Ein heftiges Gewitter soll ja bekanntlich reinigende Wirkung haben. Wenn es nach der Stärke des Donnerwetters geht, das sich über der deutschen Basketball-Nationalmannschaft entladen hat, dürften jetzt alle Unklarheiten beseitigen sein. Denn in deren Reihen hat es zuletzt heftig gescheppert.
Die Basketballer halten sich ja bekanntlich gerade bei der Weltmeisterschaft in Asien auf und spielten die Vorrunde in Japan so überzeugend wie lange nicht – auch dank ihres jungen Superstars und Kapitäns Dennis Schröder. Souverän führte er seine Mannschaft in die Endrunde, wo sie am Mittwoch in Manila im ersten Viertelfinale auf Lettland trifft. Umso überraschender war der Wirbelsturm, der sich am Samstag über Team und Trainer legte und den gemeinsamen Weg kurz zu gefährden schien.
Verbale Hakelei zwischen Dennis Schröder und seinem Teamkollegen Daniel Thies
Es war schon verwunderlich, welch kleine verbale Hakelei zwischen Schröder und seinem Kumpel Daniel Thies ihren Chefcoach Gordon Herbert in der Auszeit dermaßen auf die Palme brachte, dass dieser seinen Superstar vor laufenden Fernsehkameras lautstark abkanzelte. Bei seinem wutentbrannten Brüller „Setz dich hin“ liegt die Vermutung nahe, dass es vielleicht schon mehrfach zum Kompetenzgerangel zwischen Coach und Führungsspieler kam. Schröder konterte nämlich ebenso selbstbewusst und bestens für die Ohren der Öffentlichkeit vernehmbar: „Rede nicht so mit mir.“ Klingt eher nach Autoritätsrangelei zweier Alphamännchen als nach professionellem Austausch.
Es war zu befürchten, dass ihre Differenzen den weiteren Turnierverlauf negativ beeinflussen könnten. Denn Herbert setzte seinen Star nach diesem Eklat erst einmal auf die Bank. Eine Denkpause mit Wirkung für die Hitzköpfe, nahm sie ihnen doch den Wind aus den Segeln. Eine Versöhnung im Eiltempo bahnte sich an. Als der Chefcoach seinen Jungstar nach sieben Minuten Strafsitzen begnadigte und ihn wieder aufs Feld schickte, trug der mit überragenden Aktionen dazu bei, den 100:71-Sieg gegen Slowenien perfekt zu machen.
Sieben Minuten reichen, um im Basketballteam die Wogen wieder zu glätten
Respekt an Trainer wie Spieler, sich in dieser prekären Situation weder nachtragend zu zeigen, noch sich wie eine beleidigte Leberwurst aufzuführen. So mancher Aktive aus anderen Sportarten sollte sich da ein Beispiel nehmen. Im Fußball können Disziplinarmaßnahmen wie eine unliebsame Auswechslung schon mal zu einem monatelangen Zickenkrieg führen.
Bei den Basketballern haben sieben Minuten gereicht, um die Wogen zu glätten und die Hierarchie wiederherzustellen. Ein reinigendes Gewitter, das allen die Sinne geschärft hat – für den nun anstehenden Sturm auf den Weltmeistertitel.