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Ochsenfurt: Tauchgang im Main bei Ochsenfurt: Rätselraten bei 11 Grad im Wasser

Ochsenfurt

Tauchgang im Main bei Ochsenfurt: Rätselraten bei 11 Grad im Wasser

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    Wassertemperatur im Main: 11 Grad. Und jetzt Abtauchen: Die Wasserwacht übt in Ochsenfurt für den Ernstfall.
    Wassertemperatur im Main: 11 Grad. Und jetzt Abtauchen: Die Wasserwacht übt in Ochsenfurt für den Ernstfall. Foto: Daniel Peter

    Einsätze kommen niemals, wenn es zeitlich passen würde: wenn man satt und ausgeschlafen ist, nichts Wichtigeres vorhat. Insofern ist die Tauchübung der Wasserwacht am Samstagvormittag perfekt vorbereitet. Nun ja, fast perfekt: Letztlich werden drei Taucher der Wasserwacht Würzburg ins Wasser gehen.

    Erkältungen, Corona, was auch immer … auch Jannick Esslinger, der mit dem frisch erworbenen Tauchschein dabei sein wollte, bleibt am Ufer. Der technische Leiter der BRK Wasserwacht Aub-Ochsenfurt hatte die Übung ausgeschrieben. Nun wird er die Leinenführung übernehmen und die Taucher dirigieren. Ja muss es denn auch ausgerechnet November sein für die Tauchübung im Main?

    Tauchübung, verbunden mit einem "Clean-up" im Seglerhafen in Ochsenfurt. Eine Taucherin sucht den Grund des Mains systematisch nach Unrat ab, gesichert von Leinenführer Jannick Esslinger (v.li.), Taucheinsatzführer Daniel Hasak, Rettungsschwimmer Lukas Hemm und Sanitäterin Janina Hetzer.
    Tauchübung, verbunden mit einem "Clean-up" im Seglerhafen in Ochsenfurt. Eine Taucherin sucht den Grund des Mains systematisch nach Unrat ab, gesichert von Leinenführer Jannick Esslinger (v.li.), Taucheinsatzführer Daniel Hasak, Rettungsschwimmer Lukas Hemm und Sanitäterin Janina Hetzer. Foto: Daniel Peter

    Die ganze Sommersaison über lag die Amira, das Motorrettungsboot der Ortsgruppe am Steg, genau hier im Ochsenfurter Seglerhafen. Jetzt ist alles winter- und hochwasserfest verräumt, selbst alle Bootsstege aus dem Wasser gezogen. Die blanke Wasserfläche am Ende des früheren Floßhafenbeckens – abseits der Schiffsfahrrinne - gefällt den Wasserwachtlern. Sie wollen auf Schatzsuche gehen, sehen, was im Lauf der Jahre im Hafen versenkt wurde.

    Die Amira wird deshalb aus der Garage geholt, wo sie im Winter startklar untergebracht ist. Slippen, klar Schiff machen, bedachtes Tänzeln auf dem Wasser, Sonarsuche, bergen über die Bugklappe …auch auf dem Rettungsboot muss jeder genau wissen, was zu tun ist. Es soll die Taucher absichern und Fundstücke an Bord nehmen. "Bloß keinen Schlamm aufwirbeln!" geht als Mahnung des Einsatzleiters an Bootsführer Daniel Schmidt.

    Den Trockentauchanzug anzulegen ist Teamwork. Jannick Esslinger und Hannah Lieb helfen Christina Gröger.
    Den Trockentauchanzug anzulegen ist Teamwork. Jannick Esslinger und Hannah Lieb helfen Christina Gröger. Foto: Daniel Peter

    Seine Crew sind Sanitäterin Janina Hetzer, Marius Müller, der auch Bootsführer werden will und Lukas Hemm, den Schmidt "unseren besten Rettungsschwimmer" nennt. Er wird viele Male ins Wasser springen, um von den Tauchern die Fundstücke entgegenzunehmen und auf die Amira zu bringen, denn das Boot muss einen gebührenden Sicherheitsabstand zum Taucher halten.

    Geht ein Taucher der Schnelleinsatzgruppe Wasserrettung ins Wasser, steht ein Sicherungstaucher immer startklar bereit, notfalls zu Hilfe zu kommen.
    Geht ein Taucher der Schnelleinsatzgruppe Wasserrettung ins Wasser, steht ein Sicherungstaucher immer startklar bereit, notfalls zu Hilfe zu kommen. Foto: Daniel Peter

    Der Sauerstoff der Taucher ist auch bei einer Übung zu kostbar für Umwege. Tauchtiefe, Strömung, der individuelle Bedarf beim Atmen und die körperliche Aktivität limitieren die Tauchzeit, erklärt Taucheinsatzführer Daniel Hasak. Als sich die erste Taucherin die Flossen von den Füßen ziehen lässt, war sie eine Stunde zwanzig Minuten unter Wasser. Ihr Sauerstoff ist bis auf 50 Bar Restdruck aufgebraucht.

    Elf Grad Wassertemperatur: Mitglieder der BRK-Wasserwacht Aub üben im alten Floßhafen in Ochsenfurt für den Ernstfall. 
    Elf Grad Wassertemperatur: Mitglieder der BRK-Wasserwacht Aub üben im alten Floßhafen in Ochsenfurt für den Ernstfall.  Foto: Daniel Peter

    Für den Einsatzführer ist das ein Grund für einen Personalwechsel. Christina Gröger und Hannah Lieb tauschen die Positionen. Lieb geht ins Wasser, Gröger bleibt als Sicherungstaucherin an Land, bereit, der Kollegin wenn nötig zu Hilfe zu kommen. Wir sind immer mindestens zu dritt. Deshalb sei es normal, dass bei echten Einsätzen der Schnelleinsatzgruppen (SEG) Wasserrettung Taucher aus mehreren Ortsgruppen zusammenkommen, um eine größere Fläche abzusuchen, beschreibt Daniel Ostertag, Wasserwacht-Jugendleiter im BRK-Kreisverband Würzburg die realen Szenarien.

    Die Sicht ist gar nicht so schlecht, findet Gröger. Sie schätzt sie auf ein bis zwei Meter an diesem Morgen. Gar keine Sicht wäre auch eine Alternative gewesen. Dennoch: Tast- und Orientierungssinn sind gefordert. Und Rätseltalent. Man will ja schließlich wissen, was da zum Vorschein kommt, ob es gefährlich werden könnte, ob es allein zu heben ist … oder in die großen Beintaschen passt. Ein Messer gehört zur Ausstattung. Damit könne man sich ggf. schon mal aus den Leinen der Angler befreien, wenn man sich verheddert hat, was gar nicht so selten vorkommt, erzählt Lieb.

    Es ist ein reges Geplauder, das bei Leinenführer Esslinger über die Kabelverbindung in der Sicherungsleine mitzuverfolgen ist - einseitig zumindest. Die Zugzeichen-Signale waren doch sehr limitiert in der Verständigung, vergleicht er. Jetzt kann der Taucher unter der Vollmaske ganz normal sprechen. Esslinger warnt, wenn ein Frachter Sog und Wellenschlag bringt.

    Das Team der BRK-Wasserwacht auf dem Main.
    Das Team der BRK-Wasserwacht auf dem Main. Foto: Daniel Peter

    Das Allerkomfortabelste aber ist, dass es sich bei elf Grad Wassertemperatur Mitte November – die Lufttemperatur hat sich bereits von zwei auf vier Grad Celsius bemüht – wenigstens um Trockentauchen handelt. Dicke Gummimanschetten umschließen Kopf und Extremitäten, Ski- oder Fleecebekleidung sorgt für etwas Tragekomfort. Der Anzug mit seiner Doppelkammer ist wasserdicht – aber unglaublich steif. Über Ventile kann Sauerstoff aus der Gasflasche zu- und abgeführt werden, damit sich die Gummifalten bei steigendem Wasserdruck nicht schmerzhaft in die Haut drücken.

    Bootsführer Daniel Schmidt und Crew bekommen von Taucheinsatzführer Daniel Hasak Anweisungen für das Motorrettungsboot „Amira“.
    Bootsführer Daniel Schmidt und Crew bekommen von Taucheinsatzführer Daniel Hasak Anweisungen für das Motorrettungsboot „Amira“. Foto: Daniel Peter

    Der Kopf in der Neoprenhaube bleibt kühl. Nass-kalte Gesichter, rot geränderte Augen, … die Taucher scheinen es nicht zu spüren. Gut fünf Stunden verbringen sie bei dieser Übung in den Anzügen am Wasser, probieren aus, fachsimpeln.

    "Es könnte der Tauchgang deines Lebens sein", wird Gröger geneckt, die immer schon bei der Wasserwacht ist und "quasi nur Rettungstauchen" macht. Lieb und Hasek dagegen kamen vom Freizeit-Tauchen zur Wasserwacht, um noch öfter tauchen zu können. Immerhin: 300 Minuten bzw. zehn Tauchgänge pro Jahr sind Pflicht, um im Team sein zu können.

    Rettungsschwimmer Lukas Hemm zieht die Fundstücke aus dem Main. Auch Reifen sind darunter, die ursprünglich als Fender an den Bootsstegen im Hafen dienten.
    Rettungsschwimmer Lukas Hemm zieht die Fundstücke aus dem Main. Auch Reifen sind darunter, die ursprünglich als Fender an den Bootsstegen im Hafen dienten. Foto: Daniel Peter
    Lust auf ein kühles Bier? Lukas Hemm bringt die Fundstücke an Land. 
    Lust auf ein kühles Bier? Lukas Hemm bringt die Fundstücke an Land.  Foto: Daniel Peter

    Im Hafenbecken lassen die Funde nicht lange auf sich warten. Spektakuläres bringt dieser "Clean-up" aus bis zu zwei Metern Tiefe nicht: Löffel, Schraubendreher, Kescher, Reifenstücke und Rammhölzer samt Aufhängung, die sich von den Stegen gelöst haben. Ein Dutzend Bierflaschen und ein Longdrink-Glas werden auf den Steg gestellt. Es fehlt der Strohhalm.

    Getrunken wird ohnehin nichts. Keiner will es riskieren, sich aus dem Trockenanzug schälen zu müssen, dessen doppelte Reißverschlüsse nur gut mit gegenseitiger Hilfe zu schließen sind. Lukas hatte den Trockenanzug sogar das erste Mal an, bekam die entsprechende Anleitung, damit nichts kaputt geht. "Mit Zeitdruck ist der Taucher in zwei Minuten angezogen", sagt der Einsatzleiter. "Deswegen üben wir. Das ganze Jahr, bei jedem Wetter. Außerdem: "Bei Hochwasser und gerade bei Gefahrstoffen ist es deutlich angenehmer mit Trockenanzug. Dann kriegt man das nicht ab", findet Gröger.

    Letzte Übung: Flossen ausziehen.
    Letzte Übung: Flossen ausziehen. Foto: Daniel Peter
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