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Biathlon-WM: Nur die Frauen tanzen bei der Biathlon-WM durch Oberhof

Biathlon-WM

Nur die Frauen tanzen bei der Biathlon-WM durch Oberhof

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    Siegertanz in Oberhof:  Sophia Schneider (r-l) Hanna Kebinger, Denise Herrmann-Wick, Vanessa Voigt und das Team aus Deutschland (von rechts) tanzen nach der Silbermedaille in der Staffel.
    Siegertanz in Oberhof: Sophia Schneider (r-l) Hanna Kebinger, Denise Herrmann-Wick, Vanessa Voigt und das Team aus Deutschland (von rechts) tanzen nach der Silbermedaille in der Staffel. Foto: Martin Schutt, dpa

    Einen Hund hätte man am Wochenende in Oberhof höchstens für ein paar Minuten vor die Tür gejagt. Offen bleibt auch, wer mehr Respekt verdiente. Die insgesamt 47.000 Fans, die am Samstag und Sonntag trotz Sturm und Dauerregen auf den Tribünen jubelten und lärmten, was die Tröten und Ratschen hergaben. Oder sollte man die Sportler bewundern, die mit den Elementen mehr kämpften als mit ihren Skiern und Gewehren. "Respekt an die Leute, die hiergeblieben sind und uns über die ganze Runde getragen haben", bedankte sich Vanessa Voigt bei den Fans und fügte an: "Ich glaub', ich wär' nach Hause gegangen." Wieder einmal lösten die deutschen Frauen ihre Aufgabe besser als die Männer, die enttäuschten. Erstmals seit 47 Jahren blieben sie ohne WM-Medaille. 

    In der Staffel am Samstag holte das Team des Deutschen Skiverbandes mit Voigt, Hanna Kebinger, Sophia Schneider und Denise Herrmann-Wick Silber. Am Sonntag waren auch die Akkus der Frauen leer. Im abschließenden Massenstart landete Kebinger als beste Deutsche auf Rang zwölf. 

    Herrmann-Wick heißt im Team nur "Mami"

    Den Glücksmoment am vorletzten WM-Tag hatten die Skijägerinnen ausgiebig gefeiert. "Das ist die wichtigste Medaille. Das ist einfach eine Medaille für ganz Biathlon-Deutschland", freute sich Denise Herrmann-Wick. Nach Gold im Sprint und Silber in der Verfolgung von Herrmann-Wick war es das dritte Edelmetall für den WM-Gastgeber. Allesamt von den Frauen erkämpft. Und immer war die "Mami", wie ihre Teamkolleginnen Herrmann-Wick nennen, beteiligt. Als Schlussläuferin bewies die 34-Jährige aus Ruhpolding Nervenstärke. Im Stehendschießen zögerte die Sprint-Weltmeisterin lange beim letzten Schuss, auch weil der Wind böig blies und setzte dann den Treffer, der Silber garantierte. 

    Während die Frauen im strömenden Regen im Zielraum tanzten, war bei den Männern zuvor der Wind ein Thema. Johannes Kühn erwischte ein stürmisches Zeitfenster bei seinem Stehendschießen. Der Athlet aus Reit im Winkl versuchte halbwegs gerade zu stehen, während sich die Tannen hinter dem Schießstand bedenklich im Sturm bogen. "Es hat so gewindet, dass man gar nicht schießen konnte. Ich habe es gar nicht versucht. Es tut mir wahnsinnig leid", entschuldigte sich der Skijäger bei seinen Kollegen. Mit drei Strafrunden von Kühn und zwei weiteren von Schlussläufer Benedikt Doll war das Staffel-Rennen der Deutschen um die Medaillen gelaufen. Mit fast vier Minuten Rückstand auf die Spitze landete das deutsche Quartett auf Rang fünf. 

    Gold holten die Franzosen, vor Norwegen und Schweden. Auch am Schlusstag liefen die Deutschen im Massenstartrennen hinterher. Justus Strelow auf Platz 13 holte das beste Ergebnis. Ernüchterung machte sich breit im DSV-Lager. Erstmals seit fast 50 Jahren blieben die Männer bei einer Weltmeisterschaft ohne Edelmetall. 

    Den bislang letzten deutschen Titel im Massenstart hatte Simon Schempp 2017 in Hochfilzen gewonnen. Der Mann von der Schwäbischen Alb ist längst zurückgetreten und unter die Buch-Autoren gegangen. So wie Laura Dahlmeier, deren Buch in der nächsten Woche auf den Markt kommt: "Wenn ich was mach, mach ich's g'scheid."

    Bei Benedikt Doll, dem am ehesten Medaillen zugetraut worden waren, saß der Frust tief. "Es waren sehr viele Tiefs dabei, wenige Hochs", zog der Schwarzwälder ein persönliches WM-Fazit und sah sich selbstkritisch: "Am Schießstand habe ich es nicht hingekriegt, die Ski waren schlecht, läuferisch war die Motivation dann auch mal weg."

    Nicht ungetrübt fiel die Bilanz der Organisatoren aus

    Felix Bitterling machte beim Nachwuchs ein generelles Defizit aus. "Von den jungen Leuten, die zu uns in den Kader kommen, sind die meisten läuferisch zu weit weg", sagte der DSV-Sportdirektor. Das produziere Druck am Schießstand, der dann in weitere Fehler mündet. Zudem sei die Leistungsdichte bei den Frauen höher: "Die Damen sind auch deshalb so gut, weil Druck von der B-Mannschaft kommt", sagte Bitterling, während die Siegerehrung des Massenstarts ohne die Deutschen lief. "Bei den Männern wird in der B-Mannschaft nicht der Mega-Druck aufgebaut", ergänzte Bitterling.

    Nicht ungetrübt fiel die Bilanz der Organisatoren aus. An zwölf Wettkampftagen strömten 152.000 Zuschauer in die Arena am Rennsteig. "Wir hatten die 160.000 angestrebt, das haben wir nicht ganz erreicht. Aber man kann ganz zufrieden sein", sagte OK-Chef Thomas Grellmann. Die Corona-Krise und die Inflation als Folge des Ukraine-Kriegs seien mögliche Ursachen für schwächere Zahlen als bei der ersten Auflage 2004, als noch 200.000 Besucher in den Thüringer Wald kamen. 

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