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Coburg: Handgemacht und mundgeblasen – Weihnachtskugeln aus Franken für die ganze Welt

Coburg

Handgemacht und mundgeblasen – Weihnachtskugeln aus Franken für die ganze Welt

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    Mitarbeiter Udo Gering heizt den Glaskolben auf der einen Seite auf 740°C auf. Dann kann durch die andere Seite eine Kugel geformt werden.
    Mitarbeiter Udo Gering heizt den Glaskolben auf der einen Seite auf 740°C auf. Dann kann durch die andere Seite eine Kugel geformt werden. Foto: Fabian Gebert

    Weihnachtskugeln aus Franken für die ganze Welt. Die Inge-Glas Manufaktur in Neustadt bei Coburg stellt jedes Jahr rund drei Millionen Weihnachtskugeln und anderen Christbaumschmuck her – ganz wie früher.

    Enorme Stückzahlen und Handarbeit, Export in die USA oder nach China und das Wahren alter Tradition – in der Inge-Glas Manufaktur geht das tatsächlich zusammen. Dass man in Nordamerika und Asien heute die aufwendig nach alter Handwerkskunst gefertigten Weihnachtskugel bekommt – es liegt an den Fertigkeiten der Glasbläser aus Neustadt bei Coburg, die inzwischen selten geworden sind. Wer stellt sonst heute noch in solcher Dimension Weihnachtsschmuck von Hand her? Und das europäische Ausland, Asien und die USA sind tatsächlich zu einem wichtigen Exportmarkt geworden, sagt Junior- Chefin Marie Müller-Blech. Ihre Eltern führen die Manufaktur, die heute 125 Mitarbeiter in Deutschland und rund 2500 Kunden in 28 Ländern hat, seit den 1980er Jahren. In 15. Generation schon – denn die Familie Müller-Blech ist seit Jahrhunderten mit dem Glashandwerk verbunden.

     Auf der einen Seite wird der Glaskolben auf 740°C aufgeheizt. Auf der anderen Seite des Kolben bläst Udo Gering den heißen  Glaskolben auf. So entsteht eine Kugel und die Grundform der Weihnachtskugel ist fertig.
     Auf der einen Seite wird der Glaskolben auf 740°C aufgeheizt. Auf der anderen Seite des Kolben bläst Udo Gering den heißen Glaskolben auf. So entsteht eine Kugel und die Grundform der Weihnachtskugel ist fertig. Foto: Fabian Gebert
    Mitarbeiter Thomas Ziesmer formt  frei vor der Flamme aus den Glaskolben eine Figur.
    Mitarbeiter Thomas Ziesmer formt frei vor der Flamme aus den Glaskolben eine Figur. Foto: Fabian Gebert

    Seit 1952 hat das Familienunternehmen seinen Sitz im fränkischen Neustadt, doch die Wurzeln reichen ins benachbarte Thüringen – und ins Jahr 1596. Da gründeten Christoph Müller und Hans Greiner eine Glashüttensiedlung in Lauscha und stellten dort Flaschen, Schalen und Augen aus Glas her. Wohl weil es an echten Äpfeln und Nüssen für den Weihnachtsbaum mangelte, erfanden die Lauschaer Glasbläser den Vorläufer der Weihnachtskugeln: Früchte aus Glas. Dass in der Manufaktur acht Glasbläser drei Millionen Weihnachtskugeln und andere Formen jedes Jahr herstellen? Es mag schier unvorstellbar klingen. Rund 70 Mitarbeiter sind bei Inge-Glas insgesamt für die Herstellung von Weihnachtsschmuck im Einsatz. Rund 35 Tonnen Glas verarbeitet das Unternehmen jedes Jahr dafür - und drei Tonnen Farbe. Von Frühjahr bis zum Spätsommer läuft die Fertigung der weihnachtlichen Deko-Artikel auf Hochtouren, im Herbst ist die Ware bereit für den Versand in alle Welt.

    Fotoreportage bei Inge Glas Manukfatur in Neustadt bei Coburg. Der Christbaumschmuck wird mit grünen Bäumen verziert. und dann auf ein Gitter gesteckt für die Qualitätskontrolle.
    Fotoreportage bei Inge Glas Manukfatur in Neustadt bei Coburg. Der Christbaumschmuck wird mit grünen Bäumen verziert. und dann auf ein Gitter gesteckt für die Qualitätskontrolle. Foto: Fabian Gebert
    In der Malerei werden die Glaskugeln verziert. Bis zu 60 Arbeitsschritte sind beim verzieren nötig bis die Weihnachtskugel fertig ist. Die Mitarbeiterin Cora Gladitz übergießt die Leimverzierungen mit einem Glitzerpulver.
    In der Malerei werden die Glaskugeln verziert. Bis zu 60 Arbeitsschritte sind beim verzieren nötig bis die Weihnachtskugel fertig ist. Die Mitarbeiterin Cora Gladitz übergießt die Leimverzierungen mit einem Glitzerpulver. Foto: Fabian Gebert

    Ein sanfter Stoß Luft
    Jede Kugel, jede Form beginnt mit einem rund 25 Zentimeter langen Glaskolben. Glasbläser Udo Gering und seine Kollegen heizen den Kolben mit einem Brenner, aus dem ein Gasgemisch austritt, 15 bis 30 Sekunden gleichmäßig am einen Ende auf rund 740 Grad Celsius auf. Dann blasen sie mit dem Mund durch das andere Ende mit einem sanften wie gekonnten Stoß Luft – und der Kolben bläht sich auf. Ein Arbeitsschritt, der enorm viel Übung bedarf. Auch das gleichmäßige Formen der Kugeln und Sitzen – freigehalten vor der Flamme – ist eine Kunst. Durch das Versilbern wird der gläserne Christbaumschmuck dann im Innern verspiegelt. Die Farben sollen dadurch besser decken und strahlen. Layla Yaylagül und ihre Kollegen füllen dafür 50 Grad heißes Silbernitrat in die Glaskugeln ein und verteilen es durch Drehbewegungen eine Minute lang in der Form. Abgekühlt mit Wasser, schlägt sich das Edelmetall dann an der Innenseite nieder.

     Acht Glasbläser stellen jedes Jahr rund 3 Millionen Kugeln und Figuren aus Glas her. Hochsaison ist von Frühjahr bis Spätsommer. Hier ein Blick in die Glasbläserei.
     Acht Glasbläser stellen jedes Jahr rund 3 Millionen Kugeln und Figuren aus Glas her. Hochsaison ist von Frühjahr bis Spätsommer. Hier ein Blick in die Glasbläserei. Foto: Fabian Gebert
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    Foto: Fabian Gebert

    Wenn das Silber getrocknet ist, taucht Mitarbeiterin Cora Gladitz die Kugeln in Lack. Nach einem Tag Trocknungspause sind die Weihnachtskugeln dann bereit für die Verzierung. Dafür werden die Kugeln von Hand mit Leim, der durch eine feine Drüse gedrückt wird, verziert und mit Pinsel und Kelle bearbeitet. Mit einem Löffel kommt Glitzerpulver auf die Kugeln. Bis zu 60 Arbeitsschritte sind beim Verzieren notwendig, erklärt Marie Müller-Blech. Weil die Mitarbeiter an verschiedenen Dekoartikel gleichzeitig arbeiten, dauert es rund zwei Wochen vom Glaskolben bis zum fertigen Stück für den Weihnachtsbaum. Das Handwerk und die Arbeitsweise – seit dem Ursprung der Weihnachtskugelherstellung sind sie gleich geblieben, sagt die Junior-Chefin der Manufaktur. Und was heute der beliebteste Artikel ist aus Neustadt? Es ist nicht die klassische Weihnachtskugel, sagt Marie Müller-Blech. Der meistgefragte Artikel von Inge-Glas ist tatsächlich die Weihnachtsgurke – zumindest bei den Kunden aus Deutschland, Österreich und den USA. Und europaweit: die Weißwurst aus Glas.

    Nach dem Versilbern werden die Kugeln lackiert. Sie werden in einen Lackeimer getaucht, dann mit schnellen Handbewegungen gedreht um unschöne schlieren zu vermeiden.
    Nach dem Versilbern werden die Kugeln lackiert. Sie werden in einen Lackeimer getaucht, dann mit schnellen Handbewegungen gedreht um unschöne schlieren zu vermeiden. Foto: Fabian Gebert
    In der Malerei verzieren rund 6 Mitarbeiter den Christbaumschmuck.  Die fertigen Kugeln werden zum trocknen auf einen Wagen gesteckt.
    In der Malerei verzieren rund 6 Mitarbeiter den Christbaumschmuck. Die fertigen Kugeln werden zum trocknen auf einen Wagen gesteckt. Foto: Fabian Gebert
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