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Gerolzhofen: Mit dem Nachtwächter durch Gerolzhofens Geschichte: Neue Führung durch die Altstadt

Gerolzhofen

Mit dem Nachtwächter durch Gerolzhofens Geschichte: Neue Führung durch die Altstadt

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    Als Gerolzhöfer Nachtwächter versetzte Erich Walter die Besucherinnen und Besucher in die Zeit vor 400 Jahren.
    Als Gerolzhöfer Nachtwächter versetzte Erich Walter die Besucherinnen und Besucher in die Zeit vor 400 Jahren. Foto: Andreas Stöckinger 

    Ein Nachtwächter gehörte früher zu einer Stadt, beinahe wie das Rathaus oder die Kirche. Auch in Gerolzhofen drehte der Mann, der die Stunden ansagte und vor Feuer und Dieben warnte, oder das Stadttor schloss, früher seine Runden. Seit kurzem lässt Erich Walter diese Figur wieder aufleben. Ihn kann man abends zu feststehenden Terminen begleiten.

    Dazu hatten sich kürzlich über 20 Interessierte angemeldet. Sie machten sich mit Erich Walter auf, um Gerolzhofen ein wenig so zu erleben, wie das Städtchen vor 400 Jahren gewesen sein könnte. Die gut eineinhalb Stunden sind ein launiger Rundgang, bei dem einem manches aus der Geschichte näher gebracht wird. Dabei wechselte der Nachtwächter zwischen Gegenwart und Vergangenheit, um beides lebendig zu machen.

    Stilecht in dunklem Gewand, mit Lampe, Hellebarde und Kuhhorn

    Zum Start kam Walter aus dem kleinen Gässchen an der Kirche, stilecht in dunklem Gewand, mit seiner Lampe, der Hellebarde und dem Kuhhorn. Das waren die typischen Requisiten des einstigen Aufpassers und Beschützers. Am Marktplatzbrunnen hielt Erich Walter inne und begrüßte seine Gruppe. Kurz darauf erläuterte er gleich einmal, was es mit den auf dem Brunnen zu sehenden Figuren auf sich hat.

    Unter anderem stellte er dort mit Johannes Müller einen bedeutenden, aber heute kaum bekannten Mann vor, der aus Gerolzhofen kam. Müller gehörte zu den „Architekten des westfälischen Friedens“, der 1648 den Dreißigjährigen Krieg beendete.

    Erich Walter als Gerolzhöfer Nachtwächter.
    Erich Walter als Gerolzhöfer Nachtwächter. Foto: Andreas Stöckinger 

    Erich Walter entführte in die Zeit vom mächtigen katholischen Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn um 1600, der damals die Reformation und die Protestanten bekämpfte. Walter, der auch in Schweinfurt in die Rolle des Nachtwächters schlüpft und dort Führungen hält, brachte den Zuhörerinnen und Zuhörern, die längst nicht alle aus Gerolzhofen stammten, einiges über die Stadt näher.

    Darunter war etwa, wo die äußeren und inneren Stadtmauern, wo die Tore und Türme sich einst befanden, und manches mehr. Vom Rathaus zog die Führung weiter zum Weißen Turm, zu Teutsch-Haus und Echter-Hof, allesamt Stätten, die viel Geschichte bergen, wie Erich Walter veranschaulichte.

    Zwischendurch gerät er in sein Element, mimt den Schauspieler. Er zetert, weil jemand in der Stadt große Häuser baut und keine Steuern bezahlt. Oder dass die Gassen so krumm sind, dass er bei seinen Rundgängen des Nachts öfters stolpert. Alles in tiefem Fränkisch, wohl so, wie der Nachtwächter früher redete.

    Interessiert lauschten die Gäste den Ausführungen des Nachtwächters.
    Interessiert lauschten die Gäste den Ausführungen des Nachtwächters. Foto: Andreas Stöckinger 

    An der Spitalstraße folgt ein herrlicher Exkurs. Walter tut so, als habe er vor der dort früher ansässigen Brauerei Leute gesehen, die sich dort zu Unrecht aufhalten. Schimpfend rennt er auf einmal los. Später nähert sich ein Auto in echt. „Ein Fuhrwerk, mitten in der Nacht“, schüttelt er den Kopf und versetzt das Ganze Jahrhunderte zurück.

    Auch einige Fußgänger bekommen humorvoll ihr Fett ab

    Zwischendurch kriegten auch einige Fußgänger etwas humorvoll ihr Fett von Erich Walter ab, als sie zufällig an der Gruppe vorbeiliefen. Unterwegs durch die Altstadt erfuhr die Gruppe manches über Ablässe, über frühere Gebäude. An der alten Vogtei folgte erneut eine sehr leidenschaftliche Rede Walters in Fränkisch über die Zeit der Hexenverbrennungen, einem dunklen Kapitel, das vor einigen Jahrhunderten auch hier vonstattenging.

    Die Zeit beim Rundgang verging im Flug, es folgten Ecken wie die Salzstraße, das Mesner-Haus, das Miniatur-Modell der Stadt, um nur einige zu nennen. Direkt am Steigerwalddom schlug die Turmuhr, das Signal für Erich Walter, nun „das“ Lied zu singen, das man mit dem Nachtwächter verbindet. „Hört ihr Leut‘ und lasst euch sagen. Unsere Glocke wird zehn gleich schlagen.“ Das war auch das Zeichen für Erich Walter, seine originelle Führung als Gerolzhöfer Nachtwächter abzuschließen. „Ich hoffe, dass ich Ihnen ein Bild auf die Zeit von damals geben konnte“, bedankte er sich bei der Gruppe.

    Die Damen und Herren spendeten Applaus für den kurzweiligen Rundgang. „Es hat sich wirklich gelohnt, es war toll. Es ist interessant, was selbst in Gerolzhofen so passiert ist. Oder welchen Zweck die Gebäude einmal hatten, das wusste ich nicht“, sagte Patrick Pfitzner hinterher. Er war mit Bianca und Dominik Schröttle aus Oberschwarzach gekommen. Auch den beiden gefiel der Rundgang mit Nachtwächter Erich Walter. „Vor allem das mit den verschiedenen Stadtmauern, das wussten wir nicht“. Das und manches mehr haben sie beim Nachtwächter-Rundgang durch die Geschichte mitgenommen.

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