Die Fahrbahn streuen, wenn's glatt ist. Das fällt jedem ein, wenn er an die Aufgaben einer Straßenmeisterei denkt. Aber Spanferkel aus Raststätten-Mülltonnen entsorgen? Bäume auf Pilze untersuchen? Und Brücken prüfen, schauen, ob ein WC in der Rastanlage verstopft ist. Oder Baustellen und Unfallstellen sichern - auch das gehört dazu: Das Team in orange macht Multitasking. "Jeder Tag ist anders", sagt Peter Herbig, der Leiter der Straßenmeisterei Schweinfurt.
Es ist kurz vor 7, Besprechung der Frühschicht auf dem "Gehöft" in Bergrheinfeld (Lkr. Schweinfurt). Gelächter, als Herbig fragt, ob sich die Autofahrer auf der B 303 bei Abersfeld - der Gehölzpflege wegen - an Tempo 30 halten. "Nö", sagt einer. Rücksichtslose Autofahrer gehören mit zum Job. Solche, die den Schneepflug überholen, womöglich noch mit aggressiven Gesten. Die auf keinen Fall Platz machen, wenn ein Dienstfahrzeug in die Rettungsgasse will. Für Peter Herbig, seinen Stellvertreter Benjamin Schießer und ihr Team sind solche Vorfälle Alltag.
"Gehöft" heißt das Gelände in Bergrheinfeld übrigens offiziell. Hier steht die Riesenhalle mit den ungezählten Schildern, die im Scheinwerferlicht magisch leuchten. Hier ist das Lager mit gut 3000 Tonnen Steinsalz. Und die Anlage, die Salz und Wasser zu Sole mischt. Die Mischung ist besser aufzubringen und bleibt länger haften. Und außerdem sei sie umweltfreundlicher, sagt Schießer.


Das Schweinfurter Team betreut nicht nur die A 71 ab dem Autobahndreieck Werntal bis zur Anschlussstelle Münnerstadt, also die Autobahnkilometer 191,5 bis 219,8. Sondern außerdem die Bundes- und Staatsstraßen in Landkreis und Stadt Schweinfurt. 350 Kilometer sind das.
Alltag der "Hausmeister der Straßen" ist auch das Gemecker, wenn nicht sofort bei der ersten Schneeflocke die Straßen geräumt sind. Aber die Mitarbeiter müssen erst mal auf das Gehöft kommen - auf nicht geräumten Straßen. Dann muss das Streufahrzeug beladen werden. Auch gibt es Ruhezeiten zu beachten. Trotzdem gilt: "Jede Minute, die wir zu spät sind, könnte ein Unfall passieren." Alltag ist übrigens auch, im Sommer auf Sonnenschutz zu achten – den gibt's von der Dienststelle – und zu kontrollieren, dass man sich keine Zecken eingefangen hat.


Autofahrer sind oft rücksichtslos
Peter Herbig ist seit 1997 Chef der Straßenmeisterei. Eine einzige Dank-Mail hat er in all den Jahren bekommen. "An dieser Stelle ist es einmal Zeit, meinen persönlichen Dank und meine Hochachtung auszusprechen für die Mitarbeiter der Straßenmeisterei, die trotz dieser widrigen Wetterverhältnisse es immer wieder geschafft haben, dass ich und alle anderen Berufstätigen auf dieser Strecke ,schrottfrei' an unseren Arbeitsplatz gelangen konnten." Die Anerkennung hat alle gefreut. "Die Leute denken, wir sitzen nur rum, wenn's nicht schneit oder glatt ist", sagt Herbig.
Aber der Schichtbetrieb ist anstrengend. Und mit Winterurlaub sieht es auch schlecht aus: "Leidenschaftliche Skifahrer haben wir hier nicht." Immer im Einsatz ist auch das Werkstatt-Team des Fuhrparks. "Das gibt's nicht von der Stange", sagt Werkstattleiter Erwin Reuß. "Und an Heiligabend könnten Sie eh in keine Werkstatt."
Mitarbeiter Sebastian Wahler checkt derweil, was die sieben Glättemeldeanlagen anzeigen, eine Kombination aus Temperaturfühler und Kamera. Eine steht an der Hahnenhügelbrücke in Schweinfurt. Hier tritt Glatteis meist zuerst auf. Das liegt an der Metallkonstruktion, außerdem sorgt der Main darunter für Auskühlung. Ein neuralgischer Punkt.


Baumkontrolleur sorgt für Sicherheit
Eine kleine Rundfahrt durch das Aufgaben-Gebiet. Christian Klement ist Baumkontrolleur, zuständig für gut 1380 Bäume. Sind welche instabil? Ragen Äste auf Straßen oder Wege? Bei Gochsheim untersucht Klement eine Eschenallee auf Pilzbefall. "Ein gesunder Baum wird alle zwei Jahre kontrolliert, ein geschädigter jährlich, ein stark geschädigter alle halbe Jahre." Früher habe man eher gefällt, jetzt versuche man, den Baum so lange wie möglich zu erhalten. Klement hält außerdem den Eichenprozessionsspinner in Schach und hochallergene Pflanzen wie Ambrosia weg von Radweg-Rändern. Auch das gehört zum Sicherheitspaket.


Brücke ist alarmgesichert
Streckenwart Thomas Zaworka kontrolliert zweimal im Jahr die Thalwasserbrücke bei Poppenlauer. Die Brücke über die A 71 ist 31 Meter hoch, 330 Meter lang. Und hohl, der Zugang ist alarmgesichert. Durch ihr Inneres ziehen sich Spannseile. Ein Feuer hier, verursacht etwa von Eindringlingen, wäre gefährlich. Zaworka überprüft auch, ob sich Brückenteile verschieben.Und wundert sich, dass es doch mal wieder ein Vogel geschafft hat, in das Innere zu kommen. Trotz all der Netze. Da nützt dann auch kein Alarm.
Abwechslungsreich ist der Job. Aber auch nicht ungefährlich. So muss ein Streckenmeister zum Beispiel regelmäßig die Weinbergsmauer zwischen Mainberg und Schweinfurt abgehen. Wenn hier was abbröselt, kann das für Autofahrer und vor allem Motorradfahrer böse Folgen haben. Meist ist bei den Kontrollen ein Kollege im Auto als Begleitschutz dabei. Denn es gibt keinen Gehweg.
