Ein Abend unter Freunden. Ziemlich großzügigen Freunden: Der Freundeskreis Mozartfest hat zu seinem 30-jährigen Bestehen dem Festival einen Konzertflügel geschenkt. Dieser steht ab sofort im Veranstaltungssaal der Mozartareals für Proben und Kammerkonzerte zur Verfügung. Im Ende September eröffneten Mozartareal hat auch das Mozartfest sein Büro.

Mit dem Flügel sei Würzburg "um einen Konzertsaal reicher", freute sich Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Übergabe im Rahmen eines "Fest- und Klavierabends" am Nikolaustag. Nicht nur für das "ziemlich große Geschenk zu Nikolaus", sondern auch für zehn Jahre Arbeit als Vorsitzender des Freundeskreises überreichte der OB einem vollkommen überraschten Franz Kollroß die Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters der Stadt Würzburg.
1,7 Millionen Euro hat der Freundeskreis bislang aufgebracht
Der Freundeskreis, der sich in 30 Jahren vom Ticketverein zum vielfältig aktiven Unterstützerkreis wandelte, hat über die Crowdfunding-Aktion "Das Mozartfest beflügeln" 55.036 Euro zusammenbekommen. Mit zusätzlichen Spenden und Mitgliedsbeiträgen konnte dann für 115.602 Euro der Flügel nebst Zubehör gekauft werden. "Die Firma Steingraeber ist uns beim Kaufpreis großzügig entgegengekommen", so Franz Kollroß.
1,7 Millionen Euro hat der Freundeskreis, der ursprünglich "Gesellschaft der Freunde des Mozartfests" hieß und heute aus 160 Privatpersonen und 16 Unternehmen besteht, bislang für das Festival aufgebracht. "Damit konnten wir Kunst machen", sagte eine dankbare Mozartfest-Intendantin Evelyn Meining, die die Arbeit des Vereins als "wertstiftend, sinnstiftend, gemeinschaftsstiftend" würdigte.

Die "imaginäre Sektflasche" zum musikalischen Stapellauf des Flügels steuerte Pianistin Ragna Schirmer bei, die das Instrument in der Bayreuther Klaviermanufaktur Steingraeber & Söhne ausgesucht hatte. Mit Werken von Mozart, Mozart-Zeitgenossin Maria Theresia Paradis, Schubert und Liszt führte sie das erstaunliche klangliche Potenzial des "Semi-Konzertflügels" vor, der so heißt, weil er mit 2,32 Metern Länge 44 Zentimeter kürzer ist als das größte Modell der Manufaktur.
Zwei Besonderheiten, die es nur bei Steingraeber-Flügeln gibt
Das Instrument verfügt über zwei Steingraeber-typische Besonderheiten: eine besondere Dämpfung, den "Sordino", der ganz besonders zartes Pianissimo erlaubt, und den "Mozart-Zug". Mit diesem kann der Tastentiefgang um mehrere Millimeter verändert werden, also der Weg, den die Taste braucht, bis der Hammer ausgelöst wird.
So kann der modernde Konzertflügel einen historischen Hammerflügel mit niedrigerem Tiefgang simulieren. Er klingt dann feiner, pastelliger. Ragna Schirmer führte in einem mitreißend gespielten und kundig moderierten Konzert alle Varianten vor und kam zu einem Besturteil: "Schnell und laut können viele Flügel. Aber das singende Pianissimo ist eine Kernkompetenz dieses Instruments. Sie macht ihn ganz besonders wertvoll."