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FUSSBALL: Warum eine Lizenz noch keinen guten Trainer macht

FUSSBALL

Warum eine Lizenz noch keinen guten Trainer macht

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    Tobias Burger bei seiner zweiten Leidenschaft – dem Erklimmen hoher Gipfel, wie etwa dem 4288  Meter hohen „Finsteraarhorn” im Berner Oberland in der Schweiz.
    Tobias Burger bei seiner zweiten Leidenschaft – dem Erklimmen hoher Gipfel, wie etwa dem 4288 Meter hohen „Finsteraarhorn” im Berner Oberland in der Schweiz. Foto: Foto: Tobias Burger

    Warum der Schritt zurück in die Jugend?“ „Was treibt ein Trainer mit A-Lizenz in der Nachwuchsarbeit?“ Fragen, die sich Tobias Burger, seit Sommer sportlich verantwortlich für die Bayernliga-U-19 des FC 05 Schweinfurt, des Öfteren anhören darf.

    Die U-19-Bayernliga ist die zweithöchste Spielklasse dieser Altersklasse nach der Bundesliga und bietet mit Mannschaften aus Profi-Nachwuchsleistungszentren – wie Jahn Regensburg, SpVgg Unterhaching, 1860 München, Kickers Würzburg und nicht zuletzt dem FC Nürnberg – eine interessante Vereinslandschaft. „Vereine wie Schweinfurt, Deisenhofen oder Rosenheim, die drei Mal wöchentlich trainieren, treten also gegen Mannschaften an, die fünf bis sieben Mal wöchentlich zum Training gerufen werden“, betont Burger. Und seine Trainerkollegen seien „mindestens ebenfalls A-Lizenz-Inhaber, einige sogar als Vollzeit-Fußballlehrer angestellt.“

    Ausbildungsstart in der B-Klasse

    2012 wurde der heutige 36-jährige Heereshochgebirgsspezialist der Bundeswehr Spielertrainer bei seinem Heimatverein TSV Dankenfeld in der B-Klasse. „Ich war nie der überragende Spieler, hatte keinen Namen als Spieler, nachdem ich jahrelang nur im Ausdauersport unterwegs war“, räumt der Priesendorfer ohne Umschweife ein. Er wollte den einzelnen Spielern aber „wenigstens das Bestmögliche in der Trainerkompetenz bieten“.

    Deshalb meldete er sich vor acht Jahren für die Eignungsprüfung zur B-Lizenz an, die er als Lehrgangsbester im November 2012 erfolgreich und mit der „DFB-Elite-Jugend-Lizenz“ beendete.

    Erst nach seinem Wechsel zum damaligen Bezirksligisten FSV Krum vor vier Jahren absolvierte er seine Ausbildung zur DFB-Elite-Jugend-Lizenz, wiederum in Oberhaching. Nach drei Wochen Lehrgang erreichte Tobias Burger zwölf von 15 Punkten und die besten Noten in der praktischen Lehrprobe. Somit meisterte er die Hürde zur Erlangung der A-Lizenz (Voraussetzung: mindestens 10 Punkte), die er zusammen mit Victor Kleinhenz, einstiger Kollege beim FC Thulba und laut Burger einer der besten Trainer in Unterfranken, im März 2018 in Kamen-Kaiserau nahe Dortmund in Angriff nahm und schon einen Monat später erfolgreich (12 von 15 Punkten) beendete.

    Doch lohnt sich die A-Lizenz im unteren Amateurfußball? „Nur bedingt“, räumt Burger ein. Im Bereich der Kreisligen oder -klassen seien Lizenzen jeglicher Art auch nicht unbedingt Schwerpunkt der Vereine bei der Trainerauswahl. Es gehe vielmehr darum, in welcher Liga der zukünftige Trainer mal aktiv war, und inwieweit er als Spieler die Mannschaft bereichern wird.

    „Das ist für mich völlig in Ordnung und für viele Vereine auch zwingend notwendig“, zeigt er für diese Haltung vollstes Verständnis. Er ist den Verantwortlichen des SC Stettfeld und des FSV Krum deshalb „sehr dankbar, dass ich die Chance bekam, da ich einfach keinen Namen als ehemaliger hochklassiger Spieler habe und mich deshalb bei jeder meiner Trainerstationen bewerben musste.“

    Reizvolle Bayernliga

    Einen Anruf erhielt er bis zum Februar 2019 „noch nie“. Erst der Jugendleiter des FC 05 Schweinfurt, Stephan Götz, bot ihm in einem Telefonat an, die Bayernliga-U-19 zu trainieren. „Das war eine sehr reizvolle Liga, die für mich immer ein Ziel war.“

    Burger ist sehr stolz auf das bislang Erreichte, vor allem auf die aktuelle Platzierung seiner Jungs, die trotz starker Konkurrenz derzeit auf dem dritten Tabellenplatz stehen. Ihm ist dabei „sehr bewusst, dass die Spieler die Begegnungen entscheiden. Der Tabellenplatz ist dann das Spiegelbild des Trainingsehrgeizes und der individuellen Qualität meiner Jungs.“ Auch Betreuerin Else Kürschner sowie Co-Trainer Thorsten Reck hätten einen „großen Anteil am aktuellen Erfolg. Ich habe Thorsten beispielsweise die Standardsituationen komplett überlassen und gerade da sind wir erfolgreich. Zudem vertritt er mich oft, wenn ich irgendwo auf Steigeisen oder Tourenski in den Bergen rumrenne.“

    Zehnseitiger Matchplan

    Natürlich ist ihm bewusst, dass das Niveau bei den Nullfünfern „schon recht hoch“ ist und er deshalb „weiß, warum ich die doch recht teure Ausbildung bis zur A-Lizenz durchlaufen habe. Ich habe meistens 18 bis 22 Spieler beim Training, sehr wissbegierige und offene Spieler, die bereits in den unteren Jahrgangsstufen von hervorragenden Trainern gut geschult wurden“, benennt Burger nur einen von mehreren Unterschieden zu einer Herren-Mannschaft in den unteren Klassen.

    Er und sein Team würden zudem immer „mit einem klaren Matchplan, den ich als etwa zehnseitige Powerpoint-Folie aufbereite und mit meinen Spielern bespreche“, ins Spiel gehen, sagt er. „Wir versuchen gerade. die vermeintlich ,Großen‘ auf unser Niveau herunterzuziehen. Aber manchmal macht der Gegner leider halt auch nicht das, was ich will“, fügt Burger lachend hinzu.

    Ziel ist der Fußballlehrer

    Spannend ist für den 36-Jährigen zu guter Letzt die Aufgabe, den persönlichen Ehrgeiz mit dem Hauptauftrag eines U-19-Trainers in Einklang zu bringen. „Ganz klar, ich bin ehrgeizig und will weiterkommen.“ Persönliches Ziel ist für ihn die Teilnahme am elfmonatigen Fußballlehrer-Lehrgang, für den allerdings nur 25 Plätze im Jahr bereitstehen. Als Bezirks- oder Landesliga-Trainer der Männer habe er da „absolut keine Chance. Die laden mich nicht mal zur dreitägigen Eignungsprüfung ein. Selbst als Bayernliga-U-19-Trainer wird es sehr schwer. Also muss es höher gehen, was man nur durch gute Ergebnisse schafft.“

    Tobias Burger sieht seinen Auftrag allerdings nicht nur darin, Ergebnisse zu liefern. Es gehe vielmehr darum, „so viele Spieler wie möglich in die erste Mannschaft oder umliegende hochklassige Vereine zu bringen“. Das gelinge nur mit regelmäßigen Einsatz- beziehungsweise Spielzeiten. „Meine Aufgabe ist es also, den Jungs in der ersten Elf zu sagen, wie sie in der Startelf bleiben können. Gleichzeitig muss ich den Reservespielern erklären, wie sie so schnell wie möglich in die erste Elf kommen.“ Aus diesem Grund zieht er in jedem Spiel, unabhängig vom Spielstand, seine Wechselmöglichkeiten, „um so vielen wie möglich Zeit auf dem Platz geben zu können. Auch wenn man manchmal nicht wechseln möchte.“

    Kein übertriebener Ehrgeiz

    Einen Punkt will Tobias Burger in aller Deutlichkeit klarstellen: „Eine Lizenz macht keinen guten beziehungsweise besseren Trainer aus“, verweist er auf seine Zeit beim damaligen A-Klassisten SC Stettfeld, als er trotz B-Lizenz in letzter Minute schmerzhaft die Meisterschaft verlor. Mit dem FSV Krum konnte er zudem zwei Spielzeiten hintereinander zwar den jeweils größten Vereinserfolg feiern, doch im dritten Jahr folgte nach sechs Niederlagen in Folge der Absturz ans Tabellenende der Bezirksliga. „Eine Situation, für die ich als Trainer immer die alleinige Verantwortung trage. Da gab und gibt es keine Ausreden.“

    Er sei von den Erfolgen eines Stefan Seufert oder Reinhold „Asti“ Müller „weit entfernt und kann vor deren Arbeit nur meinen Hut ziehen. Außerdem“, fügt er hinzu, „möchte ich mich bei allem Ehrgeiz auch nicht zu sehr darauf verkrampfen, dass es immer weiter nach oben gehen muss.“

    Zum Trainergeschäft gehöre Glück. Es könne also durchaus auch sein, dass Burger trotz seines Alters noch einmal die Eignungsprüfung zum staatlich anerkannten Bergführer versucht. „Dann war es das mit dem Fußball und ich werde trotzdem sehr zufrieden sein. Oder vielleicht auch genau deshalb“, sagt er.

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