Disziplin. Stabilität. Ruhe. Wer das kleine Fußball-Einmaleins beherrscht, schafft die Basis für Erfolg. Erst recht in einer Mannschaft, die Talent und Charakterstärke gleichermaßen vereint. "Ich wusste von meinem Vorgänger Thorsten Büttner, dass ich eine intakte Mannschaft bekomme. Schon die ersten Gespräche mit den Vereinsverantwortlichen waren absolut positiv", sagt Frank Halbig, dem gleich in seiner Premieren-Saison als Trainer der SG Oerlenbach /Ebenhausen der große Wurf gelang mit der Meisterschaft in der Kreisklasse Rhön 1 .
Keine Selbstverständlichkeit, denn in der so komplizierten Corona-Saison war die Spielgemeinschaft als Aufsteiger sang- und klanglos aus der Kreisliga Rhön abgestiegen, als Tabellenletzter. Die Gründe waren nachvollziehbar: ein zu kleiner Kader und Leistungsträger, die zu oft verletzungs- oder berufsbedingt nicht zur Verfügung standen.
Punktuell verstärkt
Verstärkungen kamen vor der Saison nur punktuell, sollten aber das Niveau der Mannschaft entscheidend heben in Person der beiden Trainer-Söhne: Nils Halbig, mit höherklassiger Erfahrung ausgestattet, bildete mit Joachim Hofmann ein Stürmer-Duo, das der Konkurrenz das Fürchten lehren sollte. Allein 39 der 79 Tore gingen auf das Konto des technisch versierten Duos. Als kongenialer Vorbereiter und Spielgestalter erwies sich Kai Halbig, der aus der Jugend der FT Schweinfurt gekommen war und seine fußballerische Ausbildung beim FC 05 genoss.
"Ich hatte keinen Einfluss darauf, was meine Söhne machen, zumal es Angebote diverser Vereine gab. Aber sie wollten einmal gemeinsam spielen, mit dem Vater als Trainer ", sagt Frank Halbig, der zum Start der Punkterunde aber einige Enttäuschungen verkraften und moderieren musste. "Da haben zu viele Spieler gefehlt. Die Jungs haben ja im Rudel Urlaub gemacht. Das hätte man besser lösen können", sagt der 53-Jährige. Nach sechs Spieltagen stand die Mannschaft auf dem zehnten Platz mit drei Niederlagen, einem Remis und nur zwei Siegen. "Das lief sehr zäh. Dabei war klar, dass wir fußballerisch eine starke Truppe haben und vorne mit dabei sein wollten", so der Obbacher und gebürtige Greßthaler.
Die beste Verteidigung der Liga
Nach der Niederlage beim SV Aura, der als Tabellenerster überwintern sollte, begann die Aufholjagd. "Da bin ich jetzt noch stolz, dass wir das gepackt haben", sagt Frank Halbig. Mit besser bestücktem Kader griffen plötzlich alle Rädchen ineinander. Aufbauend auf eine starke Abwehr, die sich als die beste der Liga erweisen sollte mit nur 29 Gegentoren nach 24 Spielen. Die Haudegen um Sandro Cazzella, Alexander Müller oder Michael Bieber bildeten vor Keeper Simon Seidl das stabile Grundgerüst in der Innenverteidigung, sodass der Trainer auf den Außenbahnen der Viererkette fleißig rotieren konnte, ohne an Qualität zu verlieren. "Und unsere jungen Spieler wie Noah Pentenrieder, Johannes Müller oder Moritz Mützel haben fußballerisch noch mal einen Sprung nach vorne gemacht", lobt der Coach.
Einmal eingespielt, war die SG Oerlenbach /Ebenhausen im Flow und nicht mehr zu bremsen. Vor der Winterpause gestattete man der Gegnerschaft nur noch zwei Punkteteilungen, im neuen Jahr wurden ungeachtet einer holprigen Vorbereitung die acht noch ausstehenden Spiele allesamt gewonnen bei einem Torverhältnis von 36:9. 18 Spiele in Folge war die SG Oerlenbach /Ebenhausen damit ungeschlagen geblieben.
Fast noch gestrauchelt
Dass auch alle direkten Vergleiche an die Spielgemeinschaft gingen, unterstreicht die Qualität der Halbig-Truppe, die am finalen Spieltag fast ins Straucheln geraten wäre: ausgerechnet gegen den Tabellenletzten. Bis zur Pause hielt die längst abgestiegene SG WMP Lauertal tatsächlich ein torloses Remis, womit zu diesem Zeitpunkt der VfR Sulzthal das Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschaft für sich entschieden hätte. Dann aber traf Nils Halbig doppelt, ehe nach dem Anschlusstreffer Joshua Kopp den 3:1-Endstand markierte. Der Baden Württemberger ist einer von mehreren in Oerlenbach stationierten Bundespolizisten, die das Team ausbildungsbedingt eher selten, aber stets qualitativ hochwertig verstärkten, was dem Trainer weitere Alternativen verschaffte. "Ich möchte aber auch unserem Reserveteam und seinen Trainern ein großes Lob aussprechen. Platz 5 in der B-2 ist wirklich überragend", so der Trainer , der bereits am 21. Juni zur Vorbereitung auf die neue Runde ruft, mit einem dann bestens eingespielten Kader. "Auch meine Söhne bleiben an Bord, die sich wie ich auch richtig wohl fühlen und super aufgenommen wurden", sagt Frank Halbig.
Zu den Dauerbrennern im Team gehört Kapitän Frank Schmitt, der ebenfalls eine erfreuliche Entwicklung der Mannschaft ausgemacht hat. "Der Samstagabend war bei einigen nicht mehr so wichtig wie der Sonntagnachmittag. Diesbezüglich hat es einige Ansagen gegeben", bemerkt der 30-Jährige augenzwinkernd. "Und weil die Leistungsträger im Vergleich zur Vorsaison weitaus öfter zur Verfügung standen, war unser Kader für die Kreisklasse schon außerordentlich gut aufgestellt", so Schmitt, der auch die Begründung liefert, warum die Spielgemeinschaft ohne Rote Karte durch die Punkterunde kam: "Wir sind eine Truppe , die den Ball haben will und damit auch umgehen kann. In der Kreisliga mussten wir noch zu viel dem Ball hinterherrennen. Spätestens im April waren wir uns alle einig, dass wir Richtung Titel durchziehen wollen, was uns eindrucksvoll gelang."
Ausdauer beim Feiern
Nicht minder beeindruckend gestalteten sich die Feierlichkeiten. "Der Letzte hatte nach fünf Tagen das Sportheim in Oerlenbach geräumt", lacht Frank Schmitt. Noch in Weichtungen startete die große Party, die am Montagmorgen nahtlos ihre Fortsetzung fand mit dem schon fast obligatorischen "Rathaus-Sturm". Bürgermeister Nico Rogge, selbst ehemaliger aktiver Spieler und früherer Vorstand im TSV Oerlenbach , ließ sich nicht lumpen und spendierte ein Frühstück, ehe sich der Tross mit dem Zug gen Bad Kissingen aufmachte und irgendwann mit dem Kur-Bähnle am Klaushof landete. "Das war die einzige Gaststätte, die offen hatte", lacht Frank Schmitt. Am Dienstag ging es ebenfalls per Zug ("Wir hatten herausgefunden, dass es da einen Bahnhof gibt") zum Relegationsspiel nach Eßleben, wo mit den Gastgebern zu später Stunde eine Fan-Freundschaft beschlossen wurde. Auch eine Weinbergs-Wanderung bei Wipfeld gehörte zum Programm der beseelten Ausflügler. "Wir sind halt eine Party-affine Truppe , die weiß, wie man gescheit feiert", weiß Sebastian Dees.