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Ochsenfurt: Zuckerfabrik Ochsenfurt: Die Rübenkampagne endet so früh wie selten zuvor

Ochsenfurt

Zuckerfabrik Ochsenfurt: Die Rübenkampagne endet so früh wie selten zuvor

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    Bis zum Mittwoch stand die Ochsenfurter Zuckerfabrik unter Dampf, dann endete die Rübenverarbeitung so früh wie selten zuvor.
    Bis zum Mittwoch stand die Ochsenfurter Zuckerfabrik unter Dampf, dann endete die Rübenverarbeitung so früh wie selten zuvor. Foto: Gerhard Meißner

    An diesem Mittwoch wurde in der Ochsenfurter Zuckerfabrik die letzte Zuckerrübe dieses Jahres verarbeitet. 24 Stunden dauert es, bis der daraus gewonnene Zucker die Produktionsanlagen verlässt. Dann ist Rübenkampagne nach 86 Tagen beendet, so früh wie nie in der jüngeren Geschichte des fränkischen Südzucker-Werks. Auf ein arbeitsfreies Weihnachtsfest dürfen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion dennoch nicht freuen. Eine Woche dauert es, bis die Anlagen heruntergefahren und gereinigt sind, sagt Betriebsleiter Matthias Schüttenhelm. Erst kurz vor Silvester endet der Drei-Schicht-Betrieb deshalb.

    Im vergangenen Jahr hatte der Kamin über der Fabrik 127 Tage lang gedampft. Dass die Kampagne heuer so extrem kurz ausfällt, ist dem schlechten Rübenertrag geschuldet. Aufgrund der anhaltenden Trockenheit im Sommer lag dieser nach Angaben des Verbands fränkischer Zuckerrübenbauer 23 Prozent unter dem mehrjährigen Durchschnitt. Der Zuckerertrag pro Hektar unterschreitet das Mittel sogar um rund 30 Prozent, weil der anschließende September kühl und nass war und die Rüben kaum noch Zucker bilden konnten. "Normalerweise haben wir bei niedrigen Erträgen hohe Zuckergehalte; heuer waren Erträge und die Zuckergehalte schlecht", sagt der Regionalleiter der Südzucker AG, Stefan Mondel. 

    Gas-Notfallplan musste nicht angewendet werden

    Mit einem Notfallplan hatte sich das Werk auf einen möglichen Gasmangel vorbereitet. Während das Kraftwerk der Fabrik noch mit Kohle betrieben wird, wird Gas zum Trocknen der ausgelaugten Rübenschnitzel benötigt. Notfalls hätte einer der drei großen Drehrohröfen mit schwerem Heizöl betrieben werden können, um den Betrieb wenigstens eingeschränkt aufrecht erhalten zu können, sagt Betriebsleiter Schüttenhelm.

    "Unsere Energieversorgung war zu jedem Zeitpunkt gesichert, weil wir zum Glück noch mit Steinkohle unterwegs sind", meint Regionalleiter Stefan Mondel. Ausgezahlt habe sich dabei auch die bereits 2013 installierte Vortrocknung der Rübenschnitzel. Die Anlage wird aus Abwärme gespeist und hat eine Einsparung von Gas bei der anschließenden Hochtemperatur-Trocknung zur Folge. 

    Gas verbraucht die Zuckerfabrik in Ochsenfurt zum Trocknen der ausgelaugten Rübenschnitzel in riesigen Drehrohröfen. Den Großteil seiner Energie bezieht das Werk derzeit noch aus Steinkohle.
    Gas verbraucht die Zuckerfabrik in Ochsenfurt zum Trocknen der ausgelaugten Rübenschnitzel in riesigen Drehrohröfen. Den Großteil seiner Energie bezieht das Werk derzeit noch aus Steinkohle. Foto: Gerhard Meißner

    "Der Standort ist damit gut aufgestellt", sagt Regionalleiter Mondel. Dennoch setze das Werk weiterhin auf Gas als künftigen alleinigen Energieträger. Bis zur Kampagne 2024 soll das Kraftwerk entsprechend umgerüstet werden, ein Jahr später als ursprünglich geplant. "Die Verwendung von Erdgas ist dabei nur eine Brücke", sagt Betriebsleiter Schüttenhelm. Später könne das Kraftwerk auch mit Biogas und in Beimischung mit Wasserstoff betrieben werden.

    "Unsere Energieversorgung war zu jedem Zeitpunkt gesichert, weil wir zum Glück noch mit Steinkohle unterwegs sind."

    Stefan Mondel, Regionalleiter Südzucker AG

    Das entspricht den langfristigen Klimaschutzzielen des Südzucker-Konzerns. Bis 2030 wolle man den CO2-Ausstoß im eigenen Verantwortungsbereich um 50 Prozent und entlang der gesamten Produktionskette um 30 Prozent reduzieren, sagt Konzernsprecher Dominik Risse. Ab 2050 will Südzucker vollständig klimaneutral arbeiten.

    Dazu könnten die Rübenschnitzel beitragen, die bisher unter hohem Energieeinsatz getrocknet und, zu Pellets gepresst, als Viehfutter vermarktet werden. Ein Teil dieser Rübenschnitzel könnte in einer Biogasanlage verwertet werden, meint Konzernsprecher Risser. Vorteile seien, dass keine Energie für Trocknung und Transport erforderlich ist und dass das entstehende Gas ohne aufwändige Aufbereitung direkt im Werk zur Energiegewinnung eingesetzt werden kann. Bislang stünden aber rechtliche Bestimmungen dem Einsatz der Schnitzel in Biogasanlagen im Weg.

    Beschaffungsprobleme bei Hilfs- und Betriebsstoffen

    Neben den hohen Energiekosten war die ansonsten sehr ruhig verlaufene Kampagne von Problemen bei der Beschaffung von Betriebs- und Hilfsstoffen begleitet, resümiert Betriebsleiter Matthias Schüttenhelm. Selbst einfache Chemikalien wie Salzsäure oder Natronlauge seien zeitweise nur schwer zu bekommen gewesen. Viele Hersteller hätten ihre Produktion im Sommer aufgrund des drohenden Gasmangels gedrosselt, so Schüttenhelm.

    Rübenschnitzel werden bisher getrocknet und pelletiert als Viehfutter vermarktet. Künftig könnten sie Rohstoff für die Energieversorgung der Ochsenfurter Zuckerfabrik werden. Im Bild (von links) Südzucker-Regionalleiter Stefan Mondel, Konzernsprecher Dominik Risser und Betriebsleiter Matthias Schüttenhelm.
    Rübenschnitzel werden bisher getrocknet und pelletiert als Viehfutter vermarktet. Künftig könnten sie Rohstoff für die Energieversorgung der Ochsenfurter Zuckerfabrik werden. Im Bild (von links) Südzucker-Regionalleiter Stefan Mondel, Konzernsprecher Dominik Risser und Betriebsleiter Matthias Schüttenhelm. Foto: Gerhard Meißner

    Den gestiegenen Produktionskosten steht ein deutlicher Erlösanstieg gegenüber. Nach Tiefstständen um die 300 Euro pro Tonne im Herbst 2018 ist der Zuckerpreis innerhalb der EU nach dem jüngsten EU-Preisreport auf 512 Euro pro Tonne gestiegen. Die Südzucker AG gehe davon, dass dieses Preisniveau auch längerfristig gehalten wird, sagt Sprecher Dominik Risser. Nach mehreren Jahren, in denen andere Produktsparten die Verluste beim Zucker ausgleichen musste, verdiene die Südzucker  AG jetzt auch wieder in ihrem Kernsegment Geld. In einer Ad-hoc-Meldung hat der Konzern deshalb erst vor wenigen Tagen nicht nur für das kommende, sondern bereits für das übernächste Geschäftsjahr einen deutlichen Ergebnisanstieg prognostiziert. Der Wert der Aktie stieg daraufhin von unter 14 auf zeitweise über 16 Euro.

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