Wenn an diesem Samstag um 10 Uhr der Startschuss für die 20. Auflage des Zeiler Waldmarathons fällt, wird einer sicher nicht fehlen: Hubert Karl. Der Ultraläufer steht federführend mit seinem Team der "Roten Teufel" vom TV 1884 Zeil und etlichen weiteren Helferinnen und Helfern hinter dem Lauf, der in diesem Jahr Jubiläum feiert. Rund 400 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben für den Halbmarathon, etwas über 100 für den Marathon gemeldet. Nachmeldungen sind noch bis kurz vor dem Start möglich.

"Es ist definitiv eine anspruchsvolle Strecke", sagt Karl über die 21,1 Kilometer durch den Laufpark Zeil, die Marathonläuferinnen und -läufer selbstredend zweimal absolvieren müssen. Fordernd macht die beim Zeiler Setzbachbrunnen und übers Langenbachtal und Bischofsheim führende Strecke vor allem die insgesamt 840 Höhenmeter.
Karl selbst kennt freilich die Tücken des Zeiler Waldmarathons, stand er doch selbst bisher bei jeder Ausgabe selbst am Start. Diese sechs Tipps gibt der Ultraläufer jenen, die die 20. Ausgabe des Laufs bewältigen wollen.
1. Den Schlossberg bloß nicht unterschätzen
Die Strecke durch den Zeiler Wald wartet mit vier ordentlichen Anstiegen auf. Den gewaltigsten gibt es gleich zu Beginn, vom Setzbachbrunnen aus den Schlossberg hinauf. "Das sind etwa 2,5 Kilometer. Läufer, die die Strecke nicht kennen, überschätzen sich, pushen zu sehr und vergeuden zu viel Energie an diesem Berg", meint Karl. "Da kann man viel Pulver verschießen. Lieber sollte man sich zurücknehmen und die Kraft für die restliche Strecke und die anderen Anstiege aufsparen."
2. Vorsicht bei den Verpflegungsstationen
Traditionell hat der Zeiler Waldmarathon sehr gut bestückte Verpflegungsstationen. Neben Wasser erhalten die Läuferinnen und Läufer wahlweise gezuckerten Tee, Cola oder isotonische Getränke. Und um den Körper wieder mit Energie zu versorgen, gibt's Müsliriegel, Obst oder Kuchen. Die feste Nahrung ist nach Karls Ansicht aber nicht für alle geeignet: "Als Halbmarathonläufer würde ich als trainierter Läufer gar nichts essen, da würde ich durchlaufen. Energie würde ich mir auf dieser Distanz über den gezuckerten Tee holen. Wenn ich esse, braucht mein Körper Energie für den Stoffwechsel – und die fehlt dir logischerweise beim Laufen." Das sehe bei Anfängern oder aber Läuferinnen und Läufern der Marathondistanz wieder anders aus. "Da greife ich auch gerne zum Kuchen, wenn die in der Muskulatur gespeicherten Kohlenhydrate aufgebraucht sind. Dann braucht's hinten raus die schnellen Kohlenhydrate."
3. Reichhaltig frühstücken – mit genügend Vorlauf
Wer Höchstleistung erbringen will, braucht Treibstoff. Wer welche Nahrung als finale Mahlzeit vor einem Lauf braucht, ist individuell sehr unterschiedlich. Hubert Karl setzt auf ein reichhaltiges Frühstück. "Ich frühstücke so, dass mir die Energie für einen Halbmarathon ausreicht", sagt er. "Außerdem tut es mir persönlich gut, Abstand bis zum Start zu haben." Heißt im Falle des Zeiler Waldmarathons: Wenn um 10 Uhr der Startschuss fällt, frühstückt Karl um 7 Uhr morgens. Und da nicht wenig: "Da esse ich etwa drei Brötchen und ein Ei."

4. Vorsicht auf den Waldwegen
Zwar führt die Strecke beim Zeiler Waldmarathon meist über befestigte Waldwege. Aufgrund des regenreichen Sommers ist das Blätterdach extrem dicht – und entsprechend viele Blätter bedecken die Laufstrecke. "Das ist heuer schon etwas kniffliger, auch wenn es freilich schön aussieht. Die vielen Blätter verdecken Steine und Schlaglöcher. Es ist eben ein Waldmarathon. Aber da muss man genau aufpassen", sagt Karl, der zudem noch auf eine Stelle besonders hinweist: Etwa bei Kilometer drei geht's an einem Saustall vorbei über eine Wiese. "Das feuchte Gras kann sehr rutschig sein."
5. Bergab nicht zu schnell werden
Die 840 Höhenmeter geht's freilich nicht nur nach oben, sondern auch wieder hinunter. Statt auf Tempo sollte man hierbei aber auf Behutsamkeit setzen, meint Karl: "Wer den Berg nach unten brettert, gewinnt wenig Zeit und baut viel Muskelkater auf." Er selbst nehme bergab das Tempo raus, um in der Ebene wieder anzuziehen. "Schnell bergab zu laufen, geht extrem auf die Oberschenkelmuskulatur. Das kann einem in der zweiten Hälfte des Rennens arg zusetzen."
6. Genießen statt wetteifern
Bei der Streckenführung des Zeiler Waldmarathons sollte in Karls Augen nicht der Wettbewerb im Vordergrund stehen. "Wichtiger als die Uhr ist der Genuss", sagt der Ultraläufer. Er selbst hat eine Lieblingspassage: "Den schönsten Ausblick gibt es, wenn man etwa bei Kilometer 13 aus dem Wald kommt und den Bischofsheimer See vor sich hat. Das ist für mich ein Hochgenuss – jedes Jahr wieder."