Es ist für einen Mannschaftssport schon ein ungewöhnlicher Anblick, wenn erwachsene Männer nicht auf Unparteiische angewiesen sind, sondern bei vermeintlichen Regelverstößen einfach so lange miteinander reden, bis sie sich auf eine Lösung einigen.
Selbstverständlich beim Ultimate Frisbee, meinen die Spieler, die sich am vergangenen Wochenende in Würzburg trafen, um die erste Hälfte der Deutschen Meisterschaft in der 3. Bundesliga Süd auszuspielen.
„Dieser gegenseitige Respekt, die Selbstkontrolle und die freundschaftliche Atmosphäre zwischen allen Mannschaften ist es, was mir am Ultimate Frisbee besonders gut gefällt“, sagt Matthias Kram, der schon seit gut zwanzig Jahren der Kunststoffscheibe verfallen ist und auch mit 40 Jahren motiviert auf dem Platz steht.
Dieser ist beim Ultimate Frisbee in etwa so lang wie ein Fußballplatz, aber deutlich schmaler. Das Ziel des Spiels ist es, die Frisbee in der gegnerischen Endzone zu fangen, wobei man mit der Scheibe in der Hand nicht laufen darf. Das Spiel ist daher von vielen Sprints geprägt, da sich die Mitspieler immer wieder anbieten müssen.
Berühren darf man seinen Gegner zwar nicht, man kann aber mit allen Körperteilen versuchen, das Spielgerät abzublocken. Berührt dieses den Boden, bekommt es die andere Mannschaft. Gespielt wird sieben gegen sieben, nach 90 Minuten ist Schluss – außer einer Mannschaft gelingt es, vorher auf 15 spielentscheidenden Punkte zu kommen.
Für die gastgebenden Spize-Boys der Freien Turnerschaft Würzburg lief es nicht optimal. „Wir haben die Männermannschaft erst vor kurzem gegründet und wissen, wo wir stehen“, bleibt Kram nach drei hohen Niederlagen gelassen, auch wenn er sich während der Spiele sichtbar über vermeidbare Fehler aufgeregt hatte. „Der sportliche Erfolg ist nicht mehr so wichtig, aber wenn man spielt, möchte man natürlich trotzdem gewinnen“, sagt Kram, der weiß, wie es geht.
„Der sportliche Erfolg ist nicht mehr so wichtig, aber wenn man spielt, möchte man natürlich trotzdem gewinnen.“
Matthias Kram, Frisbee-Spieler
Mehrfacher Hochschulmeister waren die Würzburger bereits, auch zur Mannschaftsweltmeisterschaft im Mixed (Männer und Frauen spielen zusammen) 2014 haben sie es geschafft. Selbst fünf Nationalspieler und Nationalspielerinnen gehören derzeit zum Kader.
Dennoch müssten sie noch viel lernen, meint Kram, etwa nach der 15:3-Niederlage gegen Eintracht Frankfurt: „Sie haben uns früh verunsichert und waren dann in unserem Kopf drin. Dann klappen selbst die einfachsten Dinge nicht mehr. Zu Frisbee gehört auch immer ein wenig Psychologie.“
Mit dem Aufstieg wird man so in dieser Saison, in der die sechs Mannschaften der 3. Liga Süd an zwei Wochenenden insgesamt zweimal jeder gegen jeden spielen, nichts zu tun haben. Zumindest das Derby gegen Frank Pauli, der Zweitvertretung der in der 1. Bundesliga vertretenen Frankenauswahl, entschied Würzburg für sich. Hinzu kam ein Sieg gegen Augsburg. Die Gäste aus Jena hingegen gewannen alle ihre Spiele.
Für Ingenieur Kram, der in Astheim (Landkreis Kitzingen) aufwuchs und der die Würzburger viele Jahre als Trainer und Kapitän anführte, kein Beinbruch. Man befinde sich eben gerade im Umbruch. Mit dem Turnierverlauf war er jedenfalls zufrieden: „Wir haben als Gastgeber viele positive Rückmeldungen bekommen. Für das zweite Wochenende wollen wir dann sportlich ähnlich dastehen, vielleicht dann schon mit drei Siegen aus fünf Spielen.“
Interessenten sind derweil beim Training mittwochs um 19 Uhr bei der Freien Turnerschaft Würzburg gern gesehen. Seit dem Vereinsbeitritt vor einem Jahr muss man auch kein Studierender mehr sein, nachdem die Abteilung zuvor beim Hochschulsport angesiedelt war. Stollenschuhe sind dabei die einzige Ausrüstung, die man braucht. Eine Altersgrenze gibt es nicht, Männer und Frauen trainieren zusammen.
Ultimate Frisbee, Deutsche Meisterschaft Süd 3. Liga Open, Ergebnisse der fränkischen Vertreter: Würzburg – Frank Pauli 15:11, Würzburg – Frankfurt 3:15, Würzburg – Schwabing 7:15, Würzburg – Augsburg 15:10, Würzburg – Jena 4:15, Frank Pauli – Jena 5:15, Frank Pauli – Augsburg 12:15, Frank Pauli – Frankfurt 10:15, Fank Pauli – Schwabing 10:15.