beantworten, barrierefrei, in über 100 Sprachen und das rechtssicher. Ob allgemeine Informationen oder Verwaltungsdienstleistungen – der digitale Helfer könnte Vieles abdecken.
Besonders beeindruckend: Die Technologie soll auf einer KI-Lösung des Softwareentwicklers Aleph Alpha aus Heidelberg basieren. Diese brauche keinen Internetzugriff, sei DSGVO-konform, nutze ausschließlich indexierte Daten und eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Auch Dialekte, Rechtschreibfehler und sogar Spracheingaben und -ausgaben wären für die KI kein Problem, erklärte Vollnhals begeistert.
Rechtssicher oder recht schwierig? KI im Kreuzfeuer
Wenngleich diese Ideen zukunftsweisend klangen, gab es auch Skepsis. Vor allem der Begriff "rechtssicher" löste Diskussionen im Gemeinderat aus. Silvia Schlagmüller (CSU/Freie Zeller Bürger) äußerte ihre Bedenken: "Für mich ist das ein reines Infoportal". Auch Bernd Spengler (SPD/Junge Liste Zell) fragte kritisch nach: "Wer haftet für falsche Antworten?". Vollnhals zeigte sich überrascht von diesen und anderen Beiträgen: "Ich finde es krass, dass Sie so kritische Fragen stellen". Die spitze Bemerkung eines Gastes daraufhin – "Da waren Sie noch nie in Zell!" – hat er jedoch wohl nicht wahrgenommen.
Weil seine Antworten die Unstimmigkeiten im Gremium nicht klären konnten, versprach Vollnhals, den Rückfragen nochmals genauer auf den Grund zu gehen. Er deutete an, dass es hier eine "spezielle Zeller Lösung" geben könnte.
Behandlung der Anträge aus der Bürgerversammlung
Im zweiten Teil der Sitzung widmete sich der Gemeinderat den Anträgen aus der Bürgerversammlung vom 21. November 2024. Dabei standen vor allem Themen rund um Infrastruktur und Verkehrssicherheit im Mittelpunkt:
Antrag 1 – Parkflächen in der Margetshöchheimer Straße: Der Antrag forderte die Entfernung markierter Parkflächen vor dem Betzengraben. Aufgrund eines als unzureichend bewerteten Sachvortrags vertagte der Gemeinderat die Entscheidung (3 Gegenstimmen).
Antrag 2 – Temporeduzierung in der Mainleitenstraße: Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit beschloss das Gremium das Aufbringen eines Hinweispiktogramms.
Antrag 3 – Sanierung des Radwegs: Mit einer Gegenstimme wurde eine bedarfsgerechte mehrfache Beauftragung zur Entfernung des Bewuchses beschlossen.
Antrag 4 – Einbahnstraßenregelung: Ein Vorschlag zur zeitlichen Begrenzung der Einbahnstraße wurde nach Rücksprache mit der Polizei abgelehnt.
Antrag 5 – Pflege gemeindeeigener Bäume: Der Gemeinderat entschied, einen Termin mit dem Landschaftspflegeverband zu vereinbaren.
Antrag 6 – Verkehrsüberwachung in der Nähe des Kindergartens St. Laurentius: Hier soll ein Tempomesser installiert werden.
Ferner wollte ein Gast mehrmals seine Meinung zu einem der Anträge äußern – was jedoch vom Zweiten Bürgermeister unterbunden wurde: "Es gibt kein Rederecht für Zuschauer". Unschön, aber auch das ist Demokratie. Das Gremium hat sich konkludent dafür entschieden, hier keine Ausnahme zu machen.
Außerdem wurde noch mitgeteilt, dass zum 1. April in der Nordstraße 17 in Zell eine neue Filiale der Deutschen Post eröffnet wird.