Showdown im Derby? Angerichtet ist alles für den großen Moment. Mit einem Sieg über die Würzburger Kickers am Freitag, 2. Mai (19 Uhr), will der FC Schweinfurt 05 Meisterschaft und Aufstieg in die 3. Liga fix machen. Trainer Victor Kleinhenz rechnet bei vorhergesagtem besten Frühlingswetter mit einer Rekord-Kulisse von mehr als 8000 Fans und verspricht: „Wir haben jetzt drei Matchbälle und können den ersten mit vollem Risiko spielen. Und das machen wir auch.“ Abgehakt der späte Aschaffenburger Elfmeter-Ausgleich beim 2:2 am vergangenen Freitag.
Ein Gegentor, das neben der am Samstag mit 3:0 gegen Aubstadt siegreichen und auf sieben Punkte Rückstand heran gekommenen SpVgg Bayreuth theoretisch auch die Kickers trotz deren 1:1 gegen Schlusslicht Bamberg noch im Rennen gelassen hat. „Wahrscheinlich will es der Fußball-Gott, dass wir ausgerechnet vor dieser Kulisse den nächsten Schritt gehen“, zeigte sich Kleinhenz mitten in eine Enttäuschung, die mehr die Spieler als ihn erfasst hatte, noch auf dem Platz angriffslustig. „Ganz ehrlich, ich war zu keiner Sekunde enttäuscht“, beschrieb er später seine Gefühlswelt nach dem Spiel in Aschaffenburg, wo die Treffer von Michael Dellinger (40.) und Joshua Endres (51.) nicht gereicht hatten. Ist er wirklich so überzeugt, dass es so oder so reicht? „Ja.“
Dass er damit nicht allein dastünde, verriet er auch: „Seit der Spielplan im Juli letzten Jahres herausgekommen ist, höre ich die Jungs jede Woche vom 32. Spieltag reden, vom Derby. Woher nehmen die nur das Selbstvertrauen, habe ich mich immer gefragt. Offenbar haben die da etwas vor.“ Deswegen müsse er jetzt niemanden für diese 90 Minuten heiß machen, eher „die Emotionen kanalisieren“. Und den unerfahreneren Spielern „einimpfen, dass sie nichts zu verlieren haben. Wir müssen einfach nur schauen, woher wir kommen und wo wir jetzt stehen.“
Trainer Victor Kleinhenz: „Wir sind keine Übermannschaft“
Ärgerlich wird Kleinhenz in den Tagen, in denen sich der größte Erfolg auch seiner eigenen Laufbahn abzeichnet, eigentlich nur über „Miesmacher“, die nur von den drei Heimniederlagen sprechen. „Wir müssen es aus den Köpfen der Leute bekommen, dass wir eine Übermannschaft in der Liga sind. Wir haben keine bessere Mannschaft als Bayreuth, Würzburg, München oder Illertissen. Die Jungs haben in der Hinrunde einfach extrem gut performt.“ Andererseits sei der FC 05, der immer noch vom Traumstart mit zehn Siegen aus den ersten zwölf Spielen zehrt, „auch nicht nur mit Vorsprung vorn, weil die anderen so schlecht sind“. Die Schweinfurter stehen bei einem Zwei-Punkte-Schnitt. „Wer hat den in der 1., 2. oder 3. Liga außer Bayern und Leverkusen?“ In den anderen Regionalligen außer Halle als Nordost-Zweiter auch nur der jeweilige Spitzenreiter.
Keine Frage, die Ausgangslage ist mit sieben und neun Punkten Vorsprung bei nur noch zwei Mitbewerbern sowie drei Spieltagen ausgezeichnet für den FC 05. Zudem haben sich durch ihre Samstags-Resultate neben den Bayern auch Illertissen und Buchbach aus dem Titelanwärter-Kreis verabschiedet. Beide spielen, da sie keine Drittliga-Lizenz beantragt haben, ohnehin keine Rolle in Sachen Aufstieg, aber sie hätten als Meister die Qualifikation für die erste DFB-Pokal-Hauptrunde verbuchen können. Etwas, auf das der FC 05 auch schielt, weil die kalkulierbaren über 200.000 Euro Einnahmen im Saisonbudget eingeplant sind.
Vier Fragezeichen und eine Gelb-Sperre für nächste Woche
All das darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kleinhenz im Saisonendspurt einige Themen begleiten, die dringender Aufarbeitung bedürfen. So scheiterte in Aschaffenburg nicht nur sein Versuch, seine Defensive den Gegner höher anlaufen zu lassen. Dass mit Nils Piwernetz, Leonard Langhans, Lukas Zeller und Dellinger vier Spieler mit muskulären Blessuren rausmussten, hinterlässt für nächste Woche Fragezeichen. „Ich bin zuversichtlich, dass es bei allen wieder geht“, sagt Kleinhenz. Der sich in der Schutzauswechslung der beiden Gelbsperren-gefährdeten verpokerte: Kristian Böhnlein ging runter, Kevin Fery blieb drauf, kassierte die fünfte Verwarnung und fehlt im Derby.
Und: Ausgerechnet in der heißen Phase funktionieren die Talente aus der zweiten Reihe nicht mehr wie im alten Jahr. Der eingewechselte Julian Kudala ermöglichte der Viktoria in der 87. Minute mit seinem ungeschickten Einsteigen den Elfer zum 2:2, der eingewechselte 19-jährige Nick Doktorczyk verpasste freistehend in der Nachspielzeit den Siegtreffer. Kleinhenz: „Wir können uns nicht die ganze Saison feiern lassen für den Einsatz regionaler, junger Spieler und dann, wenn es nicht so läuft, gleich den Weg verlassen. Entwicklung findet eben außerhalb der Komfortzone statt.“
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