Niedergeschlagen wirkt Stefan Wiedmaier nicht, als er über das Ende dieser Spielzeit in der Deutschen Nachwuchsliga (DNL) spricht. Schließlich musste sich der Trainer des Augsburger EV im Laufe der Runde verstärkt darauf einstellen, dass dem U20-Team die Zweitklassigkeit droht. Seit Samstag hat der Österreicher Gewissheit. Da der AEV frühzeitig in den Play-offs der Qualifikationsrunde 1 gegen den ESV Kaufbeuren gescheitert ist, wird er im Herbst eine Liga tiefer einsteigen müssen. "Natürlich ist man enttäuscht", erzählt Wiedmaier. Nach dem letzten Strohhalm hätten sein Team und er greifen wollen, doch Kaufbeuren, der Tabellenzweite in der Qualifikationsrunde, erwies sich als zu stark. Im Modus Best-of-Five reichte den Allgäuern die minimale Anzahl an Spielen, um Augsburg zu bezwingen (3:5, 2:4, 0:3).
Wiedmaier wusste, worauf er sich einlässt. Dass es "eine schwierige Aufgabe" werden würde, in der erstklassigen Division 1 zu bleiben. Schon in der vergangenen Saison hatten die Augsburger mit ihrem Profiunterbau nicht mit den besten Teams Deutschlands mithalten können. Schon damals wären sie abgestiegen, profitierten allerdings von einer Ligenreform und blieben erstklassig. Ungewollt eine Parallele zu den Augsburger Panthern in der Deutschen Eishockey Liga (DEL): Auch sie entkamen in der Vorsaison nur mithilfe anderer dem Abstieg, auch sie könnte es nun endgültig erwischen. Seine Spieler nimmt Wiedmaier ausdrücklich in Schutz. "Die Jungs haben wirklich alles versucht, ihnen darf ich keinen Vorwurf machen." Gleichwohl fällt der Trainer ein hartes Urteil: "Der Abstieg war verdient."
AEV wird den Vertrag mit Stefan Wiedmaier wohl nicht verlängern
Einfach so weitermachen kommt für Wiedmaier nicht infrage. Bislang hat der Österreicher Gespräche über seine Zukunft abgeblockt, seine Konzentration galt gänzlich der Saison mit den U20-Junioren. In Kürze wird der Trainer sich mit Nachwuchs-Cheftrainer Torsten Fendt und der Vereinsführung austauschen. Wird die Saison analysieren. Wird vor allem darüber sprechen, was sich ändern muss, um den Abwärtstrend zu stoppen. Bislang hat Wiedmaier seinen Vertrag nicht verlängert. Für ihn steht fest: "Wenn es so weitergeht wie jetzt, werde ich nicht weitermachen." Von den Gesprächen erhofft er sich Klarheit darüber, wie die Zukunft positiver gestaltet werden kann. "Der Verein braucht eine Entwicklung. Man muss schauen, welchen Weg man einschlagen kann, um etwas aufzubauen."
Doch an dieser Zukunft wird Wiedmaier wohl nicht mehr beteiligt sein. Nach Informationen unserer Redaktion wird der AEV den Vertrag mit dem U20-Trainer nicht mehr verlängern, ein anderer Coach soll die Mannschaft in der kommenden Saison betreuen. Zudem soll wohl Spencer Eckhardt (EV Lindau Islanders) sportlicher Leiter im Leistungsbereich werden.
Nachwuchs-Cheftrainer Fendt bedauert den Abstieg. "Wir haben gewusst, dass wir nicht die stärkste Mannschaft haben." Man werde sich Gedanken machen, was man verbessern könne. Am grundsätzlichen Weg werde der AEV aber festhalten, der Fokus liege weiterhin auf der Ausbildung eigener Talente. Nicht darauf, sich mit externen Spielern zu verstärken. Dafür fehlten die finanziellen Mittel, so Fendt. Dass mal ein schwächerer Jahrgang dabei sei, damit müsse man immer rechnen, meint Fendt und verweist auf die U15, die als süddeutscher Meister um die deutsche Meisterschaft spielt.
Nicht nur beim AEV fehlt Nachwuchsspielern die Perspektive
Bei den Kindern ist der Zulauf ungebremst. Der AEV weiß gar nicht, wohin mit dem eishockeybegeisterten Nachwuchs. Aber ab der U15 bis hin zum Übergang zwischen Profi- und Nachwuchseishockey stehen die Trainer vor Herausforderungen. Wenn Spieler eine Profikarriere anstreben, müssen ihnen die Klubs einen mittelfristigen Plan aufzeigen. Nicht nur in Augsburg fehle den Spielern mitunter die Perspektive, so Fendt, auch andere Standorte hätten Schwierigkeiten. In den höchsten Ligen ist der Ausländeranteil in den Kadern hoch. Womöglich wäre ein Abstieg der Panther in die zweite Liga sogar ein Vorteil für Eigengewächse: In der DEL 2 dürfen nur noch sechs ausländische Spieler lizenziert sein.
Fendt hatte jüngst erklärt, dass in Deutschland eine klassische "Ausbildungsliga" fehlt, in der Talenten der Übergang vom Junioren- in den Erwachsenenbereich erleichtert wird. Die drittklassige Oberliga wäre dafür ideal, doch auch dort bestimmt das Erreichen sportlicher Ziele das Denken und Handeln der Trainer. Auf den Einsatz eines unerfahrenen Jungprofis verzichten die Trainer oft aus Eigennutz. Früher kooperierte der EC Peiting mit dem AEV, inzwischen arbeitet Peiting mit Rosenheim zusammen. Ein weiteres Problem: die Wechselfristen. Wenn ein Spieler im Nachwuchs wechseln möchte, kann ein Verein nichts dagegen machen. Die U20 des AEV bekam dies im Winter zu spüren, vier Spieler verließen Augsburg. Doch daran hätte es nicht gelegen, dass man abgestiegen sei, meint Wiedmaier. "Auch davor waren wir schon auf dem vorletzten Platz."