Dort wurde an der Fachhochschule zum vergangenen Wintersemester der Studiengang "Innenausbau" eingeführt. Primas und Viebahn gehören also zu den "Pionieren" des neuen Fachs. Doch damit sind die Gemeinsamkeiten in den beruflichen Karrieren der Beiden auch schon aufgezählt. Denn sehr unterschiedlich sind die Wege des Würzburgers und des Ochsenfurters.
Marc Primas ist gelernter Zimmermann. Mit 28 Jahren sitzt er jetzt in Rosenheim im Hörsaal. Er, der den Hauptschulabschluss in der Tasche hatte und nach dreijähriger Zimmermannslehre sechs weitere Jahre im Beruf tätig war. "Ich wollte aber nicht immer Zimmermann bleiben und hab mir gesagt, du musst was machen wenn du weiterkommen willst", begründet er den Entschluss, sich doch noch einmal hinter Lehrbücher zu klemmen.
Er zog von Würzburg nach Regensburg, wo er in zweijähriger Vollzeitausbildung den Holztechniker absolvierte. Zusätzlich erwarb der ehemalige Hauptschüler nebenher die fachgebundene Hochschulreife, die ihn nun zum Studium in Rosenheim berechtigt.
Bei Michael Viebahn hingegen verlief der Weg deutlich geradliniger. Nach dem Abitur entschied sich der Ochsenfurter für eine Schreinerlehre. Nach einem Jahr als Geselle studiert auch er nun "Innenausbau" in Rosenheim. "Ich hab mir gedacht ein Studium in so einem praxisorientierten Bereich ist ohne eigene Praxiserfahrung einfach zu wenig", erklärt er. "Das sind halt einfach zwei verschiedene Wege, die zum gleichen Ziel führen", fügt Primas an. Welcher Weg der bessere sei, will keiner der beiden sagen. Sie beteuern jedoch, dass sie ihre Ausbildung wieder in dieser Reihenfolge machen würden. Mittlerweile haben die beiden Unterfranken das erste Semester erfolgreich hinter sich gebracht und fühlen sich rundum wohl in Rosenheim. Besonders Marc Primas hat den Umzug von Regensburg nach Rosenheim noch keine Sekunde bereut, "weder beruflich noch privat", wie er betont: "Natürlich vermisst man manchmal seine Freunde, aber gerade jetzt im Winter hat die Gegend hier unheimlich viel zu bieten."
Oft kommen Freunde aus Würzburg bei Marc Primas vorbei und dann geht es ab in die Berge zum Snowboarden. Auch im Studium scheinen der ehemalige Hauptschüler und der Abiturient keinerlei Probleme zu haben, auch wenn Michael Viebahn gesteht: "Ich hätte nicht gedacht dass der Arbeitsaufwand im Studium so hoch ist." Doch beiden macht das Studium sichtlich Spaß, dass merkt man besonders bei Primas. "Mir gefällt vor allem das Gestalterische wie etwa bei der Altbausanierung. Da kann man richtig kreativ sein", so Primas.
Das einzige, was den Franken in Oberbayern ein bisschen Sorgen bereitet ist das "liebe" Geld. Für die Techniker-Schule brauchte Primas die finanziellen Reserven nahezu komplett auf, in Rosenheim lebt er nun von 580 Euro Bafög. Allzu große Sprünge kann der angehende "Ingenieur für Innenausbau" damit natürlich nicht machen, die Ausbildungsförderung reicht gerade für das Allernötigste.
Für Primas wie auch für Michael Viebahn heißt es daher in den Semesterferien arbeiten. "Da zahlt es sich besonders aus, dass ich vor dem Studium eine Ausbildung gemacht habe", erklärt der Schreiner Viebahn. "In den Semesterferien, arbeiten wir praktisch in Vollzeit in unserem Lehrberuf", fügt Zimmermann Primas an.
Das erste von acht Semestern haben die Beiden nun also hinter sich: Vier Jahre wird das Studium dauern. Ob die zukünftigen Diplom-Ingenieure für Innenausbau im Anschluss in die Würzburger Heimat zurückkehren, ist derzeit ungewiss.