Für viele Trainer ist es mittlerweile wichtig, Familie, Beruf und das liebste Hobby Fußball möglichst wenig zeitintensiv unter einen Hut zu bekommen. Bei Clemens Haub ist das anders: Der in Hambach wohnende Spielertrainer nimmt pro Trainingstag 55 Kilometer einfach auf sich, um vom Landkreis Schweinfurt in den Haßbergkreis zu kommen, wo er für den Bezirksliga-Absteiger SV Rapid Ebelsbach verantwortlich ist.
Wie kommt's? Die Ebelsbacher waren einfach zu hartnäckig. Haub muss lachen, als er das erzählt. "Eigentlich hatte ich schon abgesagt, weil die Fahrt sehr lang dauert, aber Marcel Gläser vom SV Rapid ist einfach drangeblieben und hat permanent angerufen. Im Prinzip hat's dann meine Frau Annika entschieden, die gesagt hat, dass ich es einfach probieren soll." Schließlich hatte der Offensivmann große Lust auf die Aufgabe in der etwa 3800 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Gemeinde, deren Fußballer wieder in der Kreisliga Schweinfurt 2 aktiv sind. "Ich habe mir das Team in der vergangenen Runde angeschaut. Der Wille war stets da, auch wenn die Ergebnisse oft nicht gepasst haben. Zudem ist die Mannschaft zusammengeblieben."
Sein Vater zwang Clemens Haub früher zum Lauftraining
Wohl auch ein Grund, dass es läuft. In den ersten drei Liga-Spielen kassierte der SV Rapid erst ein einziges Gegentor – Haub, der bei den drei Siegen auf dem Platz zu finden war, traf gleich sechsmal. "Die Mannschaft hat es mir aber auch extrem leicht gemacht, ich musste teilweise nur den Fuß hinhalten. Die Jungs haben wirklich Klasse." Wie Luka Hornung, der vor dem gebürtigen Aschaffenburger Rapid-Spielertrainer war, weiterhin mit der Nummer 10 aufläuft und Teil des Trainerstabs ist.
"Ohne ihn, also ganz allein, würde das auch schwierig werden. Er kennt das Team, gibt mir Tipps, hilft aus, wenn ich mal nicht da bin – denn ich muss ja auch mal die Weichen im Berufsleben stellen." Arztsohn Haub, der um die Jahrtausendwende wegen eines Job-Wechsels seines Vaters Dieter in die Region kam, klingt glücklich. Auch, weil sich in den Gesprächen mit den Verantwortlichen die Ziele und Erwartungen deckten. "Unter den ersten fünf Teams will ich schon landen."
Drei Punkte als nachträgliches Geburtstagsgeschenk?
Doch das wird nicht unbedingt einfach. Am Sonntag geht's ab 15 Uhr zum TV Haßfurt an den Lengfeldweg, der auch neun Punkte gesammelt und zudem noch kein Gegentor bekommen hat. "Das ist eine richtig spielstarke Mannschaft, diese 14:0 Tore sind eine richtige Hausnummer. Nach drei Spielen gibt's natürlich noch nicht zu viel Vorzeigbares, aber ich denke schon, dass die Haßfurter grundsätzlich der Favorit sind." Haub, der am Donnerstag seinen 34. Geburtstag gefeiert hat, hofft, dass ihn die Rapidler nachträglich beschenken. "Darauf werde ich bei der Ansprache sicher zurückkommen." Der Vater eines dreijährigen Sohnes lacht.
Letzten Endes will er wieder auf dem Feld und beim Training vorangehen – das Geschenk sozusagen selbst verpacken. "Es ist mir ganz wichtig, dass ich vorne bin, wenn wir Läufe machen. Ich bin auch keiner, der etwas verlangt, was er selbst nicht kann. Da hab ich Glück, dass mich mein Vater, der Triathlet ist, schon immer zum Laufen genötigt hat. Ich muss ja auch ein Vorbild sein", sagt Haub, dessen Familie im Oktober wieder Nachwuchs erwartet. "Ich habe den A- und B-Schein gemacht, was ich jedem, der mal Trainer werden will, empfehle. Man lernt sehr viel und kann seiner Mannschaft im Training auch mehr bieten."
"Von Hambach aus bin ich ja schnell auf der Autobahn."
Ebelsbachs Spielertrainer Clemens Haub über die Fahrten in den Landkreis Haßberge
Lernen musste der ehemalige Akteur der FT Schweinfurt schon früh viel, der nicht nur ausgebildeter Kfz-Mechatroniker und Autoverkäufer ist – den Betriebswirt hat der im Management eines Laser-Herstellers beschäftigte Coach auch in der Tasche. "Das war aber auch so, als ich mit 27 beim SC Hesselbach Spielertrainer wurde. Ist man nur Spieler, bekommt man mal einen Arschtritt vom Trainer, nun musste ich mich selbst disziplinieren. Aber ich arbeite ohnehin gern mit Menschen, was mir auch als spielender Trainer zugutekommt."
Als ein Trainer, dessen Weg zu den Einheiten schon fast dem zu einem Auswärtsspiel gleichen könnte. Doch mittlerweile nimmt Clemens Haub die Fahrerei mit Humor. "Von Hambach aus bin ich ja schnell auf der Autobahn. Das ist schon gut, weil's kein Gegurke über Käffer ist." Klingt schon jetzt fast so, als könnte die Liaison zwischen Haub und dem SV Rapid Ebelsbach länger andauern als das bislang vereinbarte eine Jahr.