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Würzburg: 20 Jahre NBA: Der ewige Dirk Nowitzki

Würzburg

20 Jahre NBA: Der ewige Dirk Nowitzki

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    Höher, weiter, erfolgreicher: Basketballspieler Dirk Nowitzki stellt in der NBA einen Rekord nach dem anderen auf.
    Höher, weiter, erfolgreicher: Basketballspieler Dirk Nowitzki stellt in der NBA einen Rekord nach dem anderen auf. Foto: Larry W. Smith, dpa

    Nach all den Jahren sind die Erinnerungen ein wenig verblasst – aber dieser Moment hat sich in die grauen Zellen hineintätowiert wie eines jener großflächigen Tattoos, die sich Basketballer an Armen, Brust und Rücken gerne stechen lassen: Dirk Nowitzki kam in ein Café in der Sanderstraße seiner Heimatstadt Würzburg, grüßte höflich, setzte sich auf den Hochstuhl gegenüber und versuchte dann, irgendwie seine Beine unter dem Stehtisch zu sortieren. Nicht so ganz einfach für einen, der als 20-Jähriger 2,13 Meter groß war.

    Und auch, wenn er in den nächsten eineinhalb Stunden selbstverständlich häufiger mal herumrutschte und die Beine neu ordnete – er vermittelte zu keinem Moment das Gefühl, es eilig zu haben, genervt zu sein oder das Gespräch endlich beenden zu wollen. Es war – soweit die Erinnerung hier keinen Streich spielt – eine sehr angenehme Unterhaltung. Gut 20 Jahre ist das nun her – und damals war zwar klar, dass der junge, außergewöhnlich talentierte Basketballer Dirk Nowitzkidas große Los gezogen hatte und in der stärksten Liga der Welt sich wird versuchen dürfen. Dass er freilich den Jackpot knacken und zu einer Ikone nicht nur seiner Sportart aufsteigen würde, war zu diesem Zeitpunkt, Spätsommer 1998, womöglich der Traum seines Mentors und persönlichen Trainers und Freundes Holger Geschwindner. Dass aber Nowitzki daran dachte, darf bezweifeln, wer sich damals mal ein bisschen länger mit ihm unterhielt.

    Dirk Nowitzki scheint eine treue Seele zu sein

    Für Dirk Nowitzki standen das Abenteuer und der nächste, fast überdimensional erscheinende Karriereschritt im Mittelpunkt. Aus der Basketball-Provinz – die DJK Würzburg hatte er gerade in die Bundesliga geführt – stieg er in den Olymp seiner Zunft auf. Dass diese Geschichte dann dort so einen Verlauf nehmen würde, war in etwa so absehbar wie die US-Präsidentschaft eines schon mal in Konkurs gegangenen Multi-Milliardärs.

    Am vergangenen Freitag wurde Dirk Nowitzki, mittlerweile 40 Jahre alt, zum 14. Mal ins Allstar-Game berufen, also dem Showspiel der Besten der Besten. Ehrenhalber. Bestimmt auch, weil er sich nach zuletzt argen Verletzungsproblemen doch noch einmal reingebissen hat in seine 21. Saison. Alle für die Dallas Mavericks – das gab es noch nie in der NBA, dass einer so lange für einen einzigen Verein seine Knochen hinhielt. Natürlich gehört auch ein wenig Glück dazu, von schweren Verletzungen weitestgehend verschont geblieben zu sein. Die Verlockungen waren bestimmt groß: Nowitzki, dessen Jugendidole angeblich Lucky Luke und dessen Pferd Jolly Jumper waren, hätte zu seiner Hochzeit mit den Angeboten anderer Klubs die Wände seines Hauses in Dallas tapezieren können.

    Ohne es zu sehr glorifizieren zu wollen: Dirk Nowitzki scheint eine ziemlich treue Seele zu sein. Und deshalb schmerzte es ihn vermutlich auch sehr, als er im Privaten zwischenzeitlich mal an eine Frau geraten war, die seine Popularität missbrauchen wollte. Was nicht nur in den Staaten medial ausgeschlachtet wurde, sondern auch hier. Der Boulevard wird gerne gepflastert mit gefallenen Helden. Dirk Nowitzki überstand auch diese sehr schwierige Phase erstaunlich unbeschadet.

    Seit 2012 ist er – allem Anschein nach – glücklich verheiratet mit der Schwedin Jessica Olsson, Schwester zweier erfolgreicher Profi-Fußballer, er ist auch Vater einer inzwischen fünfjährigen Tochter und zweier jüngerer Söhne.

    Privates Glück: Dirk Nowitzki heiratete 2012 am Strand einer Karibikinsel die Schwedin Jessica Olsson. Mittlerweile hat das Paar drei Kinder.
    Privates Glück: Dirk Nowitzki heiratete 2012 am Strand einer Karibikinsel die Schwedin Jessica Olsson. Mittlerweile hat das Paar drei Kinder. Foto: Steve Wrubel Photography

    Nun also Halter unzähliger Rekorde in der NBA. Nicht schlecht für einen, der früher lieber Handball und Tennis spielte und Basketball für Frauen-Sport hielt – vermutlich, weil Mutter und ältere Schwester Basketball-Nationalspielerinnen waren. All diese Geschichten und noch viele mehr über Dirk Nowitzki und all seine Meilensteine sind – nicht nur in Deutschland – so oft erzählt worden. Im Grunde ist dieses Epos schon lange auserzählt. Es ist schwierig, ihm etwas Neues hinzuzufügen. Vielleicht heute das noch: "Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen", sagt sein gleichfalls aus Würzburg stammender Teamkollege Maximilian Kleber: "Der Junge, den wir vor der Saison geholt haben", er meint Luka Doncic, eines der vielleicht größten Basketball-Talente auf diesem Planeten, "der ist noch nicht mal 20 Jahre alt". Nowitzki spielte schon in der NBA, da wurde sein jetziger Teamkollege gerade gezeugt.

    "Ich habe ihn als absolutes Arbeitstier erlebt"

    Maximilian Kleber über Dirk Nowitzki

    Telefoniert man dieser Tage mit dem 26-jährigen deutschen Nationalspieler, der seine zweite Saison neben Nowitzki spielt, kann man aus jedem Satz den Respekt heraushören, den Kleber gegenüber Nowitzki empfindet. Kleber erzählt eine kleine Geschichte: Die Mavericks haben am Samstag bei den Cleveland Cavaliers, dem NBA-Finalisten der vergangenen vier Jahre, 111:98 gewonnen, die Mannschaft ist spät in der Nacht heimgekehrt. Die Spieler hatten den Sonntag frei, er sollte im Zeichen der Pflege und Regeneration stehen. Allenfalls Massagen und so.

    "Er ist ein Arbeitstier": Maximilian Kleber über seinen Teamkollegen und Vorbild Dirk Nowitzki.
    "Er ist ein Arbeitstier": Maximilian Kleber über seinen Teamkollegen und Vorbild Dirk Nowitzki. Foto: Heiko Becker

    Die Taktung des NBA-Spielplans könnte bei anderen Sportlern neben Muskellähmungen Angstschweiß und Magengeschwüre verursachen. Es war Dallas' drittes Auswärtsspiel in vier Tagen. Und am Sonntag? Dirk Nowitzki trainierte seine Muskeln und nahm auch noch ein paar Würfe in der Halle. "Ich habe ihn ausschließlich als absolutes Arbeitstier erlebt", sagt Kleber, der es "sehr geil und spannend findet", diese Einstellung und diesen "enormen Ehrgeiz" beobachten zu können: "Es zwingt ihn doch keiner dazu. Aber er verlangt es von sich. Das ist vor allem für die jungen Spieler wichtig, weil sie es vorgelebt bekommen und diese Arbeitseinstellung übernehmen können."

    Am 5. Februar 1999, genau vor 20 Jahren also, betrat Dirk Nowitzki erstmals das Parkett der besten Basketball-Liga der Welt. Die Saison begann mit fast halbjähriger Verspätung, weil Liga und Spielergewerkschaft einen heftigen Tarifstreit ausgefochten hatten, ehe sie sich kurz vor der Absage der kompletten Spielzeit noch einigten. Es war für NBA-Verhältnisse außergewöhnlich, dass ein No-Name-Rookie wie Nowitzki im ersten Spiel von Anfang an mittun durfte.

    Im Buch "Einfach Er" spricht Dirk Nowitzki über seine NBA-Anfänge

    Im Buch "Einfach Er" der ehemaligen Main-Post-Redakteure Jürgen Höpfl und Fabian Frühwirth, die Nowitzki lange Jahre begleiteten, wird Trainer Don Nelson zu Nowitzkis Premiere so zitiert: "Er kam mir wie ein Baby vor, das man im Urwald ausgesetzt hat." Der Mogli der NBA schätzte es damals so ein: "Da war ich total neben der Spur. Ich war wegen der NBA-Premiere nicht sonderlich nervös. Aber als es losging, dachte ich plötzlich an alles außer Basketball. Ich war richtig im falschen Film, und das war auch für mich ziemlich enttäuschend."

    Erinnerung: Dirk Nowitzki 2006 auf Heimatbesuch in Würzburg und im Gespräch mit den Main-Post-Basketballexperten Stefan Mantel (links) und Jürgen Höpfl (rechts), der 2015 gestorben ist.
    Erinnerung: Dirk Nowitzki 2006 auf Heimatbesuch in Würzburg und im Gespräch mit den Main-Post-Basketballexperten Stefan Mantel (links) und Jürgen Höpfl (rechts), der 2015 gestorben ist. Foto: Main-Post

    Anschließend habe er sich im Hotelzimmer eine Ewigkeit seine Fehler anschauen müssen: "Bis zum Erbrechen, stundenlang das Video auf- und abgespult." Es sollte helfen: "Beim nächsten Spiel in Golden State habe ich 16 Punkte gemacht und gezeigt, dass ich mithalten kann." Mithalten . . . Es klingt putzig heute, nachdem man weiß, welche Rekorde Nowitzki anschließend aufgestellt hat.

    Neben all den Bestmarken, für die aufzuzählen diese paar Spalten nicht ausreichen würden, bleibt vor allem in den Geschichtsbüchern stehen: Dirk Nowitzki war der erste Europäer, der in der NBA zum wertvollsten Spieler einer Spielzeit gekürt wurde (Saison 2006/07). Als erster Deutscher gewann er den NBA-Titel (2011) und wurde zum wertvollsten Spieler der Finalserie auserkoren. Legenden dieser Sportart wie Magic Johnson und Charles Barkley erhoben ihn zu einem "der größten Basketballer aller Zeiten". Nach dem Titelgewinn 2011 wurde Nowitzki als erster Mannschaftssportler von den deutschen Sportjournalisten zum "Sportler des Jahres" gekürt – und weit über 10 000 Menschen huldigten ihm bei einem Empfang auf dem Würzburger Residenzplatz, wo er entspannt von einem der Balkone herunterwinkte.

    Nowitzki 2011 auf einem Balkon der Residenz in Würzburg, über den Massen, die sich darunter versammelt haben. Rund zwei Wochen nach dem Gewinn des Titels in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA wurde er in seiner Heimatstadt von tausenden Menschen auf dem Residenzplatz empfangen.
    Nowitzki 2011 auf einem Balkon der Residenz in Würzburg, über den Massen, die sich darunter versammelt haben. Rund zwei Wochen nach dem Gewinn des Titels in der nordamerikanischen Basketball-Profiliga NBA wurde er in seiner Heimatstadt von tausenden Menschen auf dem Residenzplatz empfangen. Foto: Frank Rumpenhorst

    Nowitzki spielt seine 21. Saison beim gleichen Klub: Das schaffte noch keiner

    Bald acht Jahre ist das nun her, Nowitzki und seine Mavericks haben seitdem nicht mehr viel gerissen in der NBA, auch aktuell erscheint die Play-off-Teilnahme allenfalls noch rechnerisch möglich – inzwischen aber stehen im New Yorker Madison Square Garden selbst die Anhänger des Gegners auf und applaudieren, wenn der große alte Mann das Parkett betritt.

    Dirk Nowitzki hat sich in den Staaten einen Ruf erworfen, den man in Deutschland kaum einschätzen kann – auch weil den Germanen der amerikanische Starkult mindestens suspekt ist. Nowitzki wird in den USA seit Jahren in einer Art verehrt, dass auch Musik- und Hollywoodstars Neid empfinden dürfen. Und selbst wenn er nach dieser, seiner 21. Saison tatsächlich seine Schuhe an den Nagel hängen sollte – die Erinnerung an seinen ersten NBA-Auftritt wird auch bei ihm nicht so schnell verblassen.  

    Nowitzkis Nachfolger Selbstverständlich ist das bestimmt nicht. Aber es spricht für sich. Als unser Reporter Thomas Brandstetter den deutschen Basketball-Nationalspieler Maximilian Kleber, den gleichfalls aus Würzburg stammenden Teamkollegen von Dirk Nowitzki, in einer WhatsApp-Nachricht darum gebeten hat, seinem Heimatmedium ein paar Sätze zu Nowitzkis Jubiläum zu verraten, klingelte wenig später das Handy. Bereitwillig und ausführlich erzählte Kleber die eine oder andere Anekdote und sprach mit höchstem Respekt von jenem Kollegen, den er noch gar nicht gefragte hatte, ob dieser sein 20-Jähriges in der NBA überhaupt auf dem Schirm hat. "Das muss ich nachholen und ihn noch fragen", sagte Kleber.

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    Einfach am Quiz unten teilnehmen und eins von zwanzig Büchern gewinnen! Foto: Thomas Obermeier

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