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Würzburg: Eine Ziehharmonika, Porzellanfiguren und eine gefälschte Geige: Das kam alles bei Fabian Kahl auf den Tisch

Würzburg

Eine Ziehharmonika, Porzellanfiguren und eine gefälschte Geige: Das kam alles bei Fabian Kahl auf den Tisch

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    Exzellent ausgestattet: Fabian Kahl und Yvonne Arnolds nutzen eine UV-Lampe, um die Meissener Porzellanfiguren auf mögliche Restaurierungen zu überprüfen.
    Exzellent ausgestattet: Fabian Kahl und Yvonne Arnolds nutzen eine UV-Lampe, um die Meissener Porzellanfiguren auf mögliche Restaurierungen zu überprüfen. Foto: Heiko Becker

    Freitagmorgen, 9.30 Uhr: Vor einem Haus am Petersplatz in Würzburg hat sich eine kleine Menschentraube gebildet. Sie sind nicht die einzigen, die besonders früh auf der Matte stehen. Der Grund für die Aufregung? Die Chance, Fabian Kahl, bekannt aus "Bares für Rares" mal in live und in Farbe zu sehen. Und sich selbst wie bei der TV-Sendung zu fühlen. 

    Beim Öffnen der Tür erübrigt sich auch die Frage, warum die Leute draußen stehen: Drinnen ist es schon proppenvoll. Eine Handvoll Stühle stehen im Eingangsbereich, jeder ist belegt. Auf den Schößen der Anwesenden: kleine und große Körbe, große Sporttaschen oder blaue IKEA-Tüten.

    9.45 Uhr: Die Ruhe vor dem Sturm und ein letzter Kaffee

    Im Hinterzimmer sitzen Fabian Kahl aus der TV-Sendung "Bares für Rares", sein Bruder Tobias Kahl und seine Freundin Yvonne Arnolds und schlürfen ihren letzten Kaffee, bevor die Veranstaltung um 10 Uhr ihre Pforten öffnet. Aufgeregt sind sie nicht. "Wir bringen ja die tägliche Erfahrung mit", sagt Tobias Kahl.

    10 Uhr: Ein ausgefallener Gegenstand nach dem nächsten kommt auf den Tisch

    Auf einmal wird es eng im knapp 20 Quadratmeter großen Raum. In der einen Ecke: Fabian Kahl. In der anderen: Tobias Kahl. Beide sitzen an einem großen Holztisch und empfangen jetzt eine Person nach der anderen. Wer sich auf das kleine Sofa in der Mitte des Raums setzt, ist als Nächstes dran. Dort sitzt auch das Mutter-Tochter-Gespann Marlene Janke (39) und Petra Kramer-Herrmann (69) und beobachtet gespannt, was da vor sich geht.

    "Wir schauen die Sendung jeden Tag – Fabian Kahl zu sehen, ist sehr cool!"

    Marlene Janke

    Fabian Kahl ist noch in ein Verkaufsgespräch verwickelt. Die beiden "Bares für Rares"-Fans verfolgen das Spektakel aber gern, während sie warten. "Wir schauen die Sendung jeden Tag – Fabian Kahl zu sehen, ist sehr cool", meint die Tochter. Doch das ist nicht der einzige Grund, hier zu sein: "Viel Geld" möchte sie mit nach Hause nehmen, scherzt die 69-Jährige.

    In ihrem Korb sind ein paar Glasgefäße, eine Bonboniere und eine Schatulle aus Holz. So richtig wissen die beiden nicht, was das alles ist. "Aus der Erbmasse der Mutter", sagt Kramer-Herrmann. Aufgrund eines Umzugs kommen ein paar Sachen weg, erzählt Mutter Kramer-Herrmann. "Und das sind die einzigen, die wertvoller sind."

    Nach einigen Minuten bei Tobias Kahl ist klar: "Die Bonboniere hat leider eine Beschädigung", erklärt Kramer-Herrmann etwas enttäuscht. Und auch die anderen Erbschätze begleiten sie und ihre Tochter heute wieder nach Hause. Aber alles halb so wild, sagt sie: "Dabei sein ist alles."

    10.15 Uhr: Nach einer Viertelstunde ist der erste Deal eingetütet

    450 Euro wert: Dieses Hentschel-Kind, eine der begehrten Porzellanfiguren von Julius Konrad Hentschel kaufte Fabian Kahl von Annette Matthey.
    450 Euro wert: Dieses Hentschel-Kind, eine der begehrten Porzellanfiguren von Julius Konrad Hentschel kaufte Fabian Kahl von Annette Matthey. Foto: Heiko Becker

    Bei Fabian Kahl sitzt unterdessen Annette Matthey (63). Und die selbstbewusste Frau weiß genau, dass sie dem Antiquitäten-Händler gerade etwas Wertvolles auf den Tisch legt: Sie hat "Hentschelkinder" von Meissen dabei – Porzellanfiguren von hohem Wert. Das erkennt auch Fabian Kahl auf den ersten Blick. 

    450 Euro ist das Porzellan wert: Da staunt auch Matthey nicht schlecht, die Freude ist ihr ins Gesicht geschrieben. "Ich habe die bei einer Auktion gekauft", verrät sie. Zwei Minuten später ist der erste Deal des Tages eingetütet: Mit 450 Euro mehr voller Zufriedenheit räumt die 63-Jährige den Platz für die nächsten Antiquitäten-Fans.

    10:30 Uhr: Mit Stift und Zettel kommen diese beiden Hobby-Sammlerinnen

    Jetzt sind Helga Oreskovich (70) und Claudia Schneider (67) an der Reihe. Drei große Taschen voll haben die beiden Hobby-Sammlerinnen mitgebracht – ebenso wie Notizen und einen Stift. Sie kommen vorbereitet: Längst haben sie Kleinanzeigen-Inserate gecheckt und das Internet durchforstet, um den Wert ihrer Schätze zu kennen. 

    Sind anfangs erstmal überfragt, was das ist: Yvonne Arnolds und Fabian Kahl versuchen herauszufinden, was "Der Scenotest" ist und wie viel das wert sein könnte.
    Sind anfangs erstmal überfragt, was das ist: Yvonne Arnolds und Fabian Kahl versuchen herauszufinden, was "Der Scenotest" ist und wie viel das wert sein könnte. Foto: Heiko Becker

    "Wir gehen gerne auf Flohmärkte, Hausauflösungen – sammeln und schauen dann, was das so wert ist", sagt Oreskovich. Eine Schale aus Asien bringen die Freundinnen mit, ebenso wie mehrere (Tisch-) Uhren, ein Gemälde und … ein Spiel? Da tappen auch Kahl und Arnolds erst einmal im Dunkeln, und zücken das Handy. 

    Letztlich gehen die beiden Frauen wenig später, ohne ihre Antiquitäten verscherbelt zu haben. Oreskovich ist trotzdem gut gelaunt: "Das war echt interessant, wir hatten sehr viel Spaß!"

    10:45 Uhr: Alle aufgehorcht, jetzt wird's musikalisch

    In der Zwischenzeit hat es sich ein Höchberger Trio auf dem Sofa in der Mitte gemütlich gemacht. "Eine Autogrammstunde hätte mir sogar gereicht", sagt Matthias Hahn (61). Denn er schaue gerne "Bares für Rares" und wäre auch einfach so gekommen, um Fabian Kahl zu sehen. Dann eben mit Antiquität in petto.

    Matthias Hahn möchte den Experten seine Ziehharmonika zeigen, um deren Wert bestimmen zu lassen.
    Matthias Hahn möchte den Experten seine Ziehharmonika zeigen, um deren Wert bestimmen zu lassen. Foto: Heiko Becker

    "Ich kann sie nicht spielen und wollte mal wissen, was genau das ist", sagt der 61-Jährige mit einem alten Holz-Akkordeon in der Hand. 300 Euro müsse man ihm schon dafür bieten, um sie zu verkaufen. Wenig später können er und Karina Hahn zu Tobias Karl an den Tisch.

    Der zögert nicht lange und zieht die Ziehharmonika einmal kräftig auseinander. Gut – sie funktioniert. Der Klang: eindrucksvoll. Kahl ordnet ein, worum es sich handelt: "Das ist eine Hohner, gute Manufaktur, vermutlich aus den 50er und 60er Jahren", erklärt er. "Definitiv Nachkriegszeit."

    Doch Kahl muss Hahn heute leider enttäuschen: "Wenn, dann muss man jemanden finden, der es spielt", meint er. "Reeller Wert: Um die 100 bis 120 Euro." Nein danke! Da lehnt der Höchberger doch lieber ab und nimmt sie wieder mit nach Hause. "Aber allein da gewesen zu sein, war toll", sagt der 61-Jährige. Ein Selfie mit Fabian Kahl ergattert der "Bares für Rares"-Fan auch noch. Da hat es sich doch gelohnt!

    11 Uhr: Kaum eine Stunde vergangen und schon zwei Fälschungen entdeckt

    Ist gar kein Ölgemälde: Durch eine sorgfältige Analyse der Oberflächenstruktur konnte Fabian Kahl belegen, dass das vermeintliche Ölgemälde tatsächlich ein Öldruck ist.
    Ist gar kein Ölgemälde: Durch eine sorgfältige Analyse der Oberflächenstruktur konnte Fabian Kahl belegen, dass das vermeintliche Ölgemälde tatsächlich ein Öldruck ist. Foto: Heiko Becker

    Bei allerlei Kunst-Schätzen heißt es Augen auf! Kaum eine Stunde vergeht, da zeigt Fabian Kahl schon die ersten beiden Fälschungen, die ihm in die Hände gefallen sind: Eine Stradivari-Geige, die gar keine ist, sowie ein Ölgemälde, das gar keines ist.

    "Wenn man hier nah ran geht, dann sieht man einen Rasterdruck und die Ölfarbe ist nur mit einem Öldrucker darüber gemacht", erklärt er. Der Antiquitätenhändler kann darüber allerdings nur schmunzeln – sowas passiert ihm nicht das erste Mal.

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