Wie geht es weiter mit dem Problemkind „Zeller Bock“? Immerhin verhindert die Totalsperrung der maroden Trasse seit März 2010, dass zwischen den Gemeinden des westlichen Landkreises und dem Würzburger Stadtteil Zellerau ein gesellschaftliches und wirtschaftliches Leben wie früher stattfindet. 15 000 Autofahrer müssen täglich zum Teil große Umwege fahren.
Die Regierung von Unterfranken ist mitten im Planfeststellungsverfahren und prüft die städtischen Ausbaupläne. Darin ein letzter strittiger Punkt: die Standfestigkeit der zehn Jahre alten bergseitigen Klostermauern entlang des Antoniusheimes und die Frage, wer entstehende Kosten trägt: Stadt oder Eigentümerin Kloster? „Das Problem ist geklärt“, sagte jetzt Oberbürgermeister Georg Rosenthal im Stadtrat.
Kürzlich hatten sich Schwestern aus dem Kloster Oberzell und Vertreter der Stadt zusammengesetzt, um das Thema zu erörtern. Die Moderation des Gespräches hatten Regierungsvertreter. Das Problem war schon im Sommer im Planfeststellungsverfahren so geschildert worden: Wie will die Stadt eine neue Trasse bauen, ohne die historischen Klostermauern – sie verlaufen auf einer Strecke von etwa 130 Metern bergseits – zu gefährden und wer zahlt eventuelle Stützmaßnahmen oder Schäden? Immerhin gründen die Fundamente nur 30 bis 50 Zentimeter tief bei einer Mauerhöhe von bis zu vier Metern.
Eine Expertise hatte laut Klostersprecherin Katharina Ganz ergeben, dass die über 250 Jahre alten Bauwerke sicher sind, solange dort nicht gebaut wird. Nachdem da aber eine neue Trasse gebaut werden soll, machten sich die Schwestern Sorgen um ihr Eigentum.
Das Ergebnis des Treffens beschreibt Stadtsprecher Christian Weiß so: „Der letzte Knoten am Zeller Bock ist durchschlagen. Wir haben eine Vereinbarung mit dem Kloster Oberzell.“ Und die sieht so aus: Die Stadt Würzburg trägt die Kosten einer Sanierung der Klostermauern beim Bau der neuen Trasse, also auch Stützmaßnahmen. Sollte ein Neubau notwendig werden, bezahlt das auch die Stadt. Das Kloster überträgt im Gegenzug die Flächen, auf denen die Mauern stehen.
Warum die Klostermauern jetzt erst Thema werden, lässt sich nicht genau klären. Laut Stadt habe das Kloster abgelehnt, dass die betroffenen Mauern in die Straßenplanung eingebunden werden. Daher habe man „außen herum“ geplant, sagte Stadtbaurat Christian Baumgart Ende September vor der Presse.
„Der letzte Knoten am Zeller Bock ist durchschlagen.“
Christian Weiß Stadtsprecher
Im Kloster war vor einigen Wochen zu erfahren, dass man dort schon seit zwei Jahren gerne von der Stadt wissen würde, was denn nun passieren solle zum Schutz der historischen Substanz? Es habe aber kaum Kontakte zu dem Thema gegeben.
Nun geht die Planfeststellung, an deren Ende dann Baurecht stehen wird, also auf die Zielgerade. Das bestätigt Regierungssprecher Johannes Hardenacke. Nach der Vereinbarung zwischen Stadt und Kloster seien die letzten Probleme gelöst. In einem Beteiligungsverfahren müssen nun noch einmal Privatpersonen und betroffene Dienststellen schriftlich zu der neuen Situation befragt und deren Antworten ausgewertet werden.
Ob diese neuen Zwischenschritte denn das laufende Verfahren verzögern, wollte diese Zeitung wissen? Schließlich werfen viele Autofahrer und auch die Bürgermeister der Umlandgemeinden der Stadt oft Untätigkeit und Schlendrian am Zeller Bock vor. Und immerhin weiß man bei der Stadt Würzburg ja schon seit 2002 um die Sanierungsbedürftigkeit der Trasse, die damals schon nur noch einseitig aus Sicherheitsgründen befahren werden durfte.
Hardenacke gibt sich diplomatisch: „Wir arbeiten auf Hochtouren am Planfeststellungsverfahren und werden es wohl im Januar 2012 fertig haben.“ Mehr war ihm nicht zu entlocken. Doch ein Blick in das Medienarchiv zeigt: vor sechs Wochen, am 27. September diesen Jahres, lautete die Prognose für Baurecht am Zeller Bock noch Ende des Jahres.
Bleibt zu hoffen, dass wenigstens die Prognosen von OB Georg Rosenthal und Stadtbaurat Christian Baumgart Bestand haben werden: Der Zeller Bock soll im Jahr 2014 wiedereröffnet werden. Der Ausbau der wichtigen Verbindungsstrecke kommt den Steuerzahler ziemlich teuer: nach vorsichtigen Schätzungen kosten die 1000 Meter etwa 20 Millionen Euro.
ONLINE-TIPP
Der lange Streit um den maroden Zeller Bock: wuerzburg.mainpost.de