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Wiesenfeld/Würzburg: Zeuge im Wiesenfeld-Prozess belastet den Angeklagten schwer: Gestand er den Mord vor 31 Jahren seinem Ausbilder?

Wiesenfeld/Würzburg

Zeuge im Wiesenfeld-Prozess belastet den Angeklagten schwer: Gestand er den Mord vor 31 Jahren seinem Ausbilder?

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    Wer hat Sabine B. ermordet und hier in einem Gülleschacht versteckt? Der Prozess am Landgericht Würzburg versucht, diese Frage zu beantworten.
    Wer hat Sabine B. ermordet und hier in einem Gülleschacht versteckt? Der Prozess am Landgericht Würzburg versucht, diese Frage zu beantworten. Foto: Henry Urmann, MP Archiv, Collage

    Zu Beginn des fünften Verhandlungstages mustert Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach den Angeklagten, der fünf Meter vor ihm sitzt. Der meidet die Blicke des Ermittlers, der ihm den Mord an der 13-jährigen Sabine B. vor 31 Jahren nachweisen möchte.

    Der Oberstaatsanwalt präsentiert am Montag einen wichtigen Zeugen: Der ehemalige Arbeitgeber des Angeklagten hatte seinen Lehrling bereits kurz nach der Entdeckung der Leiche 1993 unter Verdacht. Auf einer Autofahrt soll er damals den 17-Jährigen bedrängt haben, das Verbrechen zuzugeben.

    Hat der Angeklagte die Tat seinem damaligen Ausbilder im Auto gestanden?

    Der heute 68 Jahre alte Zeuge erinnert sich nach eigenen Angaben nach 31 Jahren noch gut an die Autofahrt: Auf sein intensives Drängen hin habe der Angeklagte widerstrebend gestanden. "Na gut, dann war ich's halt!", soll der damals 17-Jährige gesagt haben. Er selbst sei wie vom Donner gerührt gewesen, sagt der Zeuge.

    Doch Sekunden später soll der Angeklagte damals das Geständnis widerrufen haben: Die Bemerkung sei "nur im Spaß" gewesen.

    Der Zeuge belastete den Angeklagten mit weiteren Erinnerungen: Sein Lehrling habe in den Tagen nach der Tat völlig verwirrt gewirkt und sich nicht mehr auf die Arbeit konzentrieren können.

    Nur wenige Tage nach dem Fund der Leiche von Sabine B. habe er seinen Ausbilder aufgefordert, mit ihm zum Tatort zu fahren. Im Stall sei der Angeklagte über die Leiter hinaufgestiegen sein auf den Tennenboden, obwohl er angeblich nicht schwindelfrei war.

    Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach (rechts) will dem Angeklagten den Mord in Wiesenfeld beweisen. Verteidiger Hanjo Schrepfer zweifelt an der glaubwürdigkeit einer Belastungszeugin.
    Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach (rechts) will dem Angeklagten den Mord in Wiesenfeld beweisen. Verteidiger Hanjo Schrepfer zweifelt an der glaubwürdigkeit einer Belastungszeugin. Foto: Thomas Obermeier

    Auf dem Tennenboden war Sabine B. missbraucht und getötet worden: "Hier soll es passiert sein", soll der Angeklagte gesagt haben. Damit hätte er sehr früh Detailkenntnisse zum Tatablauf bewiesen.

    Das Gericht und der Staatsanwalt nehmen die Zeugenaussage am Montag erstaunt zur Kenntnis. Der Vorsitzende fragt, ob der Angeklagte dazu eine Erklärung abgeben will. Doch der schweigt.

    Früherer Ausbilder des Angeklagten erinnert sich an merkwürdige Situationen in Wiesenfeld

    Dem Ausbilder ließ das Verhalten seines Lehrlings vor 31 Jahren keine Ruhe. Er befragte damals gezielt einen Freund des 17-Jährigen, berichtet er. Das habe seinen Lehrling so sehr beunruhigt, dass dieser um Mitternacht bei seinem Lehrherrn angerufen habe und sich mit weinerlicher Stimme erkundigte: "Was hat er gesagt?"

    Unter diesem Betondeckel (unter dem Pflasterstein) entdeckten die Polizisten 1993 in einem Gülleschacht die Leiche des Mädchens. 
    Unter diesem Betondeckel (unter dem Pflasterstein) entdeckten die Polizisten 1993 in einem Gülleschacht die Leiche des Mädchens.  Foto: Patty Varasano

    Der Ausbilder vertröstete seinen Lehrling nach eigener Aussage auf den nächsten Morgen und legte auf. Da aber war das Interesse des 17-Jährigen erloschen, er fragte nicht mehr nach.

    Bei anderer Gelegenheit habe er den Verdächtigen erneut aufgefordert, die Wahrheit zu sagen, erzählt der Zeuge vor Gericht. In dem Moment sei ein Polizeiauto auf den Hof gefahren. Der 17-Jährige sei unaufgefordert in den Polizeiwagen gestiegen. Erklären konnte er sein Verhalten zwar nicht. Die Polizei ließ ihn aber kurz darauf wieder laufen.

    Die Aussage einer weiteren Zeugin könnte den Angeklagten belasten

    Eine weitere Zeugin aus dem Kreis der eigenen Familie belastet den Angeklagten. Ihrer Aussage bei der Polizei zufolge soll er im engsten Familienkreis gesagt haben: "Ich habe das nicht gewollt." Doch das Motiv der Zeugin könnte Rache sein. Sie hat bei der Polizei auch angegeben, dass der Angeklagte sie als junges Mädchen wiederholt sexuell missbraucht habe.

    Verteidiger Hanjo Schrepfer hatte auf Nachfrage dazu erklärt: "Ich habe Anlass, am Wahrheitsgehalt der Aussagen zu zweifeln." Auch Oberstaatsanwalt Thorsten Seebach ist vorsichtig. Die Zeugin soll Anfang Oktober aussagen, unter Ausschluss der Öffentlichkeit.

    Der Prozess wird am Dienstag fortgesetzt.

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