Nein, nein, nein, das war keine taktische Maßnahme. Dass der VfR Hermannsberg den TV Haßfurt in diesem Kreisliga-Duell auf dem Nebenplatz, der irgendwo zwischen Fußballrasen und Rübenacker einzuordnen ist, empfing, sei alternativlos gewesen: "Der Hauptplatz ist noch nicht einmal hergerichtet", erklärte VfR-Coach Stefan Klemm. "Selbst wenn wir dort hätten spielen wollen, wäre es nicht gegangen." Sei's drum, einer alten Weisheit zufolge sind die Bedingungen für beide Teams sowieso immer gleich. Und mit denen kamen die Hausherren deutlich besser zurecht, siegten dank viel Kampf und Willen gegen den Favoriten mit 2:1.

"Der Platz war eine Katastrophe", kommentierte TV-Coach Sebastian Arnold das Geläuf, schob aber gleich hinterher: "Auf solchen Plätzen gibt's eben keine bessere und keine schlechtere Mannschaft. Da geht's letztlich einfach über den Kampf." Und in dieser Disziplin, das dürfen sich die Hermannsberger auf die Fahne schreiben, waren sie besser. Haßfurt ließ die Bälle – soweit es auf dem Untergrund eben ging – laufen, doch den Großteil der Zweikämpfe und die zweiten Bälle gingen an den VfR.
"Wir müssen über den Kampf kommen und das haben wir heute gemacht", ordnete deshalb auch Klemm, der den VfR wie sein Coaching-Partner Dominik Rippstein zum Saisonende verlassen wird, die Partie ein. "Wir haben heute nicht unverdient gewonnen." Grundstein für den durchaus überraschenden Dreier war der frühe Führungstreffer von Tobias Kundmüller, der mit dem Kopf nach einer Rippstein-Ecke und etwas Pingpong zur Stelle war (11.).
Abgesehen davon zeigten sich die Hausherren defensiv zwar sattelfest, nach vorne aber wenig aktiv. Die einzig nennenswerte Torchance hatte in Hälfte eins ein weiteres Mal Tobias Kundmüller, der aber nur das Außennetz traf (38.). Deutlich näher dran waren die Turner, doch bei Luis Firschings Drehschuss kurz vor dem Pausenpfiff bekam Lukas Kundmüller noch sein Bein entscheidend dazwischen. "Wir machen unsere Chancen einfach nicht, das ist unser Problem. Daran müssen wir arbeiten", sagte Arnold.
Stütz-Solo beschert Haßfurt den Ausgleich per Strafstoß
Dass die Gäste doch noch zum Torerfolg kamen, lag kurz nach Wiederbeginn an einem schönen Solo von Innenverteidiger Tizian Stütz, der nach einem Doppelpass im gegnerischen Strafraum nach leichtem Körperkontakt in Augen des Schiedsrichters elfmeterwürdig zu Fall kam: Kapitän Leonhard Wirth verlud bei dessen Ausführung VfR-Keeper Timo Hofmann cool und stellte auf 1:1 (50.). "Da haben wir uns das Leben halt selbst wieder schwer gemacht", stöhnte Klemm.

Doch sie belohnten sich ja noch für ihre Energieleistung. In Minute 56 war es eben einer der erwähnten zweiten Bälle, an den Tobias Kundmüller als Erster kam und aus der zweiten Reihe einfach mal draufhielt – das 2:1. Ein Vorsprung, den der TV bis zum Schluss nicht mehr wettmachte, obwohl Romig und Dominik Eisenrauch einen Abschlag von Hofmann direkt vor die Füße bekamen, aber alleine vorm Tor scheiterten (88.).
Was wiederum Rippstein dazu veranlasste, von da an die Kugel selbst nach vorne zu dreschen. Der übrigens nach dem Duell mit seinem künftigen Verein zwar von "etwas anderen Voraussetzungen" sprach, irgendwelche Befangenheiten aber sofort beiseite wischte: "TV Haßfurt ist für mich ab Sommer, jetzt ist VfR Hermannsberg. Wenn ich ein Spiel spiele, will ich das auch gewinnen."
Fußball: Kreisliga Schweinfurt 2, Männer
VfR Hermannsberg – TV Haßfurt 2:1 (1:0)
Hermannsberg: Hofmann – M. Strätz, Greul, Schmitt, Melber, J. Strätz, L. Kundmüller, Rippstein, T. Kundmüller, Schlee, M. Kundmüller. Eingewechselt: Zehendner, Bühl, Persch, Häfner.
Haßfurt: J. Wirth – Firsching, Del Do, Eisenrauch, Reinhart, L. Wirth, Stütz, Hofmann, Hacker, Romig, Kestler. Eingewechselt: Pfister, Mildenberger, Mader.
Schiedsrichter: Ronny Fehrmann (TSV Buchbrunn). Zuschauende: 100. Tore: 1:0 Tobias Kundmüller (11.), 1:1 Leonhard Wirth (50., Foulelfmeter), 2:1 Tobias Kundmüller (56.).