In dieser Woche haben Bauernproteste deutschlandweit für Aufsehen gesorgt, auch in und um Würzburg wurde demonstriert. Aufgerufen dazu hatte der Deutsche Bauernverband. Grund sind die Sparpläne der Bundesregierung, die auch den Agrarbereich betreffen. Vergangene Woche nahm die Ampel-Koalition die Kürzungen in Teilen zurück. Die Landwirtinnen und Landwirte sind dennoch verärgert. Doch wie denkt die Bevölkerung vor Ort über diese Proteste? Das sagen zehn Menschen in Würzburg.
Manfred Müller (85) aus Würzburg, hat als Abteilungsleiter im Chemiekonzern gearbeitet: "Die Regierung ist den Bauern jetzt ein Stück entgegengekommen."

"Den allgemeinen Subventionen, die von der EU in der Agrarpolitik ausgegeben werden, muss man mal einen Riegel vorschieben. Es wird viel zu viel subventioniert. Ich bin der Meinung, dass die Regierung den Bauern jetzt ein Stück entgegengekommen ist, damit sollte es eigentlich in Ordnung sein."
Alexandra Ehrlich (39) aus Rödelsee, leitet ein Weingut: "Ich finde es gut, dass große und kleine Landwirtschaftsbetriebe nun auf die Straße gehen."

"Grundsätzlich finde ich es gut, wenn Leute sich dazu bewegen, bei Problemen ihre Meinung zu sagen. Die Themen, um die es bei den Bauern geht, sind nicht nur Dieselsteuer und Agrargeschichten. Das sind auch Probleme, die sich schon seit Jahren aufstauen und jetzt das Fass zum Überlaufen gebracht haben. Ich finde es gut, dass große und kleine Landwirtschaftsbetriebe nun auf die Straße gehen, weil das einfach die ganze Zeit nie passiert ist. Zum Beispiel gingen in den letzten Jahren die Milchpreise deutlich nach unten - zum Nachteil der Bauern. Dabei sind das doch eigentlich die Grundnahrungsmittel, die wir Bürgerinnen und Bürger dringend zum Leben brauchen."
Prinz Phil der I. (32) aus Würzburg , arbeitet als Vermittler von Betreuungskräften für Senioren: "Ich kann nicht verstehen, dass sie dabei so aggressiv und radikal vorgehen."

"Generell kann ich verstehen, warum die Bauern auf die Straße gehen. Was ich nicht verstehen kann, ist, dass sie dabei so aggressiv und radikal vorgehen. Man darf seine Meinung ruhig bis zu einem gewissen Punkt äußern, aber so wie es gerade passiert, finde ich es nicht ganz okay. Bis jetzt bin ich von den durch Blockaden verursachten Staus verschont geblieben, aber ich kenne viele Leute, die deshalb zu spät zur Arbeit gekommen sind. Es gab auch welche, die wichtige Termine verpasst haben. Sowas ist natürlich sehr ärgerlich."

Amelie Bauch (59) aus Veitshöchheim, arbeitet in der Pflege: "Die Bauern demonstrieren nur für sich und nicht für die komplette Gesellschaft."

"Ich finde es in Ordnung, dass die Bauern für sich demonstrieren. Allerdings steht das Ausmaß der Proteste für mich in keiner Relation zum Thema selbst. Die Bauern demonstrieren nur für sich und nicht für die komplette Gesellschaft, anders als die Klimaschützer. Von der Politik wird das aber in meinen Augen sehr unterschiedlich gemessen, das finde ich schade."
Paul Schwanhäuser (74) aus Oberdürrbach, hat als Anästhesiepfleger gearbeitet: "Sie sollten nicht zu Aldi gehen und Billigfleisch kaufen."

"Für mich ist die Bauerndemo gerechtfertigt. Allerdings sollten die Leute auch zu den Bauern halten und nicht nur schwätzen. Sie sollten nicht zu Aldi gehen und Billigfleisch kaufen, sondern das Fleisch von den Bauern kaufen. Sie sollten dorthin gehen, wo die Bauern ihre Produkte anbieten. Damit würde man die Landwirte wirklich unterstützen."

Tamira Engert (21) aus Bamberg, studiert in Würzburg: "Die Bauern müssen schauen, wie sie ihr Geld verdienen."

"Ich finde die Bauerndemos gerechtfertigt. Die Bauern müssen schauen, wie sie ihr Geld verdienen. Ich kann das schon verstehen, wenn jetzt plötzlich irgendwelche Erhöhungen kommen, mit denen die Bauern nicht gerechnet haben. Die waren sicherlich nicht einkalkuliert. Ich komme aus einem kleinen Ort und da gibt es auch viele Bauern, die jetzt alle nach Nürnberg zum Demonstrieren gefahren sind."
David Aug (22) aus Güntersleben, arbeitet als Augenoptiker: "Die Bauern sollten gehört werden."

"Ich bin der Meinung, dass in den ländlichen Regionen teilweise zu viel protestiert wird. In der Stadt finde ich es jedoch gerechtfertigt, wenn die Landwirte dort für eine oder zwei Stunden demonstrieren. Damit die nicht betroffenen Leute auch mitbekommen, was die Bauern aktuell beschäftigt und sie sich gehört fühlen. "
Johanna Hankl (20) aus Augsburg, studiert in Würzburg: "Ich finde die Blockaden ein bisschen schwierig."

"Ich finde es gut, dass die Bauern jetzt demonstrieren, weil gerade die kleinen Landwirte auf Subventionen angewiesen sind und viele Höfe durch die Kürzungen sonst schließen müssten. Allerdings finde ich die Blockaden ein bisschen schwierig. Die Landwirte sagen zwar, dass sie die Pflegekräfte, wie beispielsweise Ärzte passieren lassen, aber wenn man in einem vier Kilometer langen Stau steht, ist das einfach nicht zu gewährleisten. Das finde ich kritisch."
Felix Wunn (22) aus der Nähe von Würzburg, studiert in Würzburg: "Ich denke, dass die Bauern sogar eher etwas bewirken können."

"Ich finde es schade, dass es soweit kommen musste, weil im Endeffekt an den falschen Stellen gespart wird. Ich denke aber, dass es richtig ist, dass die Bauern jetzt demonstrieren. Es ist natürlich etwas anderes, wenn man selbst wegen der Blockaden im Stau steht. In Zeiten, in denen sich gleichzeitig andere Leute woanders auf die Straße kleben, muss man sich jetzt nicht wegen der Bauern beschweren. Ich denke, dass die Bauern sogar eher etwas bewirken können."
Carina Bader (49) aus Reutlingen ist Alltagsbegleiterin: "Ich habe den Demonstrierenden zugehupt, um zu zeigen, dass ich ihre Protestaktion klasse finde."

"Ich finde die Bauerndemos total gerechtfertigt, weil etwas getan werden muss. Wenn mehrere Leute sich zusammen tun, wird sich irgendwann auch mal etwas ändern. Ich war wegen der Blockaden für eineinhalb Stunden und drei Kilometer im Stau. Dort habe ich den Demonstrierenden zugehupt, um zu zeigen, dass ich ihre Protestaktion klasse finde."