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Ochsenfurt: 600 Minuten Cirrus-Nebel und andere Fotos aus dem Universum: So schön sind die Bilder von Astrofotograf Max Primas

Ochsenfurt

600 Minuten Cirrus-Nebel und andere Fotos aus dem Universum: So schön sind die Bilder von Astrofotograf Max Primas

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    Cirrus-Nebel-Komplex: Aufgenommen von Max Primas im September/Oktober 2023 mit Linsenteleskop in Ochsenfurt. Belichtungszeit: 600 Minuten.
    Cirrus-Nebel-Komplex: Aufgenommen von Max Primas im September/Oktober 2023 mit Linsenteleskop in Ochsenfurt. Belichtungszeit: 600 Minuten. Foto: Max Primas

    Wann es losging, kann er ziemlich genau sagen. Auf Datum und Uhrzeit genau. 27. Juli 2018, ab 19:15 Uhr ereignet sich die mit 103 Minuten längste totale Mondfinsternis des 21. Jahrhundert. Max Primas steht damals in Ochsenfurt mit den Nachbarn im Garten und schaut in den Abendhimmel. Totalität, Blutmond: "Irre, das selbst zu sehen, einfach mit dem Fernglas."

    Max Primas fotografiert die Sterne – auch vom heimischen Garten in Ochsenfurt aus. Und am liebsten im Winter, weil's dann nachts kälter, dunkler und klarer ist.
    Max Primas fotografiert die Sterne – auch vom heimischen Garten in Ochsenfurt aus. Und am liebsten im Winter, weil's dann nachts kälter, dunkler und klarer ist. Foto: Daniel Biscan

    15 ist Max Primas damals, Realschüler, und die Fotos, die er mit seiner simplen Kompaktkamera vom finsteren Mondspektakel macht, findet er verblüffend gut. Was gibt's denn noch drumherum, fragt er sich. Wie viel von den Himmelskörpern sieht man nachts?

    Sternstrichspuren: Belichtungszeit 104 Minuten, aufgenommen mit Spiegelreflexkamera im Oktober 2023 in Ochsenfurt. Die Rotation der Erde wird anhand der scheinbaren Sternbewegung sichtbar: Die punktförmigen Sterne werden zu Strichen.
    Sternstrichspuren: Belichtungszeit 104 Minuten, aufgenommen mit Spiegelreflexkamera im Oktober 2023 in Ochsenfurt. Die Rotation der Erde wird anhand der scheinbaren Sternbewegung sichtbar: Die punktförmigen Sterne werden zu Strichen. Foto: Max Primas

    "Da hat die Begeisterung begonnen", sagt Max Primas. Heute fotografiert der 20-Jährige Details vom Mond, macht mit der Spiegelreflexkamera und Belichtungszeit von 104 Minuten die Bewegung der Sterne sichtbar und nimmt an der Sternwarte Weikersheim mit dem Spiegelteleskop die Planeten unseres Sonnensystems auf. Und er freut sich über Neumond: "Optimal!"

    Detail-Aufnahme des Mondes: An der oberen Kante des Bildes ist ungefähr in der Mitte der Mondkrater "Theophilus" zu sehen. Er hat einen kleinen Berg in seiner Mitte und ist bei 105 Kilometern Durchmesser circa 6 Kilometer tief.
    Detail-Aufnahme des Mondes: An der oberen Kante des Bildes ist ungefähr in der Mitte der Mondkrater "Theophilus" zu sehen. Er hat einen kleinen Berg in seiner Mitte und ist bei 105 Kilometern Durchmesser circa 6 Kilometer tief. Foto: Max Primas
    Der Orion-Nebel: Er ist rund 1350 Lichtjahre von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 24 Lichtjahren. Es handelt sich dabei um eine große "Wolke" aus Wasserstoff, in der neue Sterne entstehen. Die Strahlung der Sterne regt den umgebenden Wasserstoff zum Leuchten an, so bekommt der Nebel seine typische rötliche Färbung.
    Der Orion-Nebel: Er ist rund 1350 Lichtjahre von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von etwa 24 Lichtjahren. Es handelt sich dabei um eine große "Wolke" aus Wasserstoff, in der neue Sterne entstehen. Die Strahlung der Sterne regt den umgebenden Wasserstoff zum Leuchten an, so bekommt der Nebel seine typische rötliche Färbung. Foto: Max Primas
    Herkules-Kugelsternhaufen: 83 Minuten Belichtungszeit, mit Spiegelteleskop aufgenommen in Ochsenfurt. Der Herkules Kugelsternhaufen, eine große Ansammlung von rund 500.000 Sternen, ist sogar mit einem guten Fernglas zu sehen. Das Objekt ist circa 25.100 Lichtjahre von uns entfernt und erstreckt sind über einen Bereich von rund 150 Lichtjahren.
    Herkules-Kugelsternhaufen: 83 Minuten Belichtungszeit, mit Spiegelteleskop aufgenommen in Ochsenfurt. Der Herkules Kugelsternhaufen, eine große Ansammlung von rund 500.000 Sternen, ist sogar mit einem guten Fernglas zu sehen. Das Objekt ist circa 25.100 Lichtjahre von uns entfernt und erstreckt sind über einen Bereich von rund 150 Lichtjahren. Foto: Max Primas

    Weil's dann endlich mal dunkler ist. "Wenn jeder sagt, es ist dunkel, ist es für den Astrofotografen noch hell. Dunkel ist es circa zwei Stunden später." Abgelegene Lage, weniger Lichtverschmutzung sind mit ein Grund, warum der IT-Systemelektroniker nicht an der Volkssternwarte Würzburg in den Verein eintrat. Sondern Mitglied wurde in der Astronomischen Vereinigung Weikersheim im benachbarten Main-Tauber-Kreis.

    Jupiter, aufgenommen mit Spiegelteleskop an der Sternwarte Weikersheim. Der Planet ist ca. 780 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 143.000 Kilometern.
    Jupiter, aufgenommen mit Spiegelteleskop an der Sternwarte Weikersheim. Der Planet ist ca. 780 Millionen Kilometer von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 143.000 Kilometern. Foto: Max Primas
    Saturn: Aufgenommen mit dem Haupt-Teleskop in der Sternwarte in Weikersheim. Der Saturn ist ca. 1,43 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 120.000 Kilometern.
    Saturn: Aufgenommen mit dem Haupt-Teleskop in der Sternwarte in Weikersheim. Der Saturn ist ca. 1,43 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 120.000 Kilometern. Foto: Max Primas

    Die Weikersheimer Sternwarte liegt zwei Kilometer außerhalb des Städtchens, auf dem Karlsberg am Planetenweg. Und sie hat unter ihren beiden Kuppeln ein umfangreiches Instrumentarium: Spiegelteleskope, Refraktoren, Newton-Teleskope. Mit den Geräten lassen sich – visuell und fotografisch – Planeten beobachten, die Oberfläche und Protuberanzen der Sonne. Und Deep-Sky-Objekte wie Kugelsternhaufen, Galaxien und Nebel außerhalb unseres Sonnensystems.

    Andromeda-Galaxie: 375 Minuten Belichtungszeit, aufgenommen mit Linsenteleskop im September 2023 in Ochsenfurt. Es handelt sich dabei um die nächste große Galaxie in unserer "kosmischen Nachbarschaft". Sie ist ca. 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 200.000 Lichtjahren.
    Andromeda-Galaxie: 375 Minuten Belichtungszeit, aufgenommen mit Linsenteleskop im September 2023 in Ochsenfurt. Es handelt sich dabei um die nächste große Galaxie in unserer "kosmischen Nachbarschaft". Sie ist ca. 2,5 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 200.000 Lichtjahren. Foto: Max Primas
    Hantelnebel: Die Überreste eines Sterns, der am Ende seiner Lebenszeit seine äußere Gashülle abgestoßen hat. Das Objekt ist ca. 1300 Lichtjahre von uns entfernt. Belichtungszeit: 129 Minuten.
    Hantelnebel: Die Überreste eines Sterns, der am Ende seiner Lebenszeit seine äußere Gashülle abgestoßen hat. Das Objekt ist ca. 1300 Lichtjahre von uns entfernt. Belichtungszeit: 129 Minuten. Foto: Max Primas

    In eigene Instrumente und Kameras hat Max Primas inzwischen auch einiges investiert. Sein Tipp für Astro-Anfänger und Interessierte: "Erst mal ein gutes Fernglas kaufen!" Da habe man mehr Freude dran als an einfachen Teleskopen mit kleinem Preis, aber wackliger Konstruktion. "Sonst sinkt die Begeisterung gleich wieder."

    Sonne im Weißlicht: Bei den dunklen Stellen handelt es sich um Sonnenflecken, die in regelmäßigen Abständen durch Störungen im Magnetfeld auf der Sonne entstehen und auch wieder verschwinden. Sie sind ca. 1000° Grad Celsius kühler als die normale Sonnenoberfläche. Zum Größenvergleich: Der linke Fleck in der Fleckengruppe auf der rechten Seite ist ungefähr so groß wie die Erde selbst.
    Sonne im Weißlicht: Bei den dunklen Stellen handelt es sich um Sonnenflecken, die in regelmäßigen Abständen durch Störungen im Magnetfeld auf der Sonne entstehen und auch wieder verschwinden. Sie sind ca. 1000° Grad Celsius kühler als die normale Sonnenoberfläche. Zum Größenvergleich: Der linke Fleck in der Fleckengruppe auf der rechten Seite ist ungefähr so groß wie die Erde selbst. Foto: Max Primas
    Sonne im H-Alpha Licht: Solche Aufnahmen lassen sich nur mit einem Spezialteleskop erstellen. Der auf der Sonne austretende Wasserstoff "leuchtet" auf einer bestimmten Wellenlänge, die mit der Optik des Spezialteleskops herausgefiltert werden kann. Dadurch werden Wasserstoff-Auswürfe, die sogenannten Protuberanzen, am Rand der Sonne sichtbar.
    Sonne im H-Alpha Licht: Solche Aufnahmen lassen sich nur mit einem Spezialteleskop erstellen. Der auf der Sonne austretende Wasserstoff "leuchtet" auf einer bestimmten Wellenlänge, die mit der Optik des Spezialteleskops herausgefiltert werden kann. Dadurch werden Wasserstoff-Auswürfe, die sogenannten Protuberanzen, am Rand der Sonne sichtbar. Foto: Max Primas

    Ihn selbst hatte die Faszination Universum nach jener Nacht mit totaler Mondfinsternis nicht mehr losgelassen. Den Anfang seiner Ausstattung machte ein Zufallsfund, ein Teleskop auf dem Flohmarkt. Es folgten: elektronisch gekühlte Kameras, Teleskope mit Spezialfilter, Konstruktionen für Langzeitbelichtungen und Zeitrafferaufnahmen.

    Cirrus-Nebel-Komplex: Es sind die Überreste eines großen Sterns, der vor ca. 8000 Jahren als Supernova explodiert ist. Der Nebel ist ca. 2500 Lichtjahre von uns entfernt und befindet sich im Sternbild Schwan. Der gesamte Komplex dehnt sich über einen Bereich von ca. 150x120 Lichtjahren aus. Belichtungszeit: 600 Minuten.
    Cirrus-Nebel-Komplex: Es sind die Überreste eines großen Sterns, der vor ca. 8000 Jahren als Supernova explodiert ist. Der Nebel ist ca. 2500 Lichtjahre von uns entfernt und befindet sich im Sternbild Schwan. Der gesamte Komplex dehnt sich über einen Bereich von ca. 150x120 Lichtjahren aus. Belichtungszeit: 600 Minuten. Foto: Max Primas

    Sein Lieblingsbild ist der Ausschnitt des Cirrus-Nebel-Komplexes. Belichtungszeit: zehn Stunden. Für solche spektakulären Bilder steht der 20-Jährige auch in den Wintermonaten – "die Atmosphäre ruhiger, länger dunkel" – nächtelang bei eisigen Temperaturen in Ochsenfurt im Garten.

    Die Sternwarte Weikersheim: Am ersten Samstag eines Monats kann man ohne Voranmeldung bei klarem Wetter die Sternwarte Weikersheim besuchen und abends den Sternhimmel erleben.
    Die Sternwarte Weikersheim: Am ersten Samstag eines Monats kann man ohne Voranmeldung bei klarem Wetter die Sternwarte Weikersheim besuchen und abends den Sternhimmel erleben. Foto: Max Primas

    An der Sternwarte in Weikersheim kann man Max Primas und andere Vereinsmitglieder übrigens regelmäßig treffen und über Astronomie und Astrofotografie ausfragen: Jeden ersten Samstag im Monat einfach vorbeikommen, bei klarem Wetter in den Himmel über dem Taubertal gucken – und vielleicht sogar Sternschnuppen sehen. Ab 20 Uhr, open end.

    Infos: www.sternwarte-weikersheim.de

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