Es ist kein alltäglicher Schritt, den Tim Wagner im Sommer gehen wird. Wenn der Spielertrainer seine SG Knetzgau/Oberschwappach nach dann zwei Jahren verlässt, könnte der Wechsel für Außenstehende nach aktuellem Stand ein klarer Rückschritt sein: vom Bezirksliga-Aufsteiger zum Kreisklassisten. Unterhält man sich mit dem 34-Jährigen, wird die bevorstehende Rückkehr zu seinem Ex-Verein, der SG Hofheim/Goßmannsdorf, aber schnell zum durchaus verständlichen Schritt.
In diesem Sommer werden bei der SG Knetzgau/Oberschwappach neue Zeiten anbrechen. Unabhängig von der Liga. Mit Michael Finster installiert der derzeitige Tabellenführer der Kreisliga Schweinfurt 2 einen Mann aus dem Nachwuchs in der ersten Mannschaft, mit Sportleiter Michael Reugels und Spielertrainer Wagner gehen zwei führende Köpfe der letzten Jahre. Die Entscheidung war jedoch keine einseitige, wie Wagner klarstellt: "Beide Seiten haben sich drauf geeinigt, zur neuen Saison etwas Neues zu machen. Da gab's kein böses Blut." Denn auch beim Ex-Bezirksligakicker aus Lendershausen brauchte es eine Veränderung.
Tim Wagner braucht eine Pause vom Trainerjob
Für Wagner wird es zurück zum Ex gehen. Und das nicht als Trainer, sondern als Spieler unter Coach Mario Hess (Wagner lachend: "Mario kenne ich schon ewig, vom Fußballplatz oder irgendwelchen Plattenpartys"). Das sei, sagt Wagner, eine ganz bewusste Entscheidung. Der 34-Jährige braucht schlichtweg eine Pause, ein Wechsel in die Heimat lag auf der Hand. "In den letzten Jahren ging's bei mir immer um den Auf- oder gegen den Abstieg. Eine ruhige Saison gab es einfach nicht. Deswegen will ich eine Pause als Trainer einlegen", erklärt der 34-Jährige. "Und Knetzgau denkt längerfristig und hat mit Michael Finster einen Mann aus der Jugend geholt, der mit dem Nachwuchs noch einmal ganz anders umgehen kann als ich."
Stichwort Nachwuchs: Der spielt auch bei Wagner eine gewichtige Rolle. Zeit für die Familie, Zeit für den Sohn, das waren Hauptgründe für die Entscheidung, dem Maintal den Rücken zuzukehren. "Mein Kleiner ist zwei Jahre alt und zwischen Arbeit, Training und den Spielen bleibt da nicht viel Zeit für ihn", erzählt Wagner. Ohne die Verantwortung als Trainer und ohne die Fahrtwege ("Von Lendershausen komme ich mit dem Fahrrad zum Training. Oder ich kann nach Hause laufen, wenn wir mal länger im Sportheim sitzen") dürfte deutlich mehr Freizeit herausspringen.

Bis es so weit ist, ist noch die heiße Phase der laufenden Saison zu absolvieren. Die ist bisher ideal gelaufen für Wagner und seine SG, doch der Spielertrainer warnt: "Wir stehen super da. Aber von außen wird das absolut unterschätzt: Unser Vorsprung ist nicht so groß, der FC Haßfurt gewinnt ja auch Woche für Woche. Da ist noch nichts entschieden." Das Ziel ist derweil klar: Wagner will sich mit dem Aufsteig aus Knetzgau verabschieden – und aufhören, wenn es am schönsten ist.
Knetzgauer Jugend "hat sich die Bezirksliga verdient"
Selbst noch einmal in der Bezirksliga anzugreifen, kam für den 34-Jährigen nicht infrage. Vielmehr sei der mögliche Aufstieg sogar ein weiterer Grund gewesen, weiterzuziehen. "Ich war mit drei Vereinen in der Bezirksliga und werde heuer 35. Das brauche ich nicht noch einmal", sagt er unumwunden. "Außerdem stehen viele gute junge Spieler in den Startlöchern, da will ich niemanden den Platz wegnehmen. Sie haben es sich verdient, wenn es mit dem Aufstieg klappt, in der Bezirksliga auf dem Platz zu stehen."
In welcher Liga es für Wagner weitergehen wird, steht indes auch noch nicht fest. Auch wenn es für die SG Hofheim/Goßmannsdorf schwierig sein dürfte, den FC Zeil noch einzuholen, ist ein Aufstieg in die Kreisliga über die Relegation durchaus drin. Für den Noch-Spielertrainer ist das aber zweitrangig: "Ich würde mich freuen, wenn sie es schaffen, klar. Aber für mich wird es so oder so ein neues Abenteuer, egal in welcher Liga."