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Würzburg: Zum Schutz vor Gewalt und sexuellen Übergriffen: Braucht Würzburg männerfreie Tage auf dem Frühjahrsvolksfest?

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Zum Schutz vor Gewalt und sexuellen Übergriffen: Braucht Würzburg männerfreie Tage auf dem Frühjahrsvolksfest?

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    Beim Frühjahrsvolksfest in Würzburg werden in diesem Jahr wieder viele Besucherinnen und Besucher erwartet. Sollte es männerfreie Tage geben, damit sich Frauen sicherer fühlen können?
    Beim Frühjahrsvolksfest in Würzburg werden in diesem Jahr wieder viele Besucherinnen und Besucher erwartet. Sollte es männerfreie Tage geben, damit sich Frauen sicherer fühlen können? Foto: Silvia Gralla

    Blöde Sprüche, sexuelle Übergriffe und Prügeleien sind auf Volksfesten keine Seltenheit. Insbesondere Frauen fühlen sich daher oft nicht sicher oder betreten Festzelte und Volksfeste mit einem mulmigen Gefühl. Die junge Generation der SPD (Jusos) aus Bremen will dafür jetzt eine Lösung gefunden haben: Sie fordern einen männerfreien Tag für die städtischen Volksfeste.

    Damit soll für weibliche Personen ein sicherer Ort (englisch: Safe Space) geschaffen werden, an dem sie ohne Angst vor Übergriffen und Beleidigungen einen Tag in Festzelten und Fahrgeschäften verbringen können. Auch der Würzburger Vorstand der Jungsozialisten in der SPD (Jusos) hat diesen Vorschlag für das Frühjahrsvolksfest und Kiliani diskutiert.

    Das Ergebnis: Der Vorschlag als alleinige Maßnahme gegen sexuelle Übergriffe und Diskriminierung sei zu kurz gedacht, sagt Sophie Rumpel, Mitglied des Juso-Vorstandes. Ein Ausschluss männlicher Personen an bestimmten Volksfesttagen sei keine optimale Lösung, um sexuellen Übergriffen im Festzelt entgegenzuwirken.

    Jusos Würzburg wünschen sich eine Überarbeitung des Volkfest-Konzeptes für Würzburg

    Aus Sicht der Jusos Würzburg müsse es ein neues Gesamtkonzept geben, dass allen Formen von Grenzüberschreitungen und Diskriminierung, auch gegenüber BIPoC (Anmerkung der Redaktion: Black, Indigenious and People of Color; ist eine positiv besetzte, politische Selbstbezeichnung rassistisch diskriminierter Personen) und Menschen mit Behinderungen vorbeugt. Einen großen Faktor sehe Rumpel vor allem im übermäßigen Alkoholkonsum auf Volksfesten und äußert die Idee, alkoholfreie Tage auf Kiliani und dem Frühjahrsvolksfest einzuführen.

    Felicitas Jander würde sich den Einsatz von sogenannten Awareness-Teams auf den Volksfesten in Würzburg wünschen, um einen sicheren Ort für alle Besucherinnen und Besucher zu schaffen.
    Felicitas Jander würde sich den Einsatz von sogenannten Awareness-Teams auf den Volksfesten in Würzburg wünschen, um einen sicheren Ort für alle Besucherinnen und Besucher zu schaffen. Foto: Silvia Gralla

    Dem schließt sich auch Felicitas Jander an, die in der Vergangenheit immer wieder feministische Veranstaltungen und Demonstrationen mitorganisiert hat und sich seit mehreren Jahren für die Rechte von FLINTAS (Frauen, Lesben, inter-, nichtbinäre-, trans- und agender- Personen) einsetzt. Sie findet den Anstoß der Jusos-Bremen interessant, sieht jedoch darin keine Lösung der Problematik. Männer von Festen auszuschließen würde die Situation weder verbessern noch ein sensibles Bewusstsein für die Thematik schaffen. Sie bevorzugt das Konzept von sogenannten Awareness-Teams (deutsch: Achtsamkeits-Teams), die als ständige Ansprechpersonen auf Volksfesten präsent und geschult im Umgang mit emotionalen Ausnahmesituationen sind.

    Stadt Würzburg sieht kein Anlass zum Handeln und nennt Volksfeste "sichere Familienfeste"

    Änderungsvorschläge, die es nach Auffassung der Stadt und Polizei Würzburg nicht braucht. Auf Nachfrage dieser Redaktion erklärt Georg Wagenbrenner, Pressesprecher der Stadt: "Volksfeste in Würzburg sind sichere Volksfeste." Das zeige die Bilanz der vergangenen Jahre deutlich. Tage einzuführen, an denen ausschließlich weibliche Personen das Volksfest oder die Festzelte besuchen, komme für die Stadt nicht in Betracht, so Wagenbrenner.

    Doch sexuelle Übergriffe passieren – auch auf Würzburger Volksfesten. Insgesamt fünf Fälle von sexueller Belästigung seien beim Kiliani-Volksfest im vergangenen Jahr zur Anzeige gebracht wurden, erklärt Wagenbrenner. Man sei den fünf Hinweisen polizeilich sofort nachgegangen, doch die Täterermittlung blieb erfolglos. Und dennoch spricht die Stadt von einem "sicheren Familienvolksfest". Und verweist auf bewährte Mittel wie Präventionsarbeit und das Sicherheitskonzept.

    Juso-Vorstandsmitglied Sophie Rumpel nennt unter anderem den Verzicht auf Alkohol auf Würzburger Volksfesten als einen Änderungsvorschlag.
    Juso-Vorstandsmitglied Sophie Rumpel nennt unter anderem den Verzicht auf Alkohol auf Würzburger Volksfesten als einen Änderungsvorschlag. Foto: Thomas Obermeier

    Felicitas Jander zeigt für die Argumentation allein basierend auf der Kriminalitätsstatistik der Polizei wenig Verständnis. "Ich kenne keine einzige Person, die sexualisierte Übergriffe erlebt und diese gemeldet hat." Dies belegen auch verschiedene Studien aus der Vergangenheit. So ist auf der Website "Weisser Ring" zu lesen, dass schätzungsweise nur jede 15. Tat zur sexualisierten Gewalt gegen Frauen bei der Polizei angezeigt werde.

    Polizei sieht in Würzburger Volksfesten kein Risikoraum für Frauen

    Anlass zur Sorge sieht auch die Polizei Würzburg dennoch aktuell nicht, wie Martin Meilhammer, Pressesprecher der Polizeiinspektion Würzburg Stadt auf Nachfrage dieser Redaktion mitteilt. "Aus polizeilicher Sicht stellen die Festzelte, sowie das Festgelände kein Risikoraum für Frauen dar." Durchgängige Polizeipräsenz und eine eigens für das Kiliani-Volksfest eingerichtete Polizeiwache sorgten aus Sicht der Polizei für ausreichend Sicherheit.

    Diese Redaktion hat auch Festzeltbetreiber Michael Hahn zu der aktuellen Debatte befragt. Konkrete Fragen zum Umgang mit sexuellen Übergriffen in Festzelten und dem Sicherheitskonzept wollte der Betreiber nicht kommentieren.

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