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FUSSBALL: BUNDESLIGA: Christian Mathenia: Die Leiden des Leidenschaftlichen

FUSSBALL: BUNDESLIGA

Christian Mathenia: Die Leiden des Leidenschaftlichen

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    Starke Paraden, gute Ausstrahlung: Bei Nürnbergs Torwart Christian Mathenia ist eine Entwicklung zu sehen.
    Starke Paraden, gute Ausstrahlung: Bei Nürnbergs Torwart Christian Mathenia ist eine Entwicklung zu sehen. Foto: Foto: Daniel Karmann, dpa

    Das geringste Problem hat der 1. FC Nürnberg derzeit auf der Torwart-Position. Christian Mathenia ist mittlerweile ein Mann ohne ausgeprägte Schwächen. Mehr noch: Beim 0:0 gegen Dortmund war der 26-Jährige der Turm in der Abwehrschlacht und auch bei der letzten 1:2-Niederlage in Düsseldorf, die durch die frühe Rote Karte gegen Matheus Pereira schwer abzuwenden war, zeigte er einige spektakuläre Paraden. Eine Entwicklung ist zu sehen bei Mathenia. Und da der ansonsten stets besonnen auftretende Torwart kein Problem damit hat, in der Kabine auch mal laut den Mund aufzumachen, wäre er eigentlich auf dem besten Weg, der legitime Nachfolger von Raphael Schäfer im Club-Kasten zu werden.

    Doch was ist schon sicher in diesen Tagen beim FCN? Wie lange die Suche nach einem neuen Sportvorstand noch dauern wird, weiß keiner. Wie es bei einem Wiederabstieg in der 2. Bundesliga weitergehen würde, weiß wegen der Vakanz in der sportlichen Leitung auch niemand. Und ob Mathenia im Unterhaus überhaupt bliebe, ist ebenfalls offen.

    Wer ihn reden hört, könnte sich allerdings vorstellen, dass er nichts dagegen hätte, in Nürnberg auf Dauer seine sportliche Heimat zu finden. „Ich fühle mich sehr wohl im Frankenland“, sagt Mathenia und nennt mehrere Gründe. „Ich bin ein sehr leidenschaftlicher Typ auf dem Platz. Für mich ist es wichtig, wenn auch das Umfeld leidenschaftlich und emotional ist. Deshalb habe ich mich letztes Jahr für den Club entschieden.“ Zudem ist er mit einer Fränkin liiert. Seine Freundin Julia stammt aus Würzburg. „Wir sind öfter bei ihren Eltern zu Besuch und die Stadt gefällt mir auch sehr.“

    Dass so viel über seine guten Leistungen gesprochen wird, findet Mathenia fast übertrieben. „Es ist auch Matchglück, wenn Bälle aufs Tor kommen, die haltbar sind und bei denen ich gut aussehe. Ich kann das Ganze realistisch einschätzen. Wenn man zwei Wochen gut abgeliefert hat und dann daneben greift, ist man wieder der Depp.“

    Es blüht wieder ein arbeitsreicher Nachmittag

    Es wäre gut, wenn es nicht so käme. Denn auch an diesem Samstag blüht Mathenia ein arbeitsreicher Nachmittag. Mit RB Leipzig kommt der Tabellenvierte ins Max-Morlock-Stadion (15.30 Uhr). Schlusslicht Nürnberg dürfte im dritten Spiel unter Interimstrainer Boris Schommers erneut tief stehen, um das schnelle Umschaltspiel der Leipziger zu unterbinden.

    Gegen Dortmund gelang mit dem 0:0 die Wiedergutmachung für die 0:7-Schlappe im Hinspiel. Gegen Leipzig, das den sorglosen Club beim 6:0 in der Vorrunde regelrecht überrumpelt hatte, wäre ein Remis sogar zu wenig. „Für uns geht es jetzt darum, dreifach zu punkten. Da ist es egal, wer der Gegner ist“, sagt Mathenia.

    Beim Hinspiel in Leipzig saß er noch auf der Bank. Trainer Michael Köllner hatte sich zu Saisonbeginn dafür entschieden, Aufstiegstorwart Fabian Bredlow das Vertrauen zu schenken. Bredlows Mangel an Erfahrung wurde aber schnell spürbar. Nach der frustrierenden Klatsche in Leipzig eröffnete Bredlow überraschend von sich aus die Torwart-Diskussion und äußerte Verständnis, wenn ein Wechsel käme. Der kam dann auch: Mathenia wurde die neue Nummer 1, auch wenn er in den letzten fünf Vorrundenpartien wegen einer Meniskusverletzung, die er sich beim Gastspiel auf Schalke zugezogen hatte, pausieren musste.

    Im Heimspiel gegen Bremen verlor er bei einem Zusammenprall kurzzeitig das Bewusstsein, wurde von Köllner aber nicht ausgewechselt. Sportmediziner nannten das unverantwortlich, aber Mathenia beruhigt: „Ich hatte zwei gründliche MRT-Untersuchungen, auch weil ich unbedingt das Pokalspiel in Hamburg machen wollte. Ich bin gesund.“

    In Darmstadt zum besten Zweitliga-Torhüter gewählt

    Ausgebildet wurde er beim FSV Mainz 05, wo er auch seinen ersten Profi-Vertrag erhielt. In zwei Spielzeiten blieb er ohne Bundesliga-Einsatz, weil sich Trainer Thomas Tuchel für Loris Karius entschieden hatte. Zur Saison 2014/15 wurde Mathenia die Nummer 1 beim SV Darmstadt 98. Die Hessen stiegen in die Bundesliga auf, er wurde zum besten Zweitliga-Torhüter der Saison gewählt. Nach dem Klassenerhalt mit den „Lilien“ wechselte Mathenia zum Hamburger SV. Dort lief es in der zweiten Saison chaotisch, als sich die Trainer Markus Gisdol, Bernd Hollerbach und Christian Titz die Klinke in die Hand gaben. Letzterer nahm ihn zum Saisonende aus dem Tor und ließ Julian Pollersbeck spielen. Den erstmaligen Bundesliga-Abstieg des HSV erlebte Mathenia nur noch auf der Bank. Nun droht ihm der zweite Abstieg in zwei Jahren. Ausgemachte Sache ist das für Mathenia aber noch nicht. Der Zusammenhalt der Spieler, den er in Hamburg offenbar vermisste, sei ungemein groß: „Ich habe es selten erlebt, dass es bei diesem Tabellenstand so lebhaft in der Kabine zugeht. Das gibt mir die Hoffnung, dass wir es noch schaffen werden. Jeder gibt sein letztes Hemd für den Verein.“ 17 Spiele lang hat der Club nicht mehr gewonnen, Mathenia muss vereinsübergreifend sogar seit 22 Spielen auf einen Sieg warten. Von letzterer Statistik habe er erst aus den Medien erfahren, sagt er und lacht. So genau hatte er es wahrscheinlich gar nicht wissen wollen.  Auf jeden Fall sei es nun „schon längere Zeit so, dass ich mit einem nicht so guten Gefühl von den Spielen nach Hause komme. Ich wünsche mir natürlich, dass wir bald den Bock umstoßen.“ In seinem Interesse und in dem des 1. FC Nürnberg.

    Einsatz von Timo Werner noch fraglich

    Nach dem Kreuzbandriss von Angreifer Adam Zrelak, den Trainer Boris Schommers als „Schock“ bezeichnete, ist beim Club nun wieder Mikael Ishak der Hoffnungsträger für Tore. Matheus Pereira und Simon Rhein fehlen mit Rot-Sperre. In der Abwehr ist Georg Margreitter noch nicht einsatzfähig. Möglicherweise rückt Winterneuzugang Ivo Ilicevic erstmals in den Kader. Bei Gast Leipzig ist der Einsatz von Nationalspieler Timo Werner, der bereits am Montag beim 0:0 gegen Hoffenheim erkrankt gefehlt hatte, noch nicht gesichert. Sportdirektor Ralf Rangnick bestritt, dass es bereits eine Einigung mit Bayern München über einen Wechsel von Werner im Sommer gebe. Mit Berater Karlheinz Förster sei jedoch ein Zeitplan festgelegt worden. Leipzig-Sponsor Dietrich Mateschitz hatte dem Schweizer „Blick“ gesagt: „Billig wird der Spieler sicher nicht.“ Dass Werner 2020 ablösefrei geht, schloss Rangnick nochmals aus.

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