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Kampfsport: Profi-Premiere im Muay-Thai-Boxen: Wie ein Schweinfurter Kampfsportler im Internet viral ging

Kampfsport

Profi-Premiere im Muay-Thai-Boxen: Wie ein Schweinfurter Kampfsportler im Internet viral ging

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    Der Schweinfurter Vitali Sotnikov hat sich mit einem Muay-Thai-Kampf in Thailand einen Traum erfüllt.
    Der Schweinfurter Vitali Sotnikov hat sich mit einem Muay-Thai-Kampf in Thailand einen Traum erfüllt. Foto: Steffen Krapf 

    Mehr als 430.000 Mal wurde es angeklickt. „Silver foxes are dangerous“, steht kurz und knapp in der Beschreibung unter dem Video auf der Social-Media-Plattform Instagram. „Silberne Füchse sind gefährlich.“ Zu sehen ist ein Kampf in einem Ring zwischen einem ergrauten Kämpfer und einem nicht einmal halb so alten Gegner. Die beiden Kontrahenten bieten sich einen technisch sauberen, fair geführten Kampf im Muay-Thai-Boxen. Beim „silbernen Fuchs“ handelt es sich um den Schweinfurter Vitali Sotnikov. Der 54-Jährige hat sich einen Traum erfüllt und denkt noch lange nicht ans Aufhören.

    Am Ende des Videos sehen die Zuschauer, wie die beiden Kämpfer voreinander auf die Knie gehen, sich verbeugen und gegenseitig umarmen. Davor prallten Schienbein auf Schienbein, Boxhandschuhe an Kinn und Schläfe, Knie auf Rippen. Die Sportart hat in ihrem Ursprungsland Thailand einen Stellenwert und eine Ausstrahlung, die Kampfsportler weltweit in ihren Bann zieht. Auch Sotnikov ist über Boxen, Karate und Kickboxen irgendwann beim Muay-Thai-Boxen gelandet.

    Den Sport mit allen Sinnen wahrnehmen

    „Einmal im Leben wollte ich in Thailand kämpfen“, sagt der gebürtige Russe, der seit drei Jahrzehnten in Deutschland lebt. „Das war immer mein Traum. Ich wollte das ausprobieren, ich wollte es sehen, riechen und spüren.“ Schon seit mehreren Jahren fliegt Sotnikov regelmäßig nach Thailand, um dort zu trainieren. Sein diesjähriges, dreiwöchiges Trainingslager mit einem Pensum von drei Trainingseinheiten täglich wurde gekrönt mit einem Profi-Kampf im Rawai Boxing Stadium in Phuket.

    Der Kampfstil in Thailand sei nicht zu vergleich mit dem in Europa, wo es darum geht, in einem Kampf möglichst viele Punkte zu erzielen. In Thailand gehe es darum, durch Knock-out zu gewinnen, erklärt Sotnikov. Dafür sind im Muay-Thai auch Ellenbogen gegen den Kopf erlaubt. Davor habe er auch vor seinem Kampf gegen einen jungen Thai großen Respekt gehabt, sagt der Schweinfurter. Aber alles ging gut, er hat den Kampf knapp nach Punkten verloren und kam unverletzt wieder aus dem Ring. Zumindest fast. Bei einem Schlag brach sich der Schweinfurter die Hand.

    Zu Ende gekämpft hat er natürlich trotzdem. Hat es sich gelohnt? „Auf jeden Fall“, sagt der Kämpfer. „Wenn ich siebzig bin, werde ich noch erzählen, was ich da Verrücktes gemacht habe.“ Er saugte alles an dem Abend auf, alle traditionellen Riten, die in Thailand zu einer Fightnight gehören. Das Einreiben der Kämpfer mit Öl, der „Wai Kru“, eine traditionelle Musik während der Kämpfe und den Respekt untereinander. Sotnikovs Kampf ging über die komplette Distanz mit fünf Runden á zwei Minuten. „Ich hätte nochmal so lange kämpfen können“, sagt er.

    Wie kommt es, dass er mit Mitte fünfzig noch in einer der härtesten Sportarten der Welt im Ring steht? „Ich fühle mich wie mit 18. Aber die Leute schätzen das schon richtig ein“, sagt er. Das Alter könne man nicht austricksen. Einerseits. Andererseits zeigt der Schweinfurter eindrucksvoll, dass Höchstleistungen auch im fortgeschrittenen Alter möglich sind. Dazu gehört freilich auch viel Disziplin. Sotnikov raucht nicht, trinkt keinen Alkohol und achtet strikt auf seine Ernährung. Ihn stört es, dass die Gesellschaft Menschen ab einem gewissen Alter aufs Abstellgleis stellen möchte.

    Der Sport ist für ihn ein wichtiger Ausgleich zu seiner Schichtarbeit in der Schweinfurter Großindustrie. Den Kampfsport sieht er auch als Analogie zum Leben: „Du musst überall kämpfen, und auch Schmerzen gehören zum Leben. Ohne geht es nicht.“ Viele Leute wollten ein gemütliches Leben führen, aber das funktioniere nicht. Das Leben sei hart und tue manchmal weh, sagt Sotnikov. Das gehöre dazu. Wer das umgehen möchte, werde keinen Fortschritt spüren.

    Sotnikov empfiehlt regelmäßige Bewegung

    In Schweinfurt trainiert Sutnikov beim Superior-SW, der Kampfsportabteilung des Türkiyemspor SV-12. Vor allem die Sparrings-Einheiten, also die Trainingskämpfe, genießt er. „Nach dem Sparring ist deine Welt bunter“, erklärt er. Sport betreibt er fast täglich. Ihm gefällt es auch, sich im Training mit deutlich jüngeren Sportlern zu messen. Viele würden sich schämen, zusammen mit Kindern und Jugendlichen zu trainieren, berichtet er. „Aber hier lernt jeder voneinander“, betont er. „Die Leute sollen sich nicht schämen, sondern machen.“

    Seiner Generation empfiehlt er, sich regelmäßig zu bewegen. Schon täglich eine halbe Stunde entspanntes Joggen oder Atemübungen würden helfen. Man müsse nur die Kraft aufbringen, zu beginnen. „Egal welcher Sport, in jedem brennt ein Herz für etwas“, sagt der Schweinfurter. Für ihn ist es der Kampfsport. Auch, weil sich dort Menschen vereinigen, wie er erklärt. „Die Leute begegnen sich hier auf derselben Welle. Die Nationalität ist völlig egal.“ Und wann ist für ihn Schluss? „Ich höre nicht auf, ich mache weiter“, sagt er und lacht. Im November fliegt er wieder nach Thailand und möchte dort wieder in den Ring steigen. Denn silberne Füchse wissen, wie man kämpft.

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